Das Buch der Schatten - Schwarze Seelen: Band 7 (German Edition)
Club zu mir gesagt hatte. » Und?«
» Und… sie hat meine Besorgnis um meine Mutter und meinen Vater gespürt. Sie hat mir eine sichere Möglichkeit gegeben, mit ihnen Kontakt aufzunehmen– glaube ich jedenfalls. Hiermit. « Er senkte den Blick auf die Samenschote.
» Wie funktioniert das? «, fragte ich.
» Indirekt, wenn ich es recht verstehe «, antwortete Hunter. » Ich habe noch nie eine benutzt– sie sind eine Spezialität lateinamerikanischer Hexen. Sie hat eine ähnliche Funktion wie eine Flaschenpost, aber sie ist mit einem einfachen Suchspruch belegt, um die Person ausfindig zu machen, die man erreichen möchte. Für den Fall, dass jemand mich im Visier hat, ist der magische Spruch so schlicht, dass die Schote ihm mit ein wenig Glück entgeht. Der Nachteil bei einem so schwachen magischen Spruch ist, dass die Botschaft eine Weile brauchen könnte, um ihr Ziel zu erreichen– und unterwegs kann alles Mögliche passieren. « Er atmete tief ein. » Aber ich muss es versuchen.«
» Bist du dir sicher? «, fragte ich zögernd. » Ich meine, der Rat hat gesagt, du sollst es ihm überlassen. Ich bin zwar nicht der größte Fan des Rats, aber vielleicht hat er in diesem Punkt recht. Es scheint zu gefährlich zu sein, es allein zu machen.«
» Der Rat hatte auch keinen Erfolg «, sagte Hunter. » Und mich beschleicht das Gefühl, dass die Zeit knapp ist und dass ich jetzt Kontakt zu meinen Eltern aufnehmen muss. Ich hoffe, ich täusche mich, aber ich traue mich nicht, noch länger zu warten, um am Ende festzustellen, dass ich recht hatte.«
Als wir uns dem Fluss näherten, frischte der Wind auf. » Hier lang «, sagte Hunter und führte mich zu einem kleinen Landungssteg. Zur Landseite gab es ein Eisentor mit einem Schloss, doch Hunter belegte es mit einem magischen Spruch, und es sprang auf. Wir gingen durch das Tor und schoben uns an einer Reihe von Fässern und Holzkisten vorbei.
Hunter kniete sich ans Wasser, das eine glatte bleigraue Fläche bildete. Behutsam öffnete er die Schote. Ich sah zu, wie er Sigillen zeichnete, die zart in der Luft glitzerten, bevor sie in der Schote verschwanden. Er sang ein langes gälisches Lied, das ich noch nie gehört hatte. Dann schloss er die Samenschote und hüllte sie in weitere magische Sprüche ein. Schließlich warf er sie in den Fluss. Wir sahen zu, wie sie einige Augenblicke auf der Wasseroberfläche hüpfte. Ich schnappte nach Luft, als sie schließlich untertauchte.
Hunter nahm meine Hand, und ich versuchte, ihm etwas von meiner Kraft abzugeben. » Ich habe getan, was ich konnte «, sagte er. » Jetzt bleibt mir nichts, als zu warten… und zu hoffen.«
10
Zeichen
14. Dezember 1981
Greer ist jetzt einen Monat tot – Herzinfarkt –, und falls jemand den Verdacht hegt, ich hätte nachgeholfen, wagt er nicht, mich zu beschuldigen. Liathach gehört jetzt mir. Andarra, Granias Vater, begreift das noch nicht. Er trauert noch. Heute Abend kam er zum Kreisritual und sang die Eröffnungsanrufung an Göttin und Gott. Als ich ihm dafür dankte und übernahm, trat Unverständnis in seine Augen. Ich musste es tun. Er wollte die ganze Nacht damit verbringen, Greers Seele auf die Reise zu schicken, worum wir uns doch schon nach ihrem Tod gekümmert haben. Sie hat so oft mit den taibhs zu tun gehabt, den dunklen Geistern. Weiß er nicht, dass sie sie am Ende geholt haben?
Es ist kurz vor Jul, die Zeit, da Gott zurückkehrt, eine passende Zeit, um Liathach zu übernehmen. Greer war sehr machtvoll, das gebe ich zu, aber sie war nicht unerschrocken genug. Andauernd hat sie sich Sorgen wegen des Rats gemacht. Es ist an der Zeit, den Spieß umzudrehen. Jetzt wird Liathach sein volles Potenzial entfalten, und der Rat wird lernen, uns zu fürchten.
– Neimhich
Hunter begleitete mich zurück ins Apartment und machte sich dann wieder auf den Weg, um Ciarans ehemalige Geliebte aufzusuchen. Bree war bei der Pediküre, sodass Robbie und ich allein in der Wohnung waren. Ich war froh darüber, denn mir lag daran, die Sache mit ihm zu klären. Doch zu meiner Bestürzung zog er gerade seinen Mantel an, als ich aus dem Bad wieder ins Wohnzimmer kam.
» Wohin willst du? « Ich fühlte mich verlassen.
» Ins Museum of Natural History «, sagte Robbie knapp. Er hatte seit unserem Streit kaum ein Wort mit mir gesprochen.
» Willst du Gesellschaft?«
» Eigentlich nicht.«
» Okay «, sagte ich und versuchte ihm nicht zu zeigen, wie sehr mich das verletzte. » Aber Robbie? Ich
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