Das Buch der Schatten - Schwarze Seelen: Band 7 (German Edition)
habe sehr viel über das nachgedacht, was du gestern gesagt hast. Ich muss darüber reden. Ähm… kann ich dich zur Subway begleiten?«
Nach einem Moment nickte er und ich zog meinen Mantel wieder an. Wir gingen die 23rd Street hoch. Robbie wollte den Bus zur 8th Avenue nehmen, wo er in einen C Train umsteigen konnte. Die breite Querstraße war voller Busse, LKW s und Taxis. Ein Krankenwagen und ein Löschwagen versuchten sich mit zuckendem rotem Signallicht und Sirenen den Weg durch das Verkehrsgewühl zu bahnen. Reden– genauer gesagt, zuhören– war hier unmöglich.
» Hast du Lust auf einen Kaffee? «, rief ich über den Lärm hinweg. » Ich lad dich ein.«
» Eigentlich nicht «, sagte Robbie wieder und machte einen Schritt, als ein Bus an der Haltestelle hielt.
Ich biss die Zähne zusammen. » Okay «, sagte ich. » Wir reden im Bus.«
Zum Glück war der Bus nicht überfüllt und wir bekamen zwei Plätze nebeneinander. » Ich möchte dich um Entschuldigung bitten «, sagte ich. » Du hattest recht– ich hätte diese Frau nicht so manipulieren dürfen.«
Robbie blickte stur nach vorn. Er war immer noch sauer.
» Eine Bluthexe zu sein und magische Kräfte zu besitzen ist immer noch neu für mich «, fuhr ich fort. » Ich will damit nicht entschuldigen, was ich getan habe. Ich will damit nur sagen, dass ich mich noch daran gewöhnen muss. Ich bin noch dabei, herauszufinden, wann ich Magie nutzen sollte und wann nicht. Und wenn ich ganz ehrlich bin, liegt in der Macht auch ein gewisser Kick. Ich gerate in Versuchung, sie zu nutzen, wenn ich es nicht sollte. Also werde ich wohl ab und zu noch Mist bauen.«
Robbie verschränkte die Arme vor der Brust. » Erzähl mir was, was ich noch nicht weiß.«
Ich seufzte. » Du machst mir das hier nicht gerade leicht.«
Er sah mich mit kalten Augen an. » Mach’s dir doch selber leicht. Beleg mich einfach mit einem magischen Spruch.«
Ich zuckte zusammen. » Bitte, Robbie. Ich verspreche dir, vorsichtiger zu sein. Ich gebe dir mein Wort, dass ich bewusster mit meiner magischen Kraft umgehen und mich bemühen werde, sie nicht zu missbrauchen. Und ich werde dich nie wieder in so eine blöde Situation bringen.«
Robbie schloss die Augen. Als er sie wieder aufschlug, war sein Zorn fort, und an seiner Stelle war Bedauern. » Morgan, ich versuche nicht, dich zu bestrafen. Ich weiß nur nicht, wie ich dir noch vertrauen soll «, sagte er. » Ich weiß nicht, wie wir Freunde sein wollen. Ich will dich nicht verlieren, aber… « Er hob in einer Geste der Hilflosigkeit die Hände. » Du besitzt diese ganze Macht. Du spielst jetzt in einer völlig anderen Liga. Das macht eine richtige Freundschaft sehr schwer.«
Meine Hoffnung schwand. Ich war davon ausgegangen, dass wir reden würden und dass dann alles wieder gut wäre. Robbie und ich waren noch nie länger sauer aufeinander gewesen. Doch er hatte recht. Wir waren nicht mehr auf Augenhöhe. Ich bewegte mich jetzt in einer anderen Sphäre, in der andere Regeln galten.
Er stieg aus dem Bus und ich folgte ihm die Treppe runter in die U-Bahn-Station. Die Bahn kam und wir stiegen ein.
» Dass ich eine Bluthexe bin, heißt also, dass ich deine Freundschaft verliere? « Die Bahn fuhr los. Ich biss mir auf die Lippen, um bloß nicht zu weinen.
» Ich weiß nicht «, sagte Robbie. » Ich weiß einfach nicht, was ich machen soll.«
Wir sausten von einer Station zur nächsten, während ich alle Mühe hatte, die Tränen zurückzuhalten. Mit Bree würde es nie wieder so sein wie früher. Und jetzt verlor ich auch noch Robbie. Warum musste ich meine besten Freunde aufgeben, nur weil ich eine Bluthexe war?
» Ich will unsere Freundschaft nicht verlieren «, sagte ich stur. » Ich brauche dich. Ich brauche Robbie, der keine Bluthexe ist und der mich besser kennt als jeder andere. Ich… « Ich putzte mir die Nase. » Robbie, du bist einer der besten Menschen, die mir je begegnet sind. Ich fände es unerträglich, dich zu verlieren.«
Robbie bedachte mich mit einem langen, komplizierten Blick– Mitgefühl, Liebe und eine müde Verärgerung, alles zusammen. » Ich will uns auch nicht aufgeben «, sagte er, als die U-Bahn gerade in die Station 81st Street einfuhr. » Hast du Lust, dir ein paar Dinosaurier anzusehen?«
» Klar. « Ich brachte ein zittriges Lächeln zustande.
Wir stiegen zusammen aus der U-Bahn, doch als wir durch die Drehkreuze gingen, senkte sich eine Wolke intensiver Erschöpfung über mich und mir wurde
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