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Das Buch der Schatten - Schwarze Seelen: Band 7 (German Edition)

Das Buch der Schatten - Schwarze Seelen: Band 7 (German Edition)

Titel: Das Buch der Schatten - Schwarze Seelen: Band 7 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cate Tiernan
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Dann ging ich wieder rauf in mein Zimmer, wo ich schlaflos und voller Angst im Bett lag und darauf wartete, dass es Tag wurde.

1
    Prophezeiungen
    2. März 1977
    Ich habe schon wieder von Irland geträumt. Und wie immer bin ich aus dem Traum aufgewacht mit einer Sehnsucht, die keinen Sinn ergibt. Es ist nur ein Bild, täuschend schlicht, ja geradezu unschuldig: ein Kinderkleid aus cremefarbenem Leinen, das vor einem offenen blauen Himmel auf der Wäscheleine flattert. Dahinter führt die Wiese in einer flachen Steigung zum Fuß des Slieve Corrofin mit der riesigen Felsformation in Gestalt eines Echsenkopfes oben drauf. Ich weiß noch, dass die Ortsansässigen ihn den Ballynigel-Drachen nennen, obwohl das vermutlich mehr für die Touristen ist als sonst was.
    Also warum verfolgt mich Ballynigel immer noch in meinen Träumen? Und was soll ich davon halten, dass der Traum zurückkehrt, wenn ich achtzehn bin und mich nur noch zwei Nächte von meiner Hochzeit mit Grania trennen? Wenn es so ist, wie man uns lehrt, und alles eine Bedeutung hat, was bedeutet dann dieser Traum? Will er mich warnen, nicht zu heiraten? Nein, das scheint mir doch recht unwahrscheinlich, schließlich träume ich von diesem Kleid, seit ich acht bin.
    Abgesehen davon ist Grania im dritten Monat schwanger. Und sie ist eine gute Partie. Ihre Familie ist eine der wohlhabendsten von Liathach, unserem Hexenzirkel. Aber vor allem ist ihre Mutter die Hohepriesterin von Liathach. Grania ist ihr einziges Kind, doch sie hat keinerlei Ehrgeiz, den Hexenzirkel zu leiten. Sie ist zufrieden damit, mir diese Rolle zu überlassen. Ich habe immer gewusst, dass ich Liathach eines Tages leiten würde. Greer MacMuredachs Schwiegersohn zu sein wird es mir um einiges leichter machen, die Macht zu übernehmen. Grania und ich werden zusammen eine ganze Dynastie von wahren Woodbane-Hexen großziehen.
    – Neimhich
    Es war halb neun, und ich fuhr auf dem New York State Thruway nach Süden, am Himmel noch die Blässe des frühen Morgens. Es waren kaum Autos auf der Straße und die Welt wirkte still und gedämpft in der kalten Januarluft. Auf der Rückbank von Das Boot, meinem riesigen Plymouth Valiant, Baujahr ’71, saßen Bree, Robbie, Raven und Hunters Cousine Sky dicht gedrängt nebeneinander. Sie schliefen; Raven war halb gegen Sky gesunken, Bree schmiegte sich an Robbie. Außer mir war nur Hunter wach, der neben mir auf dem Beifahrersitz saß. Ich schaute kurz zu ihm rüber und betrachtete sein kantiges Profil, während er aufmerksam eine Straßenkarte studierte. Manchmal fragte ich mich, ob es je einen Augenblick gab, da Hunter nicht von dieser konzentrierten Intensität war. Schlief er auch intensiv?
    Vielleicht würde ich es übers Wochenende herausfinden. Wir sechs wollten fünf Tage in New York City bleiben. Ich hatte noch nie so viel Zeit mit Hunter verbracht, und tief in mir drin klimperte etwas vor Freude darüber, ihm so nah zu sein. Wir waren noch nicht lange zusammen, doch ich wusste ohne jeden Zweifel, dass ich ihn liebte. Die meiste Zeit war ich mir ziemlich sicher, dass er mich auch liebte, auch wenn ich deswegen manchmal unsicher wurde. Vor ein paar Wochen hatte ich ihm gesagt, was ich für ihn empfand, doch er hatte es bisher nicht erwidert. Wer weiß– vielleicht hielt er es einfach nicht für notwendig. Ich hatte noch nicht den Mut gefunden, ihn zu fragen.
    » Morgan, du musst den Palisades Parkway zur George Washington Bridge nehmen und dann den Harlem River Drive zum Franklin Delano Roosevelt Highway. Der bringt uns direkt in den Osten der Stadt«, sagte er.
    » Ich weiß.« Ich war noch nie selbst nach New York City gefahren, aber ich war schon oft mit meiner Familie hier gewesen. Von Widow’s Vale waren es ungefähr zwei Stunden nach Norden, eine ziemlich direkte Verbindung.
    » Wie schnell fährst du?«
    Ich schaute auf den Tacho. » Hundertzwanzig.«
    Er runzelte die Stirn, ganz der verantwortungsvolle Hunter. Mit neunzehn war er das jüngste Mitglied des Internationalen Rats der Hexen, und als Sucher hatte er den Auftrag, Hexen aufzuspüren, die sich des unangemessenen Gebrauchs ihrer magischen Kräfte schuldig gemacht hatten, und sie zu bestrafen. Seit ich Hunter kannte, hatte ich mehr von der dunklen Seite von Wicca gesehen, als mir lieb war.
    Vor ungefähr zwei Monaten war die Magie in mein Leben gekommen und sie hatte mir großen Kummer gebracht. Sie hatte mich alles hinterfragen lassen, was ich bis dahin für wahr und richtig gehalten

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