Das Buch der Schatten - Schwarze Seelen: Band 7 (German Edition)
du das?
Hunter stand vor der geschlossenen Tür des Gästezimmers. » Sieh mal, Morgan «, sagte er leise. An den Türknauf hatte Bree einen kleinen Kranz gehängt, in den weiße Blüten geknüpft waren. Ihr süßer, berauschender Duft erfüllte den Flur. » Jasmin «, sagte Hunter mit einem Lächeln. » Würde mich interessieren, wo sie den um diese Jahreszeit aufgetrieben hat. « Er nahm meine Hand. » Sollen wir reingehen?«
Ich wollte mich zu einem Lächeln zwingen, doch es gelang mir nicht.
» Hunter «, sagte ich, und meine Stimme brach. » Ich weiß nicht, wie ich es sagen soll, aber… ich bin gerade sehr verletzt und durcheinander. Ich muss heute Nacht allein schlafen.«
Ich sah den Schmerz, der in Hunters Augen aufblitzte, und empfand leichte Schuldgefühle und Bedauern. Hier war endlich unsere Chance, eine ganze Nacht miteinander zu verbringen. Nachdem wir die Katastrophe in Ciarans Haus überlebt hatten, hätten wir jetzt miteinander schlafen sollen– so hätten wir uns auf ganz natürliche Weise wieder im Leben erden können, nachdem wir dem Tod so nah gewesen waren. Es wäre eine Bestätigung unserer Liebe gewesen, eine Zeit des Trostes. Doch ich konnte es nicht. Nicht jetzt.
» Wenn du meinst… « Hunters Stimme verlor sich.
» Ja. « Ich legte die Hand an seine Wange. » Danke. Für alles.«
» Jederzeit.«
Ich ging ins Gästezimmer, wo ich einen Blick auf mein Spiegelbild erhaschte. Mehrere Herzschläge lang zwang ich mich, mein Gesicht zu betrachten. Meine Wangen waren tränenverschmiert, meine Nase leicht geschwollen, genau wie die roten Augen. Die exakt dieselbe Form und Farbe hatten wie Ciarans Augen.
Die schreckliche Ironie der Situation entging mir nicht. Nach all den Jahren wusste ich endlich, wem ich ähnlich sah.
Ich ertrug meinen Anblick nicht länger. Eigentlich hätte ich unbedingt eine Dusche gebraucht, aber selbst dazu war ich zu müde. Das musste warten bis zum nächsten Morgen. Ich streifte die braune Robe ab. Morgen früh würde ich sie in den Müllschlucker stopfen.
Ich kroch zwischen die Laken, schloss die Augen und wollte schlafen, doch in meinem Kopf lief ein Endlosband: Ciaran ist mein Vater. Ciaran ist mein Vater. Ciaran ist mein Vater.
Ich hatte nicht den geringsten Grund, daran zu zweifeln. Nicht nach der Verbindung, die ich zu ihm empfunden hatte. Nicht nach dem Blick in den Spiegel, wo mich aus meinem Gesicht heraus seine Augen angesehen hatten.
Mein Vater war ein Mörder und der Leiter eines Woodbane-Hexenzirkels, dessen Ziel es war, andere Hexenzirkel auszulöschen. Er hatte Maeve und Angus umgebracht. Er war durch und durch böse.
Da kam mir der Gedanke, dass Killian mein Halbbruder war.
Und jetzt fanden alle möglichen Dinge ihren Platz. Dinge, die vorher keinen Sinn ergeben hatten. Das Gefühl der Verbundenheit, das ich bei Ciaran– und bei Killian– empfunden hatte. Meine ungewöhnlichen magischen Kräfte. Ich war nicht nur die Erbin der Belwicket-Magie, ich hatte auch Ciarans magische Kräfte geerbt. Und die Neigung, meine magischen Kräfte zu missbrauchen, stammte eindeutig von Ciaran.
Durch die Wand hörte ich Hunter über das Klappsofa im Arbeitszimmer fluchen. Bree hatte mir erzählt, dass es klumpig und unbequem war.
Tränen liefen mir aus den Augen. Ich liebte Hunter, wie ich noch nie jemanden geliebt hatte. Doch ich konnte nicht mit ihm zusammen sein. Nicht jetzt, da ich wusste, wer ich war.
Eine Erbin der Finsternis.
15
Kaputt
Juni 1985
Ich bin wieder in Meshomah Falls, um dem Ganzen ein für alle Mal ein Ende zu bereiten. Kein Fieber mehr, kein sinnloses Sehnen. Kein Verlangen mehr nach einer Frau, die mich nicht will. Ich stelle meinen eigenen Seelenfrieden über alles andere. Füge mich ins Unvermeidliche.
Wenn sie Angus unbedingt will, ja dann soll sie ihn doch bis in alle Ewigkeiten haben. Sollen sie doch beide sterben. Ich habe den perfekten Ort dafür gefunden– eine abgelegene Scheune auf einem verlassenen Hof etwa acht Kilometer von ihrem Haus entfernt. Das Mittel wird Maeves ureigenes Element sein: Feuer. Es scheint mir das einzig Passende zu sein. Ein Feuer, um das Feuer zu löschen, das in meinem Herzen brennt seit dem Tag, als ich ihr zum ersten Mal begegnet bin.
Feuer zu Feuer, Asche zu Asche. Bald ist es getan. Ich habe mein Herz schon vor der Liebe verschlossen. Von diesem Tag an übergebe ich mich ganz der Finsternis.
– Neimhich
Am Montagmittag waren wir wieder in Widow’s Vale. Nachdem ich alle zu Hause
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