Das Buch der Schatten - Verwandte Geister: Band 8 (German Edition)

dabei seinen glatten Hals. » Natürlich. Jeder hat einen, jeder Mensch, Fels, Baum, jeder Fisch, Vogel und jedes Säugetier. Kristalle, Metalle – alles Natürliche. Alles hat einen wahren Namen. Und wenn man ihn kennt, besitzt man es. «
    Ich beobachtete Killian aufmerksam. Man besaß es? Es war doch wohl ein Unterschied, ob man ein lebendiges Wesen besaß oder einen Kristall oder eine Pflanze. Wie mein wahrer Name wohl lautete? Ein Frösteln fuhr mir den Rücken hinunter, als ich überlegte, was passieren könnte, wenn jemand anders ihn erfuhr. Wenn ich in den vergangenen Monaten eines gelernt hatte, dann, dass es da draußen genügend Leute gab, die mich und meine magischen Kräfte nur zu gern besitzen würden.
    » Kennt jemand anders deinen wahren Namen? « , fragte Robbie Killian. » Zum Beispiel deine Eltern? «
    » O Göttin, nein! « Killian war entsetzt über den Gedanken. » Kennt jemand deinen wahren Namen, gibt ihm das Macht über dich. «
    » Du willst nicht, dass deine Eltern ihn kennen? « , fragte Robbie.
    » Damit sie Macht über mich haben? Niemals. Da wäre ich lieber tot. « Alle Fröhlichkeit war verschwunden, seine Miene war verschlossen und hart. Er schaute zum leeren, dunkler werdenden Himmel hinauf. » Es wird spät. Wir fahren besser wieder. «
    Als wir zu den Autos zurückgingen, dachte ich über das nach, was Killian gerade getan hatte. Es war schön gewesen – schöne, schmerzliche Magie. Er hatte ein lebendiges Wesen gezwungen, gegen seine Natur zu handeln, und er hatte es leichthin getan, aus einer Laune heraus und nur, um zu beeindrucken. Er hatte mit diesem einen Kunststückchen ungefähr hundert Regeln gebrochen. Wären alle Hexen so, wäre es eine Katastrophe. Ich begriff so langsam, welch wichtige Rolle der Rat in der Ordnung der Hexen spielte.
    Ich hatte Das Boot beinahe erreicht, als Killian mich sanft am Arm fasste. Er beugte sich näher zu mir und flüsterte: » Apropos Eltern … Ich hab von Dad gehört. Er kommt uns besuchen. «

10
    Blutsverbindungen
    Bruder Collin, meine Kämpfe sind gewöhnlich solche des Geistes, doch heute hatte ich einen Kampf des Fleisches. Auf dem Weg nach Hause von Atherton nach Barra Head bin ich auf drei Straßenräuber gestoßen, die auf Nuala Riordan losgegangen waren.
    Ich befahl ihnen, sie loszulassen, und zwei von ihnen stürzten sich augenblicklich auf mich. Gott möge mir verzeihen, Bruder Colin, aber es war, als wäre ich wieder ein junger Bursche, der sich mit Dir und Derwin prügelte. Du wirst Dich erinnern, dass ich euch beide beim Ringen immer besiegte, und heute habe ich die beiden armen Rüpel besiegt. Der Dritte bekam eine Art Anfall, er fiel ohne Vorwarnung zu Boden und wand sich vor Schmerzen. Schließlich wurde er ohnmächtig und Nuala und ich eilten hastig weiter.
    Gott sei Dank war sie unverletzt. Als ich andeutete, sie sollte das Dorf vielleicht nicht ohne Begleitung ihres Mannes verlassen, bedachte sie mich mit einem seltsamen Blick. Dann erklärte sie mir offen, sie habe weder einen Mann noch einen Liebsten.
    Meine Wangen brannten ob ihrer Offenheit, Bruder Colin, ich gebe es zu. Dann sprach sie sanft wie ein Taubenflügel meinen Namen – Sinestus –, und es war, als würde ihre Stimme einen Zauber um mich weben. Ich eilte so schnell mich meine Füße trugen davon, denn um die Wahrheit zu sagen, fürchtete ich die Versuchung der Sünde.
    Es ist Zeit für das Abendgebet, Bruder Colin, und dann bringt Bruder Edmond die Post fort. Ich muss diesen Brief ein andermal fertigschreiben.
    – Bruder Sinestus Tor an Colin, September 1768
    » Mir geht’s immer noch gut « , erklärte ich Tante Eileen am nächsten Tag. Bis jetzt. Ich strich ihren Namen von meiner Anrufliste.
    » Ganz sicher? « , fragte sie. » Warum kommst du nicht übers Wochenende zu uns? «
    » Oh, ich komme schon klar « , sagte ich. » Ich bleibe einfach zu Hause und lerne. Ich muss mich ein bisschen ranhalten. «
    » Du? Ranhalten? Um noch bessere Noten als Einsen zu kriegen? «
    Ich lachte nervös. Wir plauderten noch ein paar Minuten und legten dann auf.
    Als Nächstes rief ich Mary K. bei Jaycee an. Es stellte sich heraus, dass Jaycees Eltern mit den Mädchen übers Wochenende zum Skifahren wollten. Ich war erleichtert. Die halbe Nacht hatte ich wachgelegen und mich vor Ciarans Kommen gefürchtet. Ich wünschte mir Mary K. möglichst weit weg von hier – ich wollte nicht, dass sie auf irgendeine Weise in das reingezogen wurde, was zwischen meinem