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Das Buch der Schatten - Verwandte Geister: Band 8 (German Edition)

Das Buch der Schatten - Verwandte Geister: Band 8 (German Edition)

Titel: Das Buch der Schatten - Verwandte Geister: Band 8 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cate Tiernan
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nächsten Tag würde ich sie dort verstauen, wo ich sie normalerweise versteckte: hinter der Abdeckung der Klimaanlage im Flur. Ganz schön eingebildet, was?, dachte ich entrüstet, während ich versuchte, den Sand mit den Fingern zusammenzukratzen. Du willst einfach nur Magie machen, ohne über die Folgen nachzudenken. Du benimmst dich wie eine Woodbane.
    Ich wischte den Kreis weg, so gut es ging. Den Rest musste ich am nächsten Tag machen. Dann putzte ich mir die Zähne und schlüpfte in meinen Schlafanzug, ging ins Bett und zog die Decke bis ans Kinn. Mein ganzes Elend war wieder da, ja, sogar noch mehr. Ich hatte heute Abend das Kreisritual meines Hexenzirkels versäumt. Ich war Ciarans Tochter. Ich hatte Hunter verloren. Wenn die Dinge schon jetzt so schlecht standen, wo ich erst siebzehn war, wie sollte es denn sein, wenn ich auf die dreißig zuging?

2
    Allein
    Bruder Colin, vor Dir, der Du mein Fleisch und Blut bist und mein Mitbruder vor Gott, werde ich keine Ausflüchte machen. Ich habe eben erst mit meiner Arbeit hier begonnen, und ich werde zufrieden sein, wenn ich bis ans Ende meiner Tage brauche, um die Menschen von Barra Head zu erreichen. Doch ich musste überrascht feststellen, dass das gemeine Volk sich gegen das Wort Gottes sträubt. Gewiss, es gibt eine Handvoll frommer Seelen, aber alles ist von der alten Religion durchdrungen. Wohin ich auch schaue, sehe ich uralte Sigillen, in den Fels gehauen, auf die primitiven Häuser aus Grassoden und Stein gemalt: Selbst Kräute r gärten wachsen in heidnischen Mustern. Gewiss hat Gott mich hierher geschickt, um diese Menschen zu retten, diese sogenannten Wodebaynes.
    – Bruder Sinestus Tor an seinen Bruder Colin, Nove m ber 1767
    Stunden später lag ich immer noch wach im Bett und betrachtete die wandernden Schatten auf den vor Kurzem frisch gestrichenen Wänden meines Schlafzimmers. Ich hatte gedacht, ich wäre müde, aber ich konnte keinen Schlaf finden. Jetzt ließ ich meine Sinne durchs Haus streifen. Mary K., nur durch unser gemeinsames Bad von mir getrennt, schlief tief und fest. Sie war kurz nach meinen Eltern nach Hause gekommen, ganz aufgekratzt bei dem Gedanken, elf Tage bei ihrer Freundin Jaycee wohnen zu dürfen: eine ununterbrochene Pyjamaparty. Ihre drei Koffer standen schon gepackt an der Haustür.
    Auch meine Eltern schliefen: meine Mutter leicht und unruhig, mein Vater tiefer. Sie waren nervös wegen der Reise, nervös, weil sie uns so lange allein ließen.
    Ich drehte mich auf die Seite. Heute Abend hatte ich Objekte schweben lassen. Es war unglaublich gewesen, wenn auch ein wenig erschreckend. Wäre ich nicht so verzweifelt, wäre es eine wunderschöne fröhliche Erfahrung gewesen. Aber so war Wicca: hell und dunkel zugleich und Teil desselben. Tag und Nacht. Schönes und Hässliches, Gut und Böse. Die Rose und der Dorn.
    Morgan. Als die Stimme in meinem Kopf widerhallte, blinzelte ich und warf meine Sinne richtig aus. O Gott, unten vor der Haustür stand Hunter. Es war halb zwei, mitten in der Nacht. Zwei Gedanken schossen mir durch den Kopf: Ich kann ihn unmöglich sehen. Und: Hoffentlich weckt er nicht meine Eltern.
    Morgan. Ich biss mir auf die Lippe und stand auf, denn mir war klar, dass ich keine Chance hatte. Obwohl ich todunglücklich war, setzte mein verräterisches Herz einen Schlag aus, so sehr freute es sich, Hunter zu sehen. Ganz leise schob ich die Füße in meine Bärentatzen-Pantoffel und tappte nach unten, wo ich meinen Parka überzog und so leise wie möglich die Haustür öffnete.
    Da stand er, sein dünnes, helles Haar schimmerte im Wintermondschein. Sein Gesicht lag im Dunkeln, doch ich sah die harte Linie seines Kinns, die wie gemeißelte Bögen seiner Wangenknochen. Es waren nur ein paar Tage gewesen, doch die Sehnsucht nach ihm war so stark, dass es regelrecht wehtat.
    » Hi « , sagte ich, ohne ihn anzusehen. Meine Haare waren ungekämmt und mein Gesicht fühlte sich müde und abgespannt an.
    » Du hast das Kreisritual verpasst « , sagte er ruhig und legte den Kopf in den Nacken, um mich anzusehen. In der kalten Januarluft kamen seine Worte heraus wie der wolkige Atem eines Drachen. » Warum? «
    Erfahrene Hexen können lügen und einander ziemlich gut an der Nase herumführen. Aber wenn ich log, wüsste Hunter es sofort. » Ich wollte dich nicht sehen. « Ich versuchte, stark zu klingen, aber meine Körpersprache schrie bestimmt lauthals » Kummer « und » Angst « .
    » Warum? « Seine Miene veränderte

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