Das Buch der Schatten - Verwandte Geister: Band 8 (German Edition)
sich nicht, doch ich spürte den Schmerz und die Wut, die ich in ihm ausgelöst hatte. » Bin ich jetzt plötzlich abstoßend ? «
Ich schüttelte den Kopf. » Natürlich nicht « , sagte ich. » Aber ich brauchte ein bisschen Zeit für mich, weil wir uns doch gerade erst getrennt haben. «
» Es gehört zu Wicca, sein Engagement zu zeigen und dem Lauf des Jahresrads zu folgen « , erwiderte Hunter. » Das wöchentliche Kreisritual ist genauso wichtig wie dein Privatleben. «
Zähl bis zehn, bevor du jetzt was sagst, ermahnte ich mich. Er sagte das so, als hätte ich das Kreisritual verpasst, weil ich einen Pickel hätte. Aber er hatte doch gesehen, wie durcheinander und verängstigt ich gewesen war nach dem, was in New York passiert war. Wie sehr ich unter Schock gestanden hatte, als ich herausfand, dass mein leiblicher Vater nicht der nette Angus war – der Mann, der meine Mutter geliebt und viele Jahre an ihrer Seite gelebt hatte –, sondern Ciaran, die böse und zerstörerische Hexe, die für den Tod meiner Mutter verantwortlich war. Hunter hatte selbst gesehen, wie unbarmherzig Ciaran war, ein Woodbane durch und durch, dem es nur darum ging, seine Macht zu vergrößern, um jeden Preis. Hatte ich mit so einem Vater überhaupt eine Chance, eine gute Hexe zu werden? Ich war auch eine reine Woodbane. War es nur eine Frage der Zeit, bevor ich den Verlockungen der schwarzen Magie verfiel? Und wie sollte ich den Ausdruck in Hunters Gesicht ertragen, wenn ich mich am Ende der Finsternis zuwandte? Sein Entsetzen und seine Enttäuschung?
» Ich weiß, dass das Kreisritual wichtig ist « , sagte ich steif. » Aber ich wollte ein bisschen Zeit für mich. «
» Das ist wohl eine Frage der Prioritäten « , sagte er in einem Tonfall, von dem er wusste, dass er mich auf die Palme brachte.
Zu wissen, dass er versuchte, mich aufzustacheln, hinderte mich nicht daran, so zu reagieren, als hätte er ein Streichholz in eine Benzinpfütze geworfen.
» Meine oberste Priorität ist, dich und alle anderen Mitglieder von Kithic vor jedem potenziellen schlechten Einfluss zu schützen! « , zischte ich in der Nachtluft.
» Witzig, dass du denkst, du könntest entscheiden, was für uns das Beste ist. « Er wusste einfach zu gut, wie er mich wütend machte. » Es wäre gut, dich daran zu erinnern, wie viel du noch über Wicca lernen musst. Vielleicht möchten wir ja selbst entscheiden, mit wem wir Umgang haben und Magie wirken wollen und mit wem nicht. «
Ich hatte allergrößte Mühe, meinen Zorn in Schach zu halten. Schön, er war also sauer auf mich, weil ich das Kreisritual versäumt hatte. Aber ich war außer mir, dass er so leicht vergessen konnte, was zwischen uns passiert war – dass ich eine überaus mächtige Hexe war und deswegen keine menschlichen Gefühle haben durfte. Ich war die letzten Tage so abgrundtief unglücklich gewesen. Wie konnte ich da einfach zum Kreisritual gehen, als wäre nichts geschehen?
» Hinzu kommt, dass ich dich nicht liebe « , sagte ich schließlich und betete, dass dieses Gespräch bald endete. » Das hatte auch was damit zu tun. «
Hunters grüne Augen sahen im fahlen Mondlicht grau aus. Doch sie schienen direkt durch meine Augen hindurch bis in meine Seele zu blicken, ganz tief in mich hinein. Er wusste, dass ich log.
» Wir sollten zusammen sein. « Es klang, als kosteten ihn seine Worte Überwindung.
» Das können wir nicht. « Meine Kehle war wie zugeschnürt.
Er schaute hinauf zu den dicken weißen Wolken, die über den Nachthimmel fegten. » Du solltest an Kreisritualen teilnehmen. Wenn nicht bei Kithic, dann bei einem anderen Hexenzirkel. «
Mein Herz tat weh. Ich hätte ihm so gern von meinem Erlebnis mit den schwebenden Silberschalen erzählt. Doch es war besser für ihn, wenn ich es nicht tat. Wenn ich ihm gar nichts mehr von mir erzählte. Plötzlich drehte ich mich erschöpft zur Haustür um.
» Gute Nacht, Hunter. «
» Wenn du meinst. «
Seine Stimme klingelte noch in meinen Ohren, als ich leise ins Haus schlich.
» Morgen! « Wie immer war Mary K. unnatürlich munter, lange bevor mein Biorhythmus mich in eine vertikale Position befördert hatte. Als Mary K. und ich noch nicht wussten, dass ich adoptiert war, hatten wir ständig darüber gewitzelt, dass ich einfach nicht in diese Familie passte. Davon war keine Rede mehr.
» Morgen, Schatz « , sagte meine Mutter kurz zu ihr und wandte sich mir zu. » Morgan, dein Vater und ich machen uns immer noch Sorgen, dass du
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