Das Buch der Schatten - Verwandte Geister: Band 8 (German Edition)
und damit aus meinem Blickfeld verschwand. Dann merkte ich, dass ich fror, und ging ins Haus, das die nächsten elf Tage mir ganz allein gehören würde.
Drinnen war es extrem still. Ich warf meine Sinne aus und spürte nur Dagda, der wie immer schlief. In der Küche summte der Kühlschrank, und die Standuhr, die mein Vater aus einem Selbstbausatz zusammengesetzt hatte, tickte laut. Irrationale Panik überkam mich plötzlich und das Gefühl, sämtliche Axtmörder in der Gegend spitzten die Ohren, weil sie wussten, dass sie sich sofort auf den Weg zu unserer Adresse machen sollten.
» Hör auf damit « , schalt ich mich empört und hockte mich vor den Fernseher.
Als es dreißig Minuten später an der Haustür läutete, sprang ich einen halben Meter in die Luft. Ich hatte nicht gespürt, dass jemand den Weg zum Haus hochkam, und das ließ mein Herz wie wild klopfen.
Meine Sinne auswerfend schlich ich an die Haustür, um durch das Guckloch zu spähen. Ich erspürte eine Bluthexe, noch bevor ich die kleine rothaarige Frau auf der Veranda sah. Eine Hexe, aber keine, die ich kannte. Gefahr witterte ich nicht, doch wenn sie mächtig genug war, hatte das nicht unbedingt etwas zu bedeuten.
Ich öffnete die Tür. Eine starke Hexe, die ins Haus kommen wollte, konnte das vermutlich trotz der Schutz- und Abwehrsprüche, die ich rings ums Haus gewirkt hatte.
» Hallo, Morgan « , sagte sie. Ihre Augen waren von einem hellen warmen Braun, wie Karamell. » Ich bin Eoife McNabb. Ich gehöre dem Rat an. Ich würde gern mit dir über Ciaran MacEwan reden. Deinen Vater. «
3
Herausforderung
Der Winter ist über uns gekommen, Bruder Colin, und er ist hart, verglichen mit der Milde von Weymouth. Es friert nicht und schneit auch noch nicht, doch es ist kalt, und die Feuchtigkeit kriecht einem bis ins Mark. Bruder Colin, ich schwanke nicht in meiner Hingabe zu diesen Menschen und in meiner gesegneten Berufung, Gottes Wort zu verbreiten. Doch ich sage Dir, die Menschen von Barra Head sind von einem tiefen Misstrauen mir, den anderen Brüdern (wir sind fünf) und selbst unserem gesegneten Pater Benedict gegenüber, der ein heiliger Mann ist, wie ich noch keinem begegnet bin. Sie wenden sich ab, wenn wir durch das Dorf gehen, Hunde bellen, Kinder laufen weg und verstecken sich. Heute habe ich an der Tür zur Abtei ein Zeichen gefunden, einen Stern in einem Kreis. Beim Anblick dieses Teufel s zeichens ist mir das Blut in den Adern gefroren.
– Bruder Sinestus Tor an Colin, Januar 1768
Einen Augenblick stand ich in der Tür und blinzelte Eoife McNabb dümmlich an. Ich hatte das Gefühl, sie hätte mir sämtliche Luft aus der Lunge gesogen.
Schließlich ging mir auf, dass ich sehr unhöflich war. » Ähm … möchten Sie reinkommen? «
» Ja, danke. « Sie trat ein und sah sich voller Interesse im Flur und im Wohnzimmer um. Ich spürte, dass sie ein wenig besorgt war, leicht angespannt und unsicher, ob es richtig gewesen war herzukommen. Vermutlich merkte sie, dass ich sie mit meinen Sinne abtastete, denn sie blinzelte und bedachte mich mit einem eindringlichen Blick.
» Ähm, setzen Sie sich doch, Eva « , sagte ich und zeigte auf das Sofa. » Möchten Sie etwas trinken? Tee vielleicht? « Da sie einen schottischen Akzent hatte (so vermutete ich jedenfalls), dachte ich, mit Tee wäre ich auf der sicheren Seite.
» Ich heiße Eoife « , korrigierte sie mich. » E-o-i-f-e. Eine Tasse Tee wäre sehr nett, danke. «
» Eef-uh? «
Sie deutete ein Lächeln an. » Ziemlich nah dran. « Sie ging ins Wohnzimmer und legte ihren schweren Wollmantel ab. Darunter trug sie eine schwarze Hose und einen pinkfarbenen Rollkragenpullover, der sich heftig mit ihrem roten Haar biss. Ihr Bild stand mir weiter vor Augen, als ich in die Küche ging, um Teewasser aufzusetzen. Sie hatte keine Sommersprossen, was ich bei den Haaren erwartet hätte. Ihr Gesicht war glatt und faltenlos, doch sie erweckte den Eindruck, älter zu sein, als sie aussah. Vierzig vielleicht? Schwer zu sagen.
Ein paar Minuten später trug ich das Tablett mit dem Tee ins Wohnzimmer. Eoife wartete, bis wir beide eine Tasse Tee vor uns stehen hatten, dann sah sie mich an, als wäre ich ein Ausstellungsstück, von dem sie schon viel gehört hatte und das sie sich jetzt endlich mit eigenen Augen ansehen konnte. Ich erwiderte ihren Blick.
» Woher kennen Sie mich? « , fragte ich.
Sie trank einen Schluck Tee. » Es gibt kaum ein Ratsmitglied, das noch nichts von dir gehört hat « ,
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