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Das Buch der Schatten - Verwandte Geister: Band 8 (German Edition)

Das Buch der Schatten - Verwandte Geister: Band 8 (German Edition)

Titel: Das Buch der Schatten - Verwandte Geister: Band 8 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cate Tiernan
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platt auf dem Schulbuch schlief, das darin enthaltene Wissen schneller aufzunehmen, als wenn man den Text las. Gott, es war unmöglich, sich auf das Zeug zu konzentrieren! Was zum Teufel spielte es schon für eine Rolle, welcher General in welcher Schlacht des Amerikanischen Unabhängigkeitskrieges was gemacht hatte? Das hatte doch alles nichts mit meinem Leben zu tun. Es bewies nur, dass ich Fakten auswendig lernen konnte. Na und?
    Das Klingeln des Telefons riss mich aus meinem durch Amerikanische Geschichte ausgelösten Koma. Ich wusste sofort, dass es nicht Hunter war. Eoife? Ich hatte schon mit ihr telefoniert und ihr von meinem Treffen mit Ciaran erzählt, also kam es mir unwahrscheinlich vor, dass sie noch einmal anrief. Killian? O Gott, würde ich noch eine Killian-Marathon-Party überstehen?
    » Morgan? « Die Stimme am anderen Ende grüßte mich, bevor ich überhaupt Hallo sagen konnte, und ich brauchte einen Augenblick, um sie zuzuordnen.
    » Ciaran? «
    » Richtig. Pass auf. Killian und ich essen gerade bei Pepperino zu Abend. Hättest du Lust, dich uns anzuschließen? «
    Mein Kopf war ganz bematscht vom vielen Lernen. Ich versuchte zu begreifen, was hinter Ciarans Einladung steckte. Abendessen mit mörderischem Vater und unberechenbarem, charmantem Halbbruder? Hatte ich am Sonntagabend schon was Besseres vor? » Klar, gern. Ich mache mich gleich auf den Weg. «
    Pepperino ist ein elegantes italienisches Restaurant in der Innenstadt von Widow’s Vale mit befrackten Kellnern, weißen Tischdecken und Kerzen. Das Essen ist fantastisch. Meine Eltern essen dort manchmal am Geburtstag oder Hochzeitstag. Es war fast leer, denn es war Sonntagabend, und der Oberkellner führte mich an Ciarans Tisch.
    » Morgan, schön dich zu sehen « , sagte Ciaran und stand auf. Er bedachte Killian mit einem Blick und der erhob sich ebenfalls. Ich schenkte den beiden ein Lächeln und setzte mich.
    » Wir haben gerade bestellt « , sagte Ciaran. » Sag mir, was du möchtest. Der Kellner meinte, die Tintenfischravioli seien köstlich. «
    » Oh, nein danke « , sagte ich. » Ich habe schon gegessen. Vielleicht nur einen Tee? «
    Als der Kellner kam, bestellte Ciaran mir eine Tasse Darjeeling und ein Stück Mokka-Käse-Kuchen. Ich beobachtete ihn und dachte, wie anders er doch war als der Vater, mit dem ich aufgewachsen war – mein eigentlicher Dad. Der war nett, unbestimmt und nicht leicht auf die Palme zu bringen. Normalerweise kümmerte meine Mutter sich um die Finanzen, Versicherungen, alles, was kompliziert war. Ciaran wirkte, als habe er immer alles unter Kontrolle, wüsste auf jede Frage eine Antwort, würde immer durchkommen. Mit ihm aufzuwachsen wäre ganz anders gewesen. Nicht besser, obwohl wir schon eine Verbindung zu haben schienen. Nur anders.
    Ciaran und Killian tranken Wein von einer dunklen purpurroten Farbe. Ich erkannte den Duft zerdrückter Weintrauben und Orangen und ein Gewürz, das ich nicht bestimmen konnte. Mir lief das Wasser im Mund zusammen, und ich wünschte, ich könnte einen Schluck trinken, doch ich hatte mir geschworen, nie wieder im Leben einen Tropfen Alkohol anzurühren. Fast konnte ich das volle, schwere Aroma schmecken.
    Der Kellner brachte ihre Vorspeisen und meinen Käsekuchen und wir fingen an zu essen. Wie konnte ich diesen Abend für mich nutzen? Ich brauchte Informationen. Während ich darüber grübelte, nahm ich einen Bissen von dem Käsekuchen und musste ein Stöhnen unterdrücken. Er war unglaublich schwer und massig, schmeckte nach Sauerrahm, süßem, weichem Mokka und dunkler Schokolade. Es war das Beste, was ich je gekostet hatte, und ich aß ihn in winzigen Bissen, damit er länger vorhielt.
    » Erzähl mir, wie es war, hier aufzuwachsen « , sagte Ciaran. » In Amerika, ohne dein Erbe zu kennen. «
    Ich zögerte. Ich musste ihm genug erzählen, um ihn glauben zu lassen, ich würde ihm vertrauen, aber ich durfte ihm nichts verraten, was er gegen mich nutzen konnte. Doch da ging mir auf, dass er so mächtig war, dass er alles gegen mich nutzen konnte, und dass es bloß Zeitvergeudung war, auf der Hut zu sein.
    » Als Kind wusste ich nicht, dass ich adoptiert wurde. Deshalb habe ich gedacht, meine Wurzeln lägen in Irland. Katholisch. Alle meine Verwandten sind katholisch, genau wie die Leute in meiner Gemeinde. Ich gehörte einfach dazu. «
    » Hattest du wirklich das Gefühl dazuzugehören? « Ciaran hatte es drauf, mitten ins Herz einer Sache vorzustoßen, Details außer Acht

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