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Das Buch der Vampire 04 - Brennendes Zwielicht

Titel: Das Buch der Vampire 04 - Brennendes Zwielicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen Gleason
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gesellschaftlichen Leben teilzunehmen, in welcher Form auch immer. Ich werde nur zu Gwendolyns Hochzeit gehen und beabsichtige, ansonsten so wenig wie möglich in Erscheinung zu treten.«
    »Aber …«
    »Bitte«, stieß sie zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor. Hinter ihren Schläfen pochte es, und ihre Finger schmerzten, weil sie sie so fest ineinander verkrampft hatte. »Ich bin doch erst gestern wieder angekommen.«
    »Und schau, wie schnell die Einladungen ins Haus flattern.«
    Victoria öffnete die Augen und stellte fest, dass Lady Melly sie anschaute. Die freudige Erregung ob der vielen Einladungen war zwar verebbt, aber jetzt schien sie gekränkt zu sein wegen des gereizten Tonfalls ihrer Tochter.
    »Ich weiß, wie begeistert Winnie wäre, wenn sie dich noch vor Miss Starcassets Hochzeit wieder in der Gesellschaft begrüßen könnte. Bitte, überleg doch mal, wie glücklich du sie machen würdest, wenn du zu ihrer Feier am Freitag gehst.«
    »Ich werde es mir überlegen, Mama.«
    Kaum eine Woche später watete Victoria durch knöcheltiefe Abwasserkanäle tief unter London. Sie hatte einen Holzpflock in der Hand und ging geduckt, um sich den Kopf nicht an der niedrigen Tunneldecke zu stoßen. Was einst ein kleiner Nebenfluss der Themse gewesen war, war im Verlaufe von sechs Jahrhunderten, während die Stadt immer größer wurde, zugebaut worden. Das träge fließende Wasser war voller Unrat, und nur Gott und die Lumpensammler wussten, was sonst noch.
    Eigentlich hielt sie sich mittlerweile für abgehärtet, was den Anblick von allen möglichen Widerwärtigkeiten betraf, aber selbst sie schauderte bei der Vorstellung, auf was sie wohl alles trat, während sie durch den Schlamm stapfte.
    Victoria wusste, dass sie die Möglichkeit gehabt hätte, auf der Abendgesellschaft der Bridgertons in einer weniger feuchten – aber genauso stinkenden – Umgebung zu tanzen, wenn sie statt auf Sebastian auf ihre Mutter gehört hätte. (Lady Bridgerton war berüchtigt für ihr außergewöhnlich streng riechendes Eau de Toilette aus Maiglöckchenextrakt.) Sie war noch zu keinem Schluss gekommen, was nun die bessere Wahl gewesen wäre, aber trotz einiger offensichtlicher Nachteile zog sie es wohl doch vor, Vampire in Abwasserkanälen zu jagen.
    Zumindest konnte sie hier jeden, der sie dumm anredete, mit ihrem Pflock mundtot machen. Die Klatschtanten und Mitgiftjäger des ton dagegen waren nicht ganz so leicht zum Schweigen zu bringen.
    »Ich spüre keine Untoten«, sagte sie gerade zu Sebastian, als sie auf etwas schrecklich Glitschiges trat. Ein neuer, widerlicher Gestank breitete sich aus, und beim nächsten Schritt merkte sie, dass sie auf etwas Hartes, R öhrenförmiges getreten war. Ein Knochen. Hoffentlich der von einem Hund.
    »Wirklich nicht?«, fragte er mit seiner sanften Stimme, die das leise Plätschern übertönte, welches ihre Lederstiefel verursachten. »Vielleicht sind hier dann ja gar keine Vampire. Nur harmlose Lumpensammler, wenn die überhaupt so weit in diesen Abwasserkanal vordringen.«
    »Vielleicht hast du mich ja auch aus einem ganz anderen Grund nach hier unten gelockt.«
    Sie konnte sein verruchtes Grinsen im flackernden Schein der Fackel sehen. »Warum sollte ich ein Paar völlig einwandfreier Hosen – ganz zu schweigen von den Stiefeln – ruinieren, indem ich dich mit nach hier unten nehme, wenn ich dich viel lieber woanders … nehmen würde.«
    Bei seinen schamlos offenen Worten zog sich ihr Bauch vor Begehren zusammen, und Victoria gab ein recht undamenhaftes Schnauben von sich, um das warme Gefühl zu vertreiben … und füllte ihre Nase dadurch mit abartigem Gestank. Sie fragte sich, wie die Lumpensammler es schafften, Tag für Tag hier unten zu arbeiten: Sie verdienten sich ihren Lebensunterhalt, indem sie Kupfer, Knochen, Lumpen und alles Mögliche andere von Wert sammelten, um es oben auf den Straßen zu verkaufen. Außerdem begriff sie nicht, wie überhaupt die Vampire den Gestank aushielten, wenn sie noch nicht einmal den Geruch von Knoblauch ertragen konnten.
    »Außerdem«, fuhr Sebastian fort, »neigst du auch nicht gerade dazu, dich an mich zu klammern und um Hilfe zu flehen, obwohl das hier ein solch abstoßender Ort ist. Was ich übrigens sehr bedauere.« Er schwang die Fackel hin und her, damit sie heller brannte, aber Victoria fand eigentlich, dass sie auch vorher schon überraschend gut hatte sehen können.
    Sie wollte gerade zu einer sarkastischen Erwiderung ansetzen, als

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