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Das Buch der Vampire 04 - Brennendes Zwielicht

Titel: Das Buch der Vampire 04 - Brennendes Zwielicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen Gleason
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Gespräch, indem er sich wieder Wayren zuwandte, die ihre Unterhaltung stumm verfolgt hatte. Ihre sonst glatte Stirn war gerunzelt, und in ihrem Blick lag Sorge, als er fragte: »Was meinen Sie? Könnte es einfach nur eine Nebenwirkung sein, weil sie beinahe umgewandelt worden wäre?«
    Anmutig zuckte sie die Schultern. »Ich weiß es nicht. Wie Ihnen bekannt ist, bin ich nicht wie Sie in der Lage, die Gegenwart eines Untoten zu spüren – genauso wenig wie Ylito oder Hannever, da sie auch keine Venatoren sind. Außer uns war sonst niemand in dem Raum und … meiner Ansicht nach ist das nicht der passende Zeitpunkt, den anderen Venatoren zu erzählen, was passiert ist. Vielleicht« – sie warf Max einen Blick zu – »lässt die Nebenwirkung ja nach, wenn sie wieder zu Kräften kommt.«
    »Dann wäre es wohl am vernünftigsten«, meinte Vioget mit täuschend sanftmütiger Stimme, »immer in Victorias Nähe zu bleiben und sie zu beobachten. Und für ihren Schutz zu sorgen.«
    Max unterdrückte ein Schnauben. Für Victorias Schutz sorgen? Sie würde sich eher die Hände abhacken und ihre vis bulla hergeben, als jemandem zu erlauben, sie zu beschützen.
    »Diese Aufgabe fällt dann offensichtlich mir zu«, fuhr Vioget mit salbungsvoller Stimme fort. »Keine Sorge, Wayren … ich werde immer in ihrer Nähe sein. Tag und Nacht.«

Kapitel 2
In dem der Gestank der Abwasserkanäle dem Duft von Maiglöckchen vorgezogen wird
    V ictoria hatte London kein bisschen vermisst.
    Neben ihren Straßen mit den Abwasserkanälen und den üblen Ausdünstungen, den endlosen Kolonnen aus Kutschen mit ihrem ständigen Geklapper barg die Stadt auch noch andere unangenehme Dinge: zu viele Erinnerungen zum Beispiel. R egent’s Park, wo sie mit Phillip, dem Marquis von R ockley, ausgeritten war und er sie zum ersten Mal geküsst hatte. Die hochherrschaftlichen Wohnsitze, in denen sie mit ihm getanzt und sich in ihn verliebt hatte. Das Theater in der Nähe von Covent Garden, in das sie ihn geschickt hatte, damit er ihr einen dort angeblich vergessenen Schal holte – und sie in der Zwischenzeit ungestört einen Vampir pfählen konnte.
    Der Silberkelch, Sebastians Lokal, das regelmäßig von den Untoten besucht wurde und in das Phillip ihr gefolgt war. Der Ort, an dem er kurz nach ihrer Hochzeit von Vampiren gefangen worden war.
    St. Heath’s R ow, das große Londoner Stadthaus des Marquis’ und der Marquise von R ockley, wo sie und Phillip etwa vier Wochen lang in ehelicher Harmonie gelebt hatten, ehe er den folgenschweren Entschluss fasste, dem Silberkelch einen Besuch abzustatten.
    St. Heath’s R ow, ihr Schlafzimmer, wo sie den Vampir, zu dem er geworden war, vernichtet hatte.
    Nein. Victoria hatte London kein bisschen vermisst.
    Und trotzdem war sie nach mehr als sechs Monaten, die sie in R om verbracht hatte, jetzt wieder in St. Heath’s R ow, weil es endlich an der Zeit war, all ihre persönlichen Besitztümer aus dem Anwesen zu entfernen. Man hatte den R ockley-Erben schließlich doch an einem Ort namens Kentucky aufgespürt, und er würde bald den Besitz übernehmen, sodass Victoria dann für immer nach R om – oder wo auch immer die Venatoren sie brauchten – zurückkehren konnte.
    So saß sie nun achtzehn Monate nach Phillips Tod hier in diesem Haus: umgeben von seinem Duft, den Erinnerungen hatten schwächer werden lassen, und überschwemmt mit cremefarbenen, schweren, geprägten Einladungskarten, die ihr völlig gleichgültig waren.
    »Aber was hast du denn erwartet, Victoria, Liebes? Deine Trauerzeit um R ockley war ja noch gar nicht um, als du nach Venedig abgereist bist«, sagte ihre Mutter, Lady Melisande Grantworth. Ihre Stimme klang eindeutig vorwurfsvoll, und das Funkeln in ihren Augen verhieß nichts Gutes: Victorias Wunsch nach Einsamkeit würde nicht so bald in Erfüllung gehen. Sie war die Einladungen durchgegangen, als wären sie an sie selbst gerichtet und ihre Tochter immer noch ein unverheiratetes junges Mädchen, das kurz davor stand, in die Gesellschaft eingeführt zu werden. »Der ton beobachtet mit atemloser Spannung, wem die Marquise von R ockley nach eineinhalb Jahren der Abwesenheit wohl als Erste einen Besuch abstatten wird. Nach dieser romantischen Tragödie deiner kurzen Ehe und R ockley, der zur See starb …«
    »Hör auf«, fuhr Victoria sie an. Dann zügelte sie die tief sitzende Wut, die jetzt unterschwellig ständig da zu sein schien, und schloss die Augen. »Mutter, ich bin nicht hier, um am

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