Das Buch der Zeit Band 2: Die Sieben Münzen
Hause.«
Allan hielt abrupt inne und durchbohrte ihn mit seinem Blick:
»Ich will nicht nach Hause!«, erklärte er entschieden. »Ich werde nirgendwohin gehen.«
»Hör endlich auf«, bat Sam ungeduldig. »Begreifst du denn nicht? Wenn wir hierbleiben, werden wir sterben!«
»Lieber sterbe ich, als ohne ihn zu gehen, hörst du? Lieber sterbe ich!«
Samuel versuchte, seinen Vater am Arm weiterzuziehen, doch dieser widersetzte sich mit ungeahnter Kraft und Entschlossenheit.
»Merwosers Armreif«, murmelte er, als wollte er seinen Sohn beschwichtigen. »Merwosers Armreif liegt da oben, in der obersten Kammer, im eckigen Turm. Wir können ihn uns ganz leicht holen!«
»Gar nichts werden wir uns holen. All diese verfluchten Sachen interessieren mich nicht! Und jetzt komm endlich!«
Sam wollte ihn weiterzerren, doch Allan ließ sich auf den Boden fallen und fing an zu schreien:
»Wachen! Wachen! Ich bin ausgebrochen!«
Dragomir warf sich auf ihn und hielt ihm den Mund zu.
»Wenn du nicht sofort still bist, Alter, stopfe ich dir deine Zunge in den Hals!«
»Mmmmchen! Mmmmmbrchen!«, gurgelte Allan.
»Sag ihm, er soll still sein, sonst wird das hier böse enden!«, drohte Dragomir.
Samuel hatte das Gefühl, dass ihm die ganze Sache aus den Händen glitt... Um seinen Vater zu finden, hatte er es schon mit einem Bären aufgenommen und mit der Mafia, hatte einen Vulkanausbruch überlebt, doch niemals hätte er damit gerechnet, dass Allan selbst seiner Rettung im Wege stehen könnte! Mit dem Lärm, den er veranstaltete, würde er in kürzester Zeit die Wachen alarmieren, wenn Dragomir ihn nicht vorher erwürgt hätte. Was tun?
»Also gut«, seufzte er. »Papa, hör mir gut zu ... Wenn du mir versprichst, am Eingang des geheimen Tunnels auf mich zu warten, gehe ich und hole dir dein Armband. Hörst du mich?«
»Welcher geheime Tunnel?«, fragte Dragomir, und seine Miene erhellte sich mit einem Mal.
»Wir sind durch einen unterirdischen Gang hier hereingekommen, der zu einer alten Mühle außerhalb des Schlosses führt. In der Waffenkammer gibt es einen Einstieg. Du erinnerst dich doch an den dunklen Gang, Papa? Und die große schwarze Treppe?«
Sein Vater nickte.
»Versprichst du mir, dass du nicht schreist?«, fragte Sam eindringlich. »Und dass du dich in der Waffenkammer versteckst, bis ich komme?«
Er nickte wieder.
»Lassen Sie ihn los, Dragomir, er wird sich ruhig verhalten.«
Der junge Mann gehorchte widerstrebend. Sie halfen Allan wieder auf die Füße und lehnten ihn mit dem Rücken an die Wand, bereit, sofort einzuschreiten, falls er Anstalten machen sollte zu schreien. Doch er schien sich jetzt besser in der Gewalt zu haben. »Dieser Armreif, Papa, kannst du mir genau sagen, wo er sich befindet?«
»Ganz oben, Sam, im eckigen Turm.«
»Und wie sieht er aus?«
»Es ist der Armreif von Merwoser, dem Pharao der Hyksos. Du wirst ihn sofort erkennen.«
Die Hyksos, überlegte Sam . . . Von denen hatte Setni auch gesprochen. Barbaren aus dem Osten, die in Ägypten eingefallen waren . . . Und dann?
»Es gibt ... es gibt da nur ein Problem mit dem Käfig«, fuhr Allan fort, als handele es sich um eine Nebensache.
»Der Käfig? Welcher Käfig?«
»Er ist... er ist sehr wertvoll, weißt du? Man hat ihn in einen Käfig gelegt, damit er nicht gestohlen wird! Aber man muss ihn nur aufmachen, indem man . . .«
Er kratzte sich plötzlich nervös die Stirn und starrte auf seine Fußspitzen.
»Indem man was macht, Papa?«, ermutigte ihn Sam.
»Nun ja . . . Da gibt es ein schweres Vorhängeschloss. Ja, und dann . . .«
Er warf seinem Sohn einen unendlich verzweifelten Blick zu.
»Es ist das, was sie mit meinem Kopf gemacht haben, Sam, ich kann mich an nichts mehr erinnern! Ich hätte dir viel mehr erklären sollen, das werfe ich mir vor . . . Aber wir können doch beide dorthin gehen. Ich brauche diesen Armreif unbedingt, das verstehst du doch? Ansonsten will ich lieber hier sterben!«
Er wurde wieder unruhig, und Sam fürchtete schon, Dragomir würde sich erneut einmischen. Er musste ihn zu dieser geheimen Treppe bringen, koste es, was es wolle. Danach . . .
»Ich habe dir doch gesagt, dass ich es für dich holen werde, Papa. Du vertraust mir doch, oder? Ich habe es geschafft, dich aus dem Kerker zu befreien, da werde ich es auch bis in den eckigen Turm schaffen.«
»Jaja, mein Sohn, selbstverständlich vertraue ich dir! Sonst wärst du ja nicht hier, nicht wahr?«
Er beugte sich sanft zu Sam und
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