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Das Buch der Zeit Band 2: Die Sieben Münzen

Das Buch der Zeit Band 2: Die Sieben Münzen

Titel: Das Buch der Zeit Band 2: Die Sieben Münzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Guillaume Prevost
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küsste ihn auf die Wange.
    »Ich habe dir immer vertraut, Sam!«
    »Wenn ihr mit eurem Geplänkel fertig seid«, unterbrach sie Dragomir, »würde ich gern diesen unterirdischen Gang nehmen und verschwinden. Und wenn's geht, nicht mit einer ganzen Armee auf den Fersen!«
     
    XXII.
    Merwosers Armreif
     
    Im ersten Stockwerk des runden Turms trennten sie sich. Dragomir hatte versprochen, Allan sicher bis zur Waffenkammer zu bringen und dort mit ihm auf Sams Rückkehr zu warten, solange die Luft rein wäre.
    »Wenn die Soldaten auftauchen«, hatte er gewarnt, »warte ich nicht länger, tut mir leid.«
    Sam nahm einen anderen Gang, der laut Dragomirs Beschreibung genau in das Untergeschoss des eckigen Turms führte. Einmal – er war gerade im Wappensaal von Schloss Bran angekommen – musste er sich hinter einer mächtigen Säule verstecken, um zwei Wachsoldaten auszuweichen, die ihm entgegenkamen. Die beiden Männer rissen Witze über ein Fest, das am selben Abend stattfinden sollte, um die Rückkehr des Schlossherrn und seiner Truppe zu feiern. In diesem Schloss schien es zweifellos fröhlich zuzugehen.
    Als er den eckigen Turm erreicht hatte, hielt er einen Moment inne und lauschte auf die Geräusche, die aus dem Treppenaufgang zu ihm drangen: Ein- oder zweimal ein Knarren, ein leichter Luftzug, der wahrscheinlich durch eine Schießscharte hereinwehte, entferntes Hundegebell, das war alles. Sam hatte beschlossen, bis zum höchsten Punkt hinaufzusteigen, einen Blick auf den Armreif zu werfen und auf das Drumherum, um seinem Vater die Sachen beschreiben zu können. Dann würde er umkehren und ihm erklären, dass er nichts habe mitnehmen können. Es ging nicht nur darum, ihm einen Gefallen zu tun, sondern auch darum, ihm seine guten Absichten zu beweisen und, wer weiß, vielleicht nebenbei sogar eine gelochte Münze für ihre Rückkehr aufzutreiben. Immerhin ließe sich ja dort, wo ein solcher Schatz aufbewahrt wurde, vielleicht auch ein zweiter finden . . .
    Der Turm war genauso leer und verlassen, wie Dragomir angekündigt hatte. Auch keiner der Soldaten von Bran schien sich hierher zu verirren – alles deutete auf strenge Anweisungen hin. Auf dem zweiten Treppenabsatz blickte Sam durch eine Luke aus grobem Glas in eine Art Salon mit roten Wandbehängen und dunklen Holztruhen. Er kam noch durch drei weitere Stockwerke, als die Stufen auf einmal schmaler wurden und schließlich nur noch seine Fußspitze darauf Platz hatte. Der Treppenaufgang wurde so eng, dass er die kühlen Steinmauern durch den Stoff seiner Tunika spürte. Noch ungefähr zehn Stufen, und er stand vor einer von oben bis unten mit Eisen beschlagenen Tür, die von zwei bedrohlich aussehenden Lanzen mit gezackter Klinge eingerahmt wurde. Der runde Türgriff hatte die Form einer zusammengerollten Schlange, die sich selbst in den Schwanz biss. Sam zögerte einen Moment lang, sie anzufassen. Wenn sich dieses begehrte Objekt tatsächlich da drinnen befand, würde sie sich doch niemals öffnen lassen. Aber ein leichter Druck auf das Maul des Tieres genügte, und der schwere Türflügel schwang auf . . . Zauberei!
    Samuel blieb auf der Schwelle stehen. Der quadratische Raum war zu allen Seiten hin offen. Große Fensteröffnungen durchbrachen die mächtigen Außenmauern und ermöglichten einen einzigartigen Panoramablick von beinahe dreihundert Grad auf das Tal und den Wald: ein Meer aus dunklen Tannen, aus dem graue Felsen ragten, die farbigen Dächer einiger umliegender Höfe, der Himmel zum Greifen nah . . . Unter jeder der Öffnungen stand eine schwarze Bank mit hölzernen geschnitzten Beinen, die unterschiedliche Tierfüße darstellten. Der Sitz war mit einem zinnoberroten, bestickten Stoff bedeckt, auf dem sich Löwen, Greife und Ritter in voller Rüstung abwechselten. Zwischen jedem Fenster stand eine schlanke Elfenbeinsäule, in die eine Unzahl kleiner verzerrter Gesichter geschnitzt war – die zahllosen Opfer von Vlad Tepes?
    Ansonsten war dieses seltsame Turmzimmer leer bis auf einen Sockel in der Mitte, auf dem ein schwerer schmiedeeiserner Käfig stand. Samuel trat näher heran, um ihn zu untersuchen. Dabei bemerkte er ein mit spitzen Zacken bewehrtes Fallgitter direkt über der Tür. Merkwürdig -wenn es schon ein Gitter gab, um unerwünschte Besucher abzuschrecken, warum hatte sich dann niemand die Mühe gemacht, es herunterzulassen?
    Der Käfig hatte die Form eines Kubus von etwa fünfzig Zentimetern Seitenlänge. Die Gitterstäbe waren

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