Das Buch der Zeit Band 2: Die Sieben Münzen
ebenbürtig!
»Meinen Glückwunsch!«, sagte plötzlich eine Stimme hinter ihm . . .
XXIII.
Sam der Zauberer
Samuel wirbelte auf dem Absatz herum und griff gleichzeitig in seine Tasche, besann sich dann aber sofort, als er die Gestalt im Türrahmen erkannte. Bevor er dazu gekommen wäre, seine Pistole zu ziehen, wäre er schon tot gewesen . . . Bei seiner Recherche waren ihm so viele Porträts des Woiwoden begegnet, dass jeder Zweifel ausgeschlossen war: das lange lockige Haar, der enorme Schnurrbart, die ausgeprägte Nase und das hervorstehende Kinn, die grünen Katzenaugen, aus denen teuflische Schläue blitzte ... Er trug eine rote, perlenbesetzte Kappe, eine Jacke aus schwarzem Fell über einer weiten, ebenfalls roten Tunika. Doch vor allem hielt er eine Armbrust direkt auf Sam gerichtet. . .
»Also hat der Fremde doch nicht nur verrücktes Zeug geredet«, murmelte er. »Er hat immer behauptet, dass jemand kommen würde.«
Samuel musste sich, den Goldreif fest umklammernd, zwingen, keine unbedachte Bewegung zu machen. Ihm war sofort bewusst, dass dieser Mann ihn niemals lebend hier herauslassen würde, was immer er auch sagen oder tun mochte. Er würde sich ... schnell. .. etwas einfallen lassen müssen.
»Ich habe allerdings niemanden erwartet, der so jung ist«, fuhr der Woiwode fort und ließ die Spitze seiner Waffe hin und her tanzen. »Fast noch ein Kind. Noch dazu wie ein Bauer gekleidet. . . Oder bist du vielleicht nur ein kleiner, dahergelaufener Dieb, der einfach ein bisschen Glück gehabt hat?«
»Ich bin sein Sohn«, erklärte Sam nüchtern.
»Sein Sohn, sagst du? Und wie bist du hierhergekommen?«
Samuel bewegte sich auf gefährlichem Terrain: Irgendeine halbwegs plausible Geschichte zu erfinden, würde ihm wenig nützen, denn Vlad Tepes würde nicht eine Sekunde zögern, ihn wie ein lästiges Tier zu erschießen. Man musste ihn irgendwie beeindrucken. Besser noch, sein Interesse wecken . . .
»Ich reise, wohin es mir gefällt«, erklärte er leichthin. »Mauern halten mich nicht auf.«
Statt ihn lauthals auszulachen, womit er schon halbwegs gerechnet hatte, musterte Vlad Tepes ihn nur noch ein bisschen schärfer.
»Das trifft auf deinen Vater anscheinend aber nicht zu. Der modert schon seit Wochen in seiner Zelle vor sich hin . . .«
»Nein, das trifft auf meinen Vater nicht zu.«
»Und wer hat dir die Zahlen gegeben, um das Schloss zu öffnen?«
»Ich weiß eben Dinge, die andere nicht wissen«, behauptete Sam, während sein Gehirn unter Hochdruck arbeitete.
»Was für Sachen sind das?«
Nach allem, was er über Dracula gelesen hatte, musste man ihn mit dem ersten Schlag treffen, andernfalls war man verloren. »Ich weiß zum Beispiel, dass Ihr ein Zeichen auf der Brust tragt. Eine geheime Markierung, die alle Jungen in Eurer Familie bekommen, um ihre Legitimität beweisen zu können, wenn es um die Thronfolge geht. Bei Euch ist es ein Drache.«
Der Woiwode nahm sich Zeit für seine Antwort.
»Zwanzig Höflinge aus meinem Gefolge können seit meiner Krönung den Drachen gesehen haben. Jeder von ihnen hätte dir davon erzählen können. Ganz zu schweigen von meinen Frauen!«
Trotz allem hatte Sam das Gefühl, einen Treffer gelandet zu haben. Zumindest hoffte er das.
»Ich weiß auch, dass Ihr diesen Armreif gestohlen habt«, fuhr er fort. »Im Jahr 1447.«
Das war vielleicht etwas gewagt, aber wenn der Woiwode diese Zahl für das Schloss gewählt hatte, musste sie eine besondere Bedeutung haben. Warum also nicht in Bezug auf das Schmuckstück?
»Izmit«, wiederholte sein Gegenüber nachdenklich. »Nur eine einzige Person kann dir von Izmit erzählt haben. Übrigens die Person, die ich heute Nachmittag eigentlich erwartet hatte. Klugg . . .«
Klugg, der Alchemist von Brügge! Der mit dem Sonnenstein experimentiert hatte, weil er hoffte, mit seiner Hilfe Gold herstellen zu können! Sam hatte sich in dessen Laboratorium mit ihm eine Auseinandersetzung liefern müssen, bevor er in die Gegenwart hatte zurückkehren können.
»Wir sind uns einmal begegnet«, gab Sam zu, »das ist ein Alchemist.«
»Ja, ein Alchemist, und mein Vater hätte ihm lieber gleich nach der ersten Audienz die Kehle durchschneiden sollen! Er hatte sich als Hauslehrer für meinen Bruder Mircea und mich vorgestellt. Ich muss damals sieben oder acht gewesen sein... Er gab vor, uns in Latein und in den höfischen Sitten und Gebräuchen des Westens unterweisen zu wollen.«
Samuel rechnete schnell
Weitere Kostenlose Bücher