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Das Buch des Kurfürsten: Historischer Roman (German Edition)

Das Buch des Kurfürsten: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Das Buch des Kurfürsten: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marlene Klaus
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Peter und Martin, die beiden Freunde, die als Einspännige dem Kurfürsten dienten. Sie standen auf, um ihn zu begrüßen.
    „Siehst ja schon nicht mehr so scheiße aus“, feixte Martin.
    „Grüße von Kilian“, vermeldete Peter. „Das wird schon!“
    Kilian hatte vergangenen Montag bereits vor dem Hofgericht ausgesagt. Und zwar alles, was Philipp ihm anvertraut hatte, als er ihn im Seltenleer besuchte. Sie hatten ausführlich darüber gesprochen, als einige Freunde, darunter Martin und Peter, am vergangenen Samstag bei Philipp eingefallen waren, um einen Krankenbesuch zu machen. Philipp nickte. „Hoffen wir es“, sagte er.
    Sie setzten sich. Gemurmel um sie her. Da legte sich Hedwigs Hand auf seinen Unterarm, sein Blick folgte dem ihren zur Tür. Sofort schlug sein Herz schneller, fauchte die Erinnerung des Schmerzes durch seine Hand. Schwer stieg der Zorn auf. Der Herr von Massenfels! Und der junge Scheißhund mit der auffallend goldbraunen Haut, Eitelfritz hieß der, wie im Laufe der Woche zu erfahren gewesen war. So hatte man ihn also dingfest gemacht! Da war auch dieser Rothaarige, dieser vom Fleckstein. Hedwig hatte von ihm erzählt. Ein brodelnder Zorn stieg in Philipp auf bei dem Gedanken daran, wie der sein Weib gequält hatte, bis Ryss ihn übertölpelte. Er hatte Mühe, ruhig sitzen zu bleiben. Erst recht, da er den Stolz gewahrte, mit dem die Adligen einherschritten, er ihre Mienen sah, die Überlegenheit ausdrückten. Drauf spucken wollte er! Stattdessen sandte er ihnen hasserfüllte Blicke, als sie bei den Stühlen anlangten, die man für sie vorgesehen hatte.
    „Zimtfresse!“, hörte er Hedwig raunen. „So haben sie ihn also gefunden. Muss in letzter Minute gewesen sein, bis gestern vernahm man nichts dergleichen.“
    Philipp entgegnete nichts, spürte seinem wütenden Herzschlag nach.
    Und dann kamen die Hofgerichtsräte. Einer nach dem anderen betraten sie den Raum, in ihre schwarzen Roben gehüllt, Ernsthaftigkeit, Gelehrsamkeit und Rechtschaffenheit verströmend. Da war Hofgerichtsrat Weber, der auch bei seinem ersten Verhör da gewesen war. Doktor von Landas. Doktor Rinck. Alexander zum Lamb aus Speyer. Hofgerichtsrat Freher. Den sechsten der vier gelehrten und zwei adeligen Räte, die bei den wöchentlichen Sitzungen vorgeschrieben waren, kannte Philipp nicht. Vizekanzler Culman indes war ihm sehr wohl vertraut. Es gehörte zu des Kanzlers Aufgaben, das Hofgericht zu kontrollieren und gelegentlich den Sitzungen beizuwohnen. Dass er dies ausgerechnet heute tat, hatte hoffentlich nichts mit ihm zu tun. Vergiss es, Philipp Eichhorn, dachte er. Natürlich ist er wegen dir hier. Da kam Philipp noch ein Gedanke: Der Vizekanzler hatte es nicht besonders mit dem Adel. Und das war noch untertrieben. War seine Anwesenheit den langjährigen Auseinandersetzungen zwischen Adel und Regierung geschuldet? Erhoffte Culmann einen wie auch immer gearteten Sieg über die Ritter? Nun, bei dem, was die sich erlaubt hatten, schien ein solcher Sieg greifbar. Andererseits: Manche dieser Edelleute wurden nicht einmal wegen Mordes zur Rechenschaft gezogen. Philipp spürte den Luftzug um die Beine, der durch die noch offene Tür hereinwehte. Er sah hin, ob man sie nicht gleich schlösse. Aber nein. Nicht solange der Hofrichter selbst noch nicht anwesend war. Doch da kam er eben. Ebenfalls in magistralem Schwarz, flankiert von zwei Wachen, betrat Hofrichter Hippolitus von Colli den Hofgerichtssaal. Das Murmeln ebbte ab, das ehrerbietige Schweigen bezeugte die Achtung, die man diesem aus Italien stammenden Mann entgegenbrachte. Colli war ein bedeutender Jurist und wurde, gewandt und sprachkundig, wie er war, vom Fürsten gerne auf Gesandtschaft geschickt. Er hatte viel Einfluss in Heidelberg, und Philipp, der ihn schon einige Male gesehen hatte, erinnerte sich an seinen grimmigen Humor.
    Die Tür wurde geschlossen.
    Der Hofrichter nahm seinen Platz am Tisch ein und eröffnete die Verhandlung.
    Von Colli hielt Hofgerichtssekretär Abels und Adjunkt Arbogast an, wie stets gewissenhaft mitzuschreiben. Er bat Hofgerichtsrat Weber, der mit Philipps Fall betraut war, diesen noch einmal kurz in Erinnerung zu rufen und seinen Hergang darzulegen.
    Weber erhob sich und las von seinen Papieren ab.
    Zunächst habe man Zeugen geladen, um Klarheit zu erlangen in einer vermeintlichen Schuldfrage des Kanzleiknechts Philipp Eichhorn, heute nunmehr anwesend, betreffend das Verschwinden seines Eheweibs. Da besagtes Weib bereits vor

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