Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Buch des Kurfürsten: Historischer Roman (German Edition)

Das Buch des Kurfürsten: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Das Buch des Kurfürsten: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marlene Klaus
Vom Netzwerk:
Eichhorn.“
    Ein fester Händedruck Hedwigs auf seinem Arm, Philipp erhob sich und trat vor seinen Fürsten und die Herren Richter. Er verneigte sich.
    Und begann nach Richter Collis Fingerzeig mit der Schilderung dessen, was sein Leben samt und sonders auf das Grausamste in einen Albtraum gewandelt hatte. Dass er dies Leben überhaupt noch habe und obendrein sein Weib und sein Kind – er verstummte, und obwohl es unhöflich war, senkte er den Kopf und legte die Hand über die Augen.
    Jemand hüstelte.
    „Ein Vergehen, wie es kaum schrecklicher anzutreffen ist! Ein Vergehen, das unter der Wolke der Nacht begangen wurde, um Ihro Gnaden auf das Schändlichste und Hinterhältigste zu betrügen“, vernahm Philipp die Stimme seines Defensors.
    „Die Moral, Ihro Gnaden, bleibt auf der Strecke, auf Gassen und Straßen regiert die Gewalt, man kann nurmehr mit Furcht noch vor die Türe und seinen Geschäften nachgehen. Es sollte deutlich werden, dass jener beklagenswerte Mensch vor Euch, der stets gewissenhaft in Euren Diensten stand und alle Aufgaben mit Fleiß erfüllte, dass er gepresst und auf das Übelste missbraucht wurde, dass man ihn verstümmelte und ihm schadete an Leib und Seele!“
    Zustimmendes Raunen ging bei dieser mitreißenden Rede durch die Reihen.
    Nach einem kurzen Augenblick des Schweigens fragte der Kurfürst: „Eichhorn, Ihr kennt die Bestimmungen in der Kanzlei, die Kanzleiordnung ist Euch geläufig?“
    „Ja, durchlauchtigster hochgeborener Fürst und Herr Friedrich.“
    „Euch ist bewusst, dass nichts, aber auch gar nichts aus den Räumen Unserer Verwaltung an Unbefugte weitergegeben werden darf?“
    Philipp bejahte.
    „Wir hören den Beklagten“, sagte Friedrich knapp und entließ Philipp.
    Von Massenfels trat vor, verbeugte sich, hielt die verbundene rechte Hand locker in der Linken.
    Der Kurfürst hob an: „Gero von Massenfels, Vasall in Unserer kurfürstlichen Pfalz. Ihr habt gehört, was Unser Diener berichtet hat. Was ist von Eurer Seite dazu zu sagen?“
    „Durchlauchtigster hochgeborener Fürst und Herr Friedrich, Pfalzgraf bei Rhein und Herzog von Bayern! Unsere Vorfahren haben einst unter dem goldenen Pfälzer Löwen Ehre erworben! Wie kann ein Knecht sich anmaßen, solcherlei Anwürfe gegen uns fürzubringen?“
    „Was er und sein Weib und dieser …“, Friedrich senkte den Blick auf die vor ihm liegenden Papiere, der Hofrichter zeigte mit dem Finger auf eine Stelle und flüsterte ihm den Namen zu, „… dieser Engländer Ryss Williams zu berichten wussten, klingt nicht nach einer Ruhmestat.“
    „Ein Versehen, mein Fürst.“
    „Versehen?“ Friedrichs Stimme klang scharf. „Ein junges Weib wird samt ihrem Säugling entführt, damit ihr Ehemann, der in Unseren Diensten steht, etwas tut, was er nicht tun darf. Obendrein kann das Weib bezeugen, wie ein Mann zu Tode kam, dessen Name noch zu enthüllen sein wird, wenn Wir den Herrn vom Fleckstein hören, der diese Tat augenscheinlich begangen hat. Ein zufällig des Wegs kommender Ausländer wird ebenfalls gegen seinen Willen festgehalten und zu etwas gezwungen, das er nicht tun darf, das erfasst der Mann, auch ohne dass er die deutschen Gepflogenheiten kennt. Durch eine List gelingt es ihm, sich und das Weib zu befreien. Was folgt, sind Unbilden und Gefahren für Leib und Leben! Dem nicht genug, setzt man den beiden nach, es kommt zu einem Kampf, man trachtet also auch dem jungen Ausländer nach dem Leben. Diese Aussagen liegen Uns vor. Soeben haben Wir gehört, was Unser Diener dazu zu sagen hatte.“ Friedrich deutete auf Philipp. „Ihm habt Ihr körperlichen und seelischen Schmerz zugefügt. Dieses
Versehen
, wie Ihr es nennt, stinkt zum Himmel!“
    Hofrichter von Colli nickte zustimmend.
    „Wir wollten uns über einen erbrechtlichen Sachverhalt Klarheit verschaffen.“
    „Ein ordentlicher Besuch in der Kanzlei hätte dafür ausgereicht.“
    „Verzeiht, all die umständlichen Eingaben und dergleichen.“
    „Wann wäre je ein Edler nicht vor der Kanzlei gehört worden?!“, brauste Friedrich auf.
    „Ein Versehen, wie wir einräumen, durchlauchtigster hochgeborener Fürst und Herr Friedrich. Es dünkte uns dieser Weg rechtens.“
    „Rechtens?“, erwiderte Friedrich und zog die Augenbrauen hoch. „Ihr haltet es für rechtens, ein Dokument aus der Kanzlei zu entwenden, um einen Betrug vorzunehmen? Unsere Diener in der Kanzlei, namentlich Registrator Heberer und Lehenprobst Zweifel, haben rasch festgestellt, dass in

Weitere Kostenlose Bücher