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Das Buch des Kurfürsten: Historischer Roman (German Edition)

Das Buch des Kurfürsten: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Das Buch des Kurfürsten: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marlene Klaus
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herangeschoben. Sie fühlte das Schaffell, in das Juli gewickelt war. Zog ihre Tochter zu sich heran, befühlte das Gesichtchen. Warm, lebendig. Sie begann zu zittern. Tränen stiegen auf. Wer waren die beiden Männer?
    „Wasser …“, bat sie.
    „Wirf den Trinkschlauch rüber!“
    Ein wabbeliges Geräusch.
    Hart packte er sie am geflochtenen Haarkringel und riss ihr den Kopf nach hinten. Das Horn am Trinkschlauch war kalt und roch schlecht. Wasser floss ihr in die Kehle, sie verschluckte und benässte sich.
    „Teufel auch!“, fluchte die Blechstimme neben ihr.
    „Bind ihr die Arme frei. Soll sie selber saufen.“
    „Geh mir nicht auf den Sack!“
    „Dann spiele weiter milde Schwester.“
    „Maul.“
    Grob riss er ihre Arme hoch und zerrte an ihren Fesseln. Er musste wissen, dass er ihr wehtat. Sie hörte ihn durch den Mund atmen, ächzen fast. Scharf sog sie Luft durch die Zähne, als er den Strick mit einem letzten festen Ruck löste. Dem Lachen, das er dabei ausstieß, hörte sie die Lust am Quälen an. Der Schlauch wurde ihr in die Hände gedrückt. Sie ließ ihn fast fallen, so sehr schmerzten die Handgelenke. Wieder knackten die Knie, als der Mann sich erhob. Der, der weiter weg war, lachte. Hässlich, boshaft, pappig. Dann schien er näherzukommen. Sie hörte Schritte, gedämpft, ein Lehmboden also. Eine Hand umklammerte den Trinkschlauch, die andere fasste nach Juli, sie wagte nicht zu trinken, wollte aus diesem stinkenden Schlauch ohnehin nichts mehr trinken. Die Schritte erstarben, nah bei ihr ein Raunen, seimig, ölig: „Mutter und Kind. Du hast mich doch nicht absichtlich hinters Licht geführt? Lediglich von einem Weib war die Rede.“
    Hedwig krallte die Finger in Julis Schaffell und kämpfte gegen die Angst.
    Kleidung raschelte, etwas rasselte, klirrte leise. Ein Schwertgehänge?
    „Heiheihei, mein Freund. Finger weg!“, grollte es gallertig.
    „Wenn du nicht augenblicklich dein Maul hältst, stopf ich es dir!“, schepperte die Blechstimme.
    „Und wenn
du
mich noch einmal anfasst, hack ich dir die Hand ab!“
    „Dass dich der Teufel schände. Ich geh pissen!“
    „Schon wieder?“, kam es hämisch.
    Eine Tür wurde aufgerissen, sie quietschte. Eiskalte Luft blies herein, Schneegeruch. Hedwig zitterte. Ihre Brüste waren prall, sie müsste Juli stillen, ein Wunder, dass ihr Kind nicht nach der Brust verlangte. Oh lieber Herr im Himmel, hatten sie sie ebenfalls betäubt?
    „Denk drüber nach, während du dein Würstchen an die Luft hängst. Ein Balg macht es schwieriger. Erhöht die Kosten.“
    Die Tür wurde zugeschlagen.
    Hedwig wagte kaum zu atmen. Sie spürte, dass der Zurückgebliebene auf sie herabschaute. Sie spürte seine verschlagene Art und schauderte. Warum hatte man sie verschleppt? Was hatten sie mit ihr vor? Ihr Herz hämmerte wilde Schläge. Entsetzen und Angst fuhren ihr in den Magen.
    „Jung bist du.“
    Sie hörte, wie er herantrat. „Gesund wohl, was? Schade drum.“
    Ein Luftzug, als er sich zu ihr herunterbeugte. Der roch auch so: fettig, ranzig. Er packte sie am Kinn. „Süße Schnute!“
    Seine Finger drückten ihren Mund spitz zusammen, so sehr, dass es wehtat, sie stieß einen ängstlichen Laut hervor. Heiß schossen ihr Tränen in die Augen.
    „Furcht, was?“ Er sog scharf die Luft ein, raunte ihr ins Ohr, leise und schmierig: „Kann sie riechen, die Furcht. Riecht bei jedem anders und doch auf eine Weise immer gleich. Wie schwere Luft vorm Gewitter.“
    Mit einem Laut des Entsetzens zuckte Hedwig zurück. Er hatte ihr seine Zungenspitze ins Ohr gesteckt! Sie wischte mit dem Ärmel über die eklige Nässe.
    Ein widerliches Lachen. „Jammerschade, wirklich.“
    Hedwigs Herz raste. Sie hörte, wie die Tür aufging.
    Der andere kam zurück.
    „Hast du deine Duftmarke an die Tanne gesetzt?“
    „Dass dich der Teufel schände, weg von ihr.“
    Der neben ihr erhob sich. „Weshalb? Ein bisschen Spaß mit ihr …“
    „Zur Hölle, ich sagte, wir brauchen sie.“
    Furcht machte ihre Kehle eng. Juli begann zu weinen.
    „Da hast du’s. Das Balg plärrt.“
    „Weib, bring’s zum Schweigen!“, befahl der andere.
    Unter Tränen öffnete Hedwig den Mantel, fingerte an der Schnürung ihres Wamses, das sie über dem Hemd aus warmem Wollgewebe trug, öffnete Hemd und Unterkleid. Ihre Finger waren kalt, Gänsehaut überzog ihre Brust. Sie drehte sich zur Seite, damit sie den Männern den Rücken zukehrte. Sie befühlte das Bündel, nahm Juli hoch, murmelte, um sie

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