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Das Buch des Kurfürsten: Historischer Roman (German Edition)

Das Buch des Kurfürsten: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Das Buch des Kurfürsten: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marlene Klaus
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hatte. Hedwig löste die Windelschnur, mit der Juli von den Schultern ab bis zu den Beinchen umwickelt war. Dann nahm sie die Außenwindel fort, Juli krähte geplagt, strampelte. Der Gestank wurde beißender. Ohne aufzuschauen sagte Hedwig: „Bitte Wasser … und vielleicht … Ich hatte ein Bündel …“
    „Bah, das stinkt ja!“, kam es von der Feuerstelle.
    Der hinter ihr rührte sich, kurz darauf warf er den Trinkschlauch neben sie. „Das muss reichen“, befand er. „Hier, dein Zeug.“ Madame Beliers einst wohlverschnürtes Bündel landete neben dem ledernen Trinkbeutel. Sie hatten es durchsucht, Trageschnur und Leinenumhüllung waren lose, das dunkelgraue Wollgewebe zerwühlt.
    Hedwig entfernte nun auch die Ärmelwindel, Juli lag nackt vor ihr. Der Boden war kalt, das Wasser war kalt. Sie konnte nur hoffen, dass es ihrer Tochter keinen Schaden zufügte. Ohne zu fragen, griff sie den Lappen, den man ihr von den Augen genommen hatte, tränkte ihn mit Wasser und säuberte Juli. Diese begann bei der Berührung mit dem kalten Nass erneut zu schreien. Verzweifelt flüsterte Hedwig auf sie ein, streckte ihr zwei Finger der anderen Hand hin, damit sie nach ihnen langen konnte – und erstarrte. Ihr Ehering war fort! Heiß schoss ihr das Blut in die Wangen. Ihr Ehepfand! Philipps Geschenk für das Eheversprechen. Hatte sie ihn verloren? Oder hatte man ihn ihr weggenommen? Juli nahm die Finger nicht, sie weinte, wenn auch nicht mehr so schrecklich laut, und drehte den Kopf hin und her. Wie aus weiter Ferne drang die ölige Stimme zu ihr: „Ich mach die Löschung. Von einem Balg war nicht die Rede. Die Bezahlung wird höher ausfallen müssen.“
    „Du nimmst, was vereinbart ist.“
    „Es war schwer, Weib samt Säugling aus der Stadt zu schaffen. Erhöhte Gefahr erhöht die Besoldung.“
    Ein trockener Knall, den Hedwig nicht einordnen konnte, folgte diesem Ausruf.
    „Zwanzig Gulden mehr oder ich mach nicht weiter.“
    „Der Teufel soll dich … Du wagst es?!“
    Hedwig beugte sich vor, sprach leise auf Juli ein, die anhaltend greinte. Ihre Tochter war sonst ein ruhiges Kind. Dass sie jetzt weinte, lag nicht nur daran, dass sie zu lange eingewickelt gewesen war. Es lag an der Kälte, der sie ausgesetzt war, es lag an den lauten Männerstimmen, die sie erschreckten, und es lag sicher an der Angst, die sich von ihr, Hedwig, auf das Kind übertrug, dessen war sie gewiss. Mit zitternden Fingern umwickelte sie den Hintern der Kleinen mit dem Leinen, das als Umhüllung für das Wollgewebe gedient hatte.
    Die Männer stritten nun lautstark. Hedwig versuchte angestrengt, nicht auf ihre Worte zu hören. Sie umhüllte Julis Oberkörper nur mit der kleinen Ärmelwindel, statt die Ärmchen darin fest einzuwickeln. Die Außenwindel, die als Nächstes käme, war kotverschmutzt, sie nahm stattdessen das Wolltuch, wickelte ihre Tochter locker hinein und verzichtete darauf, sie einzuschnüren. Jetzt blieb ihr nichts anderes übrig, als das neue Wollgewebe zu benutzen. Es war zu viel Tuch. Trotzdem umschlang sie den kleinen Körper mit der gesamten Menge und legte ihre Tochter auf das Schaffell. Langsam verebbte Julis Greinen.
    Hedwig wusste nicht, wie sie sich nun verhalten sollte. Die Männer stritten, sie wagte nicht, sich zu rühren, behielt ihre Haltung bei und blieb mit ihnen zugekehrtem Rücken sitzen.
    „Du Hundsfott bist nur auf deinen eigenen Vorteil bedacht!“ So dünn und blechern diese Stimme auch klang, jetzt, in Wut, hatte das Blech scharfe Kanten.
    „Ach? Und zu wessen Vorteil machen wir das hier?“
    „Auch du ziehst Nutzen daraus!“
    „Der größer sein könnte. Nehmt’s von ihrem Eheherrn.“
    „Wir zahlen die ausgemachte Summe. Punktum.“
    Das sagte jener, der später erst hinzugekommen war.
    Der Schmierige wollte also mehr Geld. Wofür? Was tat er dort am Feuer, wofür er Geld bekam? Und wofür er dieses viele Licht benötigte?
    Ein Schaben, als würde ein Stuhl zurückgeschoben. „Scheiß drauf, ich hab genug von euch beiden Jammerlappen. Ihr sagt Ja oder ich verzieh mich. Seht doch zu, wer euch hilft.“
    „Der Teufel soll dich … Du nennst mich nicht Jammerlappen!“ Etwas polterte, Gerangel entstand, Hedwig konnte nicht anders, sie musste den Kopf drehen und hinschauen.
    Einer saß an einer offenen Feuerstelle auf einem Faltstuhl. „Hört auf!“, befahl er den beiden anderen, die sich in drohender Haltung gegenüberstanden. Der Größere kehrte ihr den Rücken zu, er hatte den anderen an der

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