Das Buch des Todes: Roman (German Edition)
»Diese Stadt ist ein Irrenhaus. Wenn der Bourbon Kid nicht gerade ein Blutbad anrichtet, übernehmen das die verfluchten Vampire. Ich frage mich, warum überhaupt jemand hier leben will.«
Harker runzelte die Stirn. »Niedrige Steuern, viele Jobs und normalerweise gutes Wetter.«
»Und wenn schon. Ich weiß ehrlich nicht, was ich immer noch hier mache.«
»Sie sind hier, weil Sie Ihren Job lieben, und Sie sind ein feiner Kerl, der stolz darauf ist, die Einwohner dieser Stadt zu beschützen.«
Clay lächelte. »Ist das ein Zitat aus dem Handbuch der Polizeiarbeit ?«
»Klar, kann ich auswendig.«
»Aber retten wird uns das Büchlein auch nicht, oder?«
»Nein. Aber ich weiß etwas, das uns tatsächlich helfen könnte. Hier, schauen Sie mal.« Harker zeigte auf seinen Monitor. Clay ging zu seinem Captain hinüber und spähte über seine Schulter.
»Was ist das?«, fragte er dann.
Harker zog das Video der Sicherheitskamera mit der Maus bis zu der Stelle, wo der Kid und Somers aufeinandertrafen. Schweigend sahen die beiden Männer zu, wie der Kid Somers als brennenden Feuerball in die Hölle schickte. Am Ende dieses Kampfes hielt Harker das Video wieder an und schaute Clay an, um zu sehen, wie er darauf reagierte.
»Das ist ja bizarr«, sagte Clay.
»Ja, abgefahren, oder? Wie Somers sich plötzlich selbst entzündet …«
Clay machte ein verwirrtes Gesicht. »Das meinte ich nicht. Der Bourbon Kid – das ist nicht derselbe Mann, der Bertram Cromwell ermordet hat!«
Harker musterte den Mann im schwarzen Umhang, der die Kapuze tief ins Gesicht gezogen hatte. »Sicher? Woran sehen Sie das denn?«
»Bringen Sie nochmal das Video vom Museum auf den Bildschirm. Das ist nicht derselbe Typ.«
Harker durchforstete seine Dateien, dann spielte er das Video ab, auf dem man den Mord an Bertram Cromwell sehen konnte. Zusammen mit Clay verfolgte er noch einmal, wie Bertram mit der Machete abgeschlachtet wurde. Ja, der Mörder trug ebenfalls einen schwarzen Umhang mit Kapuze, aber er hatte eine vollkommen andere Figur als der Mann, der Archie Somers erledigt hatte. Der Mörder von Bertram war groß und schlaksig, während die Schultern des Bourbon Kid breiter waren und er selbst etwas kleiner.
»Und was schließen Sie daraus?«, fragte Clay.
Harker überlegte noch. Sie hatten es hier tatsächlich mit zwei Mördern zu tun. »Sie haben recht«, sagte er schließlich. »Es gibt zwei Bourbon Kids.«
»Glauben Sie, es waren von Anfang an zwei?«
»Ich weiß es nicht«, antwortete Harker. »Fest steht nur, dass einer dieser beiden Männer Vampire jagt. Und er ist verdammt erfolgreich dabei. Wer der andere ist, also der Mörder von Cromwell, kann ich Ihnen nicht sagen. Aber der, der Somers erledigt hat, könnte für uns zu einem wertvollen Verbündeten werden.«
Clay schien davon nicht so überzeugt zu sein. »Der macht Sie kalt, bevor Sie auch nur dazu ansetzen, ihm so was vorzuschlagen.«
»Da bin ich mir nicht sicher. Sehen Sie es mal so – der letzte Captain, also De La Cruz, war ein Vampir. Genau wie seine Lieutenants. Der Bourbon Kid hat sie alle erledigt. Damit ist er vielleicht der Held, den diese Stadt jetzt braucht.«
»Der Mann ist eine Heimsuchung. Den brauchen wir ungefähr so dringend wie die Sieben Plagen.«
»Mag sein, aber glauben Sie mir, Clay, der Bourbon Kid ist in der Lage, sämtliche Vampire dieser Stadt zu killen, bevor sie auch nur merken, dass sie schon tot sind.«
Clay runzelte die Stirn. »Der Spruch ist unlogisch.«
»Möglich, aber er klingt gut.«
»Hören Sie mal, Captain, was Sie da vorhaben …«
Abrupt stand Harker auf. »Vielleicht kann ich ihn über den Lokalsender erreichen.«
»Soll das ein Witz sein?«
Harker holte sich seinen langen braunen Regenmantel vom Kleiderhaken und zog ihn an.
»Langsam, Captain«, sagte Clay. »Wenn Sie sich öffentlich in den Nachrichten zum Verbündeten des Bourbon Kid machen, sind Sie in dieser Stadt ganz schnell Staatsfeind Nummer eins.«
Harker schlug den Mantelkragen auf. »Wenn die Einwohner dieser Stadt erfahren, dass der Bourbon Kid sie in Wahrheit die ganze Zeit über beschützt hat, werden sie meiner Meinung sein.«
Clay schüttelte den Kopf. »Sie müssen sich aber nicht nur Gedanken um die Einwohner machen, sondern auch um die Vampire. Die werden Sie erledigt haben, bevor Sie mit Ihrer Ansprache fertig sind.«
Harker öffnete die Tür. »Ich kann nur hoffen, dass der Bourbon Kid sie aufhält.«
Als Harker das Büro verließ,
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