Das Buch des Todes: Roman (German Edition)
hätte ihm das zugetraut?«
»Ich bestimmt nicht.«
»Ich auch nicht. Trotzdem, der Tag beginnt, sich in die richtige Richtung zu entwickeln.«
Clay grinste. »Leider ist es damit auch schon vorbei, was die guten Nachrichten angeht.«
Harker seufzte. »Oh Gott, was kommt jetzt?«
»Unten überschlagen sich die Anrufe von Leuten, die uns melden, dass in der gesamten Stadt die Einwohner von Vampiren angefallen werden. Die Zeiten, in denen man nur in finsteren Gassen und bei Nacht mit solchen Attacken rechnen musste, dürften damit vorbei sein. Diese dunklen Wolken über der Stadt sind keine seltene Laune der Natur. Viel eher scheinen sie Teil eines großen finsteren Plans zu sein. Überall in der Stadt sind gerade Vampire unterwegs, und sie sind allesamt auf dem Weg in die Casa De Ville. Hier läuft irgendeine ganz große Nummer. Könnte das Ende der Welt sein.«
»Bitte, Clay, sagen Sie mir, dass Sie gerade übertreiben, weil Sie von Natur aus zur Dramatik neigen.«
»Nein, leider nicht. Ihr Plan, die Sache mit dem Kindermörder überall publik zu machen, rächt sich gerade in ganz großem Stil. Das hat diese Ratten erst aus ihrem Versteck gelockt.«
»Danke, genau das wollte ich hören.«
»Sorry, Captain, aber ich bin der Meinung, dass wir die Stadt evakuieren sollten. Lassen Sie in den Nachrichten verbreiten, dass alle hier so schnell wie möglich abhauen sollen.«
»Ernsthaft? Meinen Sie nicht, dass wir damit eher eine Massenpanik auslösen?«
Clay deutete mit dem Kinn auf das Fenster hinter Harker. »Schauen Sie mal da raus. Die Panik ist schon da.«
Harker stand auf, ging zum Fenster und blickte durch die Jalousien hinunter auf die Straße. Erst sah alles noch ganz friedlich aus. Doch als seine Augen sich an die Dunkelheit draußen gewöhnt hatten, musste er feststellen, dass Clay recht hatte. Genau gegenüber rissen ganz in Schwarz gekleidete Vampire gerade einen jungen Mann in Stücke, der an einem Obst- und Gemüsestand gearbeitet hatte. Harker drehte sich wieder zu Clay um.
»Heilige Scheiße!«
Clay nickte. »Sieht aus, als würden wir das alle nicht überleben.«
»Kommt nicht infrage«, wehrte Harker ab. »Wir werden dafür bezahlt, dass wir die Einwohner dieser Stadt beschützen. Also müssen wir jetzt da raus und das Problem beseitigen.«
»Wie zum Teufel sollen wir uns einer ganzen Armee von Vampiren in den Weg stellen? Wir haben ja kaum noch genügend Personal, um einer Katze vom Baum zu helfen.«
»Das ist ja auch ein Fall für die Kollegen von der Feuerwehr, diese faulen Ärsche.«
»Mag sein. Trotzdem, wenn es unsere Aufgabe ist, die Menschen von Santa Mondega zu beschützen, müssen wir ihnen sagen, dass sie jetzt um ihr Leben laufen sollen. Raus aus der Stadt. Flake hat gerade einen Anruf von der Leiterin der Sunflower Girls erhalten. Sie und die Mädchen schleichen sich durch die kleinen Nebenstraßen, um den Vampiren zu entgehen.«
»Die Sunflower Girls?« Harker fuhr sich durchs Haar. »Oh Gott, die müssen ja vor Angst sterben.«
»Die Mädchen hatten sowieso schon einen harten Tag. Ihre Betreuerin konnte uns bestätigen, dass Sanchez den Weihnachtsmann erledigt hat.«
»Er hat vor den Augen der Sunflower Girls den Weihnachtsmann abgefackelt?«
»Ja.«
»Idiot.«
»Kann man sagen. Flake hat der Betreuerin gerade eben erst geraten, sich in einer der Kirchen zu verstecken, dann war die Leitung plötzlich tot. Also dürften die Vampire sie entdeckt haben. Möglicherweise sind die Mädchen schon nicht mehr am Leben.«
Harker setzte sich wieder und erschauerte. »Hoffentlich kommen sie durch. Falls sie es wirklich in eine der Kirchen schaffen, wären sie relativ sicher. Da gibt es Kreuze und Weihwasser und den ganzen Scheiß, um sich zu verteidigen. Ich glaube nicht, dass ein Vampir es wagen wird, auch nur einen Fuß in eine Kirche zu setzen.«
»Sollten wir nicht jemanden losschicken, der nachschaut, ob sie in Sicherheit sind?«
»Wie wäre es mit Sanchez?«
»Der Kerl, der vor den Augen der Mädchen den Weihnachtsmann umgebracht hat?«
Da hatte Clay natürlich recht. Sanchez war wahrscheinlich der letzte Mensch auf der Welt, den diese traumatisierten Kinder jetzt sehen wollten. »Scheiße, dann müssen wir einfach hoffen, dass die Kirche sie rettet, Und ich muss mich unbedingt in den Nachrichten an die Bevölkerung wenden und allen raten, entweder die Häuser nicht zu verlassen oder schleunigst aus der Stadt zu verschwinden.«
Clay machte ein bekümmertes Gesicht.
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