Das Buch Ohne Gnade: Roman
Boden und gestattete Angus auf diese Weise, ungehindert zur Tür zu schleichen. Er machte sich noch nicht einmal die Mühe, sich umzudrehen, während er weiter in die Bar ging.
Außerhalb der Küche herrschte eine unbeschreibliche Massenpanik. Zombies und Menschen rannten in der Bar und im Gang herum, der zu ihr führte. Die Szene erinnerte an eine blutige Hooligan-Schlacht während eines Football-Matches. Zombies jagten Hotelgäste vor sich her und schnappten sich jeden, der das Pech hatte, von den verschiedenen Gruppen getrennt zu werden. Angus achtete darauf, so wild und demonstrativ wie möglich mit seiner Pistole herumzuwedeln in der Hoffnung, dass die Zombies sie sahen und es sich zweimal überlegten, ob sie angreifen sollten. Sie verfügten zwar nicht mehr über nennenswerte Mengen von Gehirnmasse, aber wie alle anderen Kreaturen besaßen sie einen Überlebenswillen, obgleich sie untot waren. Anscheinend ließen sie ihn tatsächlich in Ruhe und hofften ohne Zweifel, leichtere Beute zu finden.
Bisher unbehelligt, konnte Angus erkennen, dass die schmutzstarrenden Erscheinungen durch die Empfangshalle hereindrängten. Eine schnelle Entscheidung war notwendig und er traf sie. Schlag die entgegengesetzte Richtung ein und such dort nach einem Ausgang. zügig trabte er zu einer cremefarbenen Doppeltür am Ende des Ganges. Während seines Laufs begann der Fußboden unter seinen Füßen zu schwanken und die Wände gaben nach. Putz und Mauerwerk regneten von der Decke herab. Dies war eindeutig nicht der geeignete Zeitpunkt, um zu trödeln.
Die Türen waren etwa zwanzig Meter weit entfernt und zwischen ihm und dem Ausgang trieben etwa sechs Zombies eine Gruppe von Gästen vor sich her, die auf der Suche nach einem Fluchtweg die gleiche Idee gehabt hatten wie Angus. Überraschend schnell zu Fuß, holten die Zombies sich die langsamsten Gäste. Angus, der weiterhin drohend mit der Pistole fuchtelte, konnte sich unbehelligt durch das Gemetzel zu den Türen schlängeln. Eine vor Angst wie versteinert aussehende blonde Frau mittleren Alters in einem grünen Kleid rannte vor ihm hindurch, blieb jedoch stehen, um ihm höflich die Tür aufzuhalten, nachdem sie die Schwelle überschritten hatte.
Die Tür führte von der Seite her in einen Korridor. Konfrontiert mit der Möglichkeit, sich nach rechts oder nach links zu wenden, blickte Angus in beide Richtungen. Wenn er nach rechts abbog, landete er nach zwanzig Metern in einer Sackgasse. Die einzige andere Möglichkeit war, nach links abzubiegen und zum Zentrum des Hotels und zum Konzertsaal zurückzurennen. Er versetzte der Frau im grünen Kleid einen heftigen Stoß in den Rücken und schleuderte sie gegen die gegenüberliegende Wand. Sie schlug mit dem Gesicht dagegen und sackte auf dem Fußboden zusammen. Angus vergeudete keine Zeit und lief den Korridor hinunter, in dem nichts von einem Zombie zu sehen war, obgleich die Schreie der Opfer, die sie attackierten, unüberhörbar zu ihm drangen. Als er die Öffnung eines Seitengangs erblickte, der von links in seinen Gang mündete, wechselte Angus sofort auf die rechte Seite und hielt sich dicht an der Wand. Falls irgendwas oder irgendwer ihn angreifen sollte, wollte er so weit wie möglich von der Gangöffnung entfernt sein, in der er, sie oder es vermutlich auf ihn lauerte.
Während er sich der Gangmündung näherte, verfiel er in ein schnelles Gehtempo für den Fall, dass Zombies es auf ihn abgesehen hatten. Seine Pistole war gespannt und schussbereit. Was er jedoch erblickte, als er die Einmündung erreichte und in den Seitengang schaute, war eine Anzahl Zombies, die mit einemMann in einer schwarzen Lederjacke kämpften. Der Mann trug eine Kapuze auf dem Kopf. Aber nicht das war es, was Angus’ Interesse weckte. Zwischen ihm und dem Kapuzenmann befand sich die Judy-Garland-Imitatorin. Sie kam durch den Korridor rückwärts gehend auf ihn zu.
Bis zu diesem Moment war der ganze Tag ein einziger Misserfolg gewesen. Er hatte viel Zeit mit dem Versuch vergeudet, sich seine zwanzigtausend von Sanchez zurückzuholen, und hatte die Gelegenheit vermasselt, den Mordauftrag auszuführen, den Julius ihm angeboten hatte. Jetzt ergab sich die Chance, den Job zu erledigen, den man ihm übertragen hatte, und vielleicht später das Honorar doch noch zu erhalten.
Es lohnte sich doch, eine Kugel für diese Schlampe zu opfern, oder etwa nicht?
Er brauchte nicht nachzudenken. Während sich die junge Frau umwandte, zielte er und feuerte ihr
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