Das Buch Ohne Gnade: Roman
lösten sich von der Decke und den Wänden. Der gesamte Korridor begann zu beben und zu zittern wie ein Achterbahnwagen. Emily wandte sich ein letztes Mal um und sah, wie Freddie Mercurys Füße von einer Gruppe Zombies in einen Seitengang in Richtung Bühne gezerrt wurden. Sie konnte nicht entscheiden, was schlimmer war, die Tatsache, dass Freddie bei lebendigem Leib gefressen wurde oder dass der Fußboden zerbarst.
Zweifellos waren ihre Angst und ihr Entsetzen größer als je zuvor und sie verfluchte sich jetzt, den Rat des Bourbon Kid nicht befolgt zu haben. Unwillkürlich fragte sie sich, was wohl aus ihm geworden war. Er war einer von denen, die anscheinend keine Angst kannten und die bereit waren, den Kampf mit allem aufzunehmen, das sich ihnen entgegenstellte – also genau die Sorte Mann, die sie jetzt dringend an ihrer Seite brauchte. Sie hoffte inständig, dass sie ihn inmitten dieses Chaos irgendwo entdeckte.
Unglücklicherweise war Emily, nachdem Freddie, mit dem sie die Nachhut gebildet hatte, verschwunden war, von allen am leichtesten verwundbar. Am Ende der Schlange zu sein bedeutete, dass eine Reihe hungriger Zombies jetzt sie aufs Korn nahm. Wenigstens waren nicht mehr so viele übrig, gegen die sie sich zur Wehr setzen musste. Einige hatten sich mit demschreienden Freddie Mercury zur Bühne entfernt, während andere beim Anblick des aufbrechenden Fußbodens die Flucht ergriffen hatten.
Ein zweites, extrem lautes Knirschen übertönte die singenden Frösche. Diesmal war es nicht nur der berstende Fußboden. Der gesamte Korridor kippte auf eine Seite, sodass alle ausrutschten und gegen die Seitenwand krachten. Alle fünf überlebenden Flüchtlinge stolperten und verloren die Verbindung miteinander. Emily traf es am schlimmsten. Ihr rechter Schuh rutschte ihr vom Fuß, und da am anderen der Absatz abgebrochen war, schleuderte sie auch diesen von sich. Ihre weißen Knöchelsöckchen boten ihr keinen nennenswerten Halt auf dem schrägen Fußboden. Sie verlor vollständig den Halt und taumelte auf den breiten Riss im Fußboden zu, der mittlerweile gut zehn Zentimeter maß. Und immer weiter aufklaffte.
Einer der Zombies, die sich an die Wand gedrückt hatten, bekam Emilys Haar zu fassen. Seine verkrusteten schwarzen Finger ergriffen einen von ihren Zöpfen und zerrten daran. Dann packte seine andere Hand sie unter der linken Achselhöhle und hob sie hoch zu seinem Mund. Sie riss den Kopf herum und starrte der Kreatur in die Augen. Eine der Augenhöhlen war vollkommen leer. Die Kreatur hatte kaum noch Haut auf ihrem Schädel, und das eine noch existierende Auge glühte rot in der Mitte, während das vergilbte Weiße blutunterlaufen war. Was an Haut noch in den Resten des Gesichts klebte, war rau und verkohlt, und das Zahnfleisch in ihrem aufklaffenden Mund war bis auf winzige Reste verfault. Aber die Zähne waren noch vorhanden. Sie waren schartig und ragten schief aus den Kieferknochen wie die eines Krokodils.
Sobald er sie auf die Füße gezogen hatte und sie von den anderen wegzog, demonstrierte er einen Grad von Cleverness, den Emily von einem Zombie niemals erwartet hätte. Indem er ihren Zopf losließ, presste er seine rechte Hand auf ihren Mund, um sie daran zu hindern, um Hilfe zu rufen.
Sie rang mit dem deformierten Monster. Obgleich es stärker war als sie, musste es ebenfalls darum kämpfen, in dem berstenden Korridor einen sicheren Stand zu behalten. Emily schaffte es, herumzuwirbeln und einen Ellbogen gegen seinen Kopf zu rammen. Der Hieb brachte das Wesen ein wenig aus dem Gleichgewicht, und sie konnte sich aus seinem Griff befreien. Sobald sie auch seine grässliche Hand von ihrem Mund weggeschlagen hatte, stieß sie einen Hilfeschrei aus. Es war vergebliche Liebesmüh.
Paul McCartneys Froschgesang war immer noch in vollem Gang, und das ständige Quaken überdeckte ihren Schrei. Schlimmer noch, Emily befand sich plötzlich in einer hoffnungslosen Lage, denn mindestens sechs Zombies befanden sich jetzt zwischen ihr und Janis Joplin, die noch nicht einmal bemerkt hatte, dass die als Dorothy verkleidete junge Frau sich gar nicht mehr hinter ihr befand.
Ehe Emily entscheiden konnte, was sie am besten tun sollte, packte eine Hand ihre linke Schulter von hinten, und sie hörte eine vertraute raue Stimme. Es war eine Stimme, die die meisten Leute mit Angst erfüllte, doch bei Emily erzeugte sie nichts anderes als Hoffnung und Erleichterung.
»Wie oft muss ich dir denn noch den Arsch
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