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Das Buch Ohne Gnade: Roman

Das Buch Ohne Gnade: Roman

Titel: Das Buch Ohne Gnade: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anonymus , Michael Kubiak
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Male drehte der Wagen sich um seine Längsachse und raubte Johnny jegliche Orientierung. Schließlich landete er auf der Seite, sodass Johnny gegen das Seitenfenster gepresst wurde und auf den sandigen Boden starrte. Der Wagen schaukelte noch ein paar Mal, ehe er endlich zur Ruhe kam.
    Was von Neil übrig war, kippte auf ihn. Das verbliebene Auge seines toten Freundes starrte ihn leer an, und Blut tropfte auf ihn herab wie die Vorboten eines Regenschauers. Er hörte das Ticken des abkühlenden Metalls und nahm den beißenden Geruch ausströmenden Benzins wahr.
    Eine Sekunde, ehe er das Bewusstsein verlor, nahm Johnny sich vor, den Polizeidienst zu quittieren.

ZWEI ♦
    Der Halloweenmorgen verlief auf Devil’s Graveyard völlig anders als jeder andere Morgen. Wie jeden Tag öffnete Joe die Tankstelle um Punkt acht Uhr, aber alles andere an diesem Tag unterschied sich vom gewöhnlichen Ablauf. Er brauchte weniger als zehn Minuten in der frischen, kühlen Luft, um die Vorhängeschlösser an den beiden Tanksäulen zu entfernen und die Pumpen einzuschalten. Nicht einmal die Eidechsen, Schlangen und das diverse Ungeziefer, das ständig in der staubigen Einöde umherglitt und krabbelte, waren zu sehen. Falls das Getier einen Ort kannte, wo es für ein oder zwei Tage Winterschlaf ungestört war, konnte man darauf wetten, dass es sich dorthin zurückgezogen hatte.
    Sleepy Joe’s Diner war die einzige Raststätte an dem verlassenen Highway, der zum Hotel Pasadena führte. Sie diente auch als Tankstelle, und da es im Umkreis von hundertfünfzig Kilometern keine weiteren Tankstellen gab, hielten die meisten Leute, die zum Hotel wollten, dort zum Auftanken an. Und an den Tagen kurz vor Halloween liefen die Geschäfte immer am besten.
    Joe freute sich auf das Festival fast genauso wie ihm davor graute. Alle möglichen seltsamen Typen kamen vorbei, um ihre Benzintanks und Mägen zu füllen. Neunzig Prozent von ihnen waren totale Spinner; die anderen zehn Prozent konnte man, höflich ausgedrückt, als unbedarft bezeichnen. Bisher hatte in den zwölf Jahren, die er die Tankstelle und das Imbissrestaurant besaß, Halloween immer das gebracht, was er erwartet hatte. Dass es dieses Jahr anders wäre, war unwahrscheinlich.
    Nachdem er sich vergewissert hatte, dass die Zapfsäulen einwandfrei funktionierten und betriebsbereit waren, kehrte er in den sicheren Schutz des Restaurants zurück. Er wusste nur zu gut, dass der Frieden und die Stille draußen lediglich die Ruhe vor dem Sturm waren. Er wusste aus Erfahrung, was auf ihn zukam, und war dankbar, dass, wenn die Dinge später am Tag eine grässliche Wendung nähmen – wie es sicher geschehen würde –, er über einen tornadosicheren Keller verfügte, in dem er sich verkriechen konnte.
    In der Küche im hinteren Teil des Restaurants setzte er eine Kanne Kaffee für Jackos alljährlichen Besuch auf. Dann erledigte er seine morgendlichen Hausarbeiten, während das Wasser durchs Kaffeemehl und in die Kanne tropfte.
    Gegen halb neun hielt draußen, wie jeden Morgen, ein Lieferwagen mit den Zeitungen. An den meisten Tagen tauschte Joe mit Pete, dem Fahrer, Nettigkeiten aus und schwatzte mit ihm über die örtlichen Neuigkeiten. An diesem Morgen jedoch stieg Pete nicht mal aus dem Lieferwagen aus. Er drehte lediglich das Fenster auf der Fahrerseite herunter und warf einen Stapel Zeitungen, die durch eine Schnur zusammengehalten wurden, auf den Vorplatz. Das Paket landete vor Joes Füßen und wirbelte eine kleine Wolke Sand und Staub hoch.
    »’n Morgen, Pete«, sagte Joe und tippte gegen seinen Mützenschirm.
    »Hey, Joe. Bin heute Morgen spät dran. Muss gleich weiter.«
    »Kann ich dich mit einer Tasse Kaffee locken? Ich habe gerade eine Kanne aufgesetzt.«
    »Nein, trotzdem vielen Dank. Hab heute noch eine Menge zu erledigen.«
    »Nun, ich sollte eigentlich mal bei dir bezahlen. Ich schätze, ich bin eine Woche im Rückstand.«
    Pete begann das Fenster wieder hochzukurbeln. Es war nicht schwer zu erkennen, dass er an diesem Morgen nicht die Absicht hatte, länger zu bleiben.
    »Ist schon okay, Joe, ich weiß, dass du mich nicht bescheißt. Du kannst morgen bezahlen. Oder später in der Woche, ist nicht so schlimm.«
    »Bist du ganz sicher? Ich kann das Geld aus der Kasse holen.« Aber das hätte er sich sparen können.
    Das Fahrerfenster schloss sich und Pete lenkte den Wagen auf die Straße, wobei er Joe kurz zuwinkte. Bald war er nicht mehr zu sehen und unterwegs zum Hotel

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