Das Buch Ohne Gnade: Roman
überraschte niemanden, als Rex sich einen Stuhl heranzog und den Mann herausforderte. Was folgte, war ein Duell im Armdrücken, wie man es noch nie erlebt hatte. Es dauerte fast vierzig Minuten, in denen keiner der Männer auch nur einen Zentimeter nachgab. Das brachte Rex zur Weißglut, denn er hatte in seinem ganzen Leben noch nie ein Duell im Armdrücken verloren oder war einer Niederlage auch nur nahegekommen. Die Nachricht von dem außergewöhnlichen Wettkampf hatte sich in Windeseileverbreitet, und Hunderte von Leuten waren zu der Bar geströmt, um den Ausgang mitzuerleben und auf den Sieg Wetten abzuschließen.
Erst hatte der eine Mann, dann der andere die Oberhand, aber am Ende siegte Rex, wie er es immer getan hatte. Der andere Typ schien aufzugeben, als hätte er einen Muskelkrampf. Das alles geschah sehr schnell. In dem einen Moment waren die Arme nahezu unbeweglich miteinander verschlungen und im nächsten ließ Rex die Hand seines Gegners auf die Tischplatte krachen und stimmte ein lautes Siegesgebrüll an. Doch dann beobachtete Gabriel etwas sehr Seltsames und Unerwartetes. Etwas, das er noch nie zuvor gesehen hatte. Der Mann, den Rex besiegt hatte, wollte die Hand seines Gegners nicht loslassen. Stattdessen begann er sie fest zu drücken.
»Verdammt, was tust du? Lass los, verdammtes Arschloch!«, hatte Rex gebrüllt.
Sein Widersacher hatte nicht reagiert. Eigentlich hätte er loslassen und Rex zu seinem Sieg gratulieren sollen. Aber nicht dieser Typ. Dieser Typ hatte keine Klasse. Er verstärkte den Griff um Rex’ Hand. Gabriel und zwei seiner Disciple-Brüder schauten zu und wussten nicht, was sie tun sollten. Die Knochen in Rex’ Hand knackten, einer nach dem anderen. Gabriel erinnerte sich an den gleichgültigen Ausdruck im Gesicht des Mannes, während Rex sich krümmte und sich zu befreien versuchte, während er verzweifelt die andere Hand nach seinem Gegner ausstreckte. Doch der stumme Mann lehnte sich außer Reichweite zurück und behielt seinen schrecklichen Griff bei. Rex hatte Gabriel gelehrt, dass ein Kampf Mann gegen Mann der einzige faire Weg sei, Dinge zu regeln, daher unternahmen er und die anderen Disciples nichts und schauten nur weiter zu.
Und bereuten es.
Schließlich löste der andere Mann seinen Griff, stand auf und verließ die Bar, ohne eine Gratulation oder eine Entschuldigung für seine Tat zu äußern. Rex schnappte sich seinen Gewinnund begab sich heftig fluchend ins nächste Krankenhaus, um seine Hand richten zu lassen. Gabriel hatte ihn begleitet, um ihm moralische Unterstützung zu leisten. Sein Mentor litt offensichtlich Qualen, wie er es noch nie bei jemandem erlebt hatte. Unterdessen folgten die beiden anderen Mitglieder der New Age Disciples dem Mann, der Rex die Hand gebrochen hatte. Sie hatten die Absicht, sich bei ihm für seinen Angriff auf ihren geliebten Anführer zu revanchieren.
Im Krankenhaus hatten die Ärzte an Rex’ Hand eine Notoperation durchführen müssen. Sie war jedoch irreparabel geschädigt, und sie hatten sie am Ende amputieren und durch einen Haken ersetzen müssen. Das war ein Schock gewesen, und nicht nur für Rex. Wie zum Teufel sollte man jemanden trösten, dem gerade die Hand am Gelenk abgetrennt wurde? Gabriel hatte nicht die leiseste Idee gehabt, was er hätte sagen sollen. Er konnte sich noch immer lebhaft an Rex’ rasende Wut über den Vorfall erinnern. Und so kam es, dass Gabriel, ohne seinen ziemlich aus der Bahn geworfenen Boss vorher um Rat zu fragen, Ash anrief und ihm grünes Licht für die Vergeltungsaktion an dem Mann gab.
Was das Ganze nur noch schlimmer gemacht hatte.
Als Gabriel anrief, saßen Ash und Roderick in einem Wagen auf dem Parkplatz eines Motels, zu dem ein kleiner Imbiss gehörte. Ash informierte Gabriel, dass der Mann, dem er und Roderick gefolgt waren, einen schwarzen Pontiac Firebird fuhr. Sie waren ihm zu dem Motel am Stadtrand von Plainview gefolgt, wo er angehalten hatte, um eine Kleinigkeit zu essen. Sie hatten sich auf den Parkplatz gestellt, um ihn zu beobachten, und warteten auf einen Anruf von Gabriel mit weiteren Anweisungen von Rex. Gabriel erinnerte sich nur zu gut an sein Gespräch mit Ash, denn es war das letzte Mal, dass sie miteinander sprachen. Er hatte Ash befohlen, dem Mann in den Imbiss zu folgen. Ash hatte gehorcht, jedoch seine Zielperson nirgendwo in dem Imbiss entdecken können. So war er dann mit Gabriels Erlaubniszum Wagen zurückgekehrt, um darauf zu warten, dass der Mann
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