Das Buch Ohne Gnade: Roman
wieder auftauchte.
Gabriel hatte alles, was danach geschah, über sein Mobiltelefon mithören können. Es verfolgte ihn immer noch, selbst jetzt, sieben Wochen später.
»Gabe, keine Spur von dem Kerl im Imbiss oder im Motel. Der Typ an der Rezeption meint, er habe ihn noch nie gesehen«, hatte Ash durchgegeben.
»Ihr habt ihn aber reingehen sehen, oder?«
»Ganz klar, aber der Rezeptionsheini meint, es sei niemand reingekommen.«
»Dann lügt er. Schau noch einmal nach.«
»Warte mal. Ich muss zurück zum Wagen. Bei Roderick ist irgendetwas im Gange.«
»Was?«
»Bleib dran. Der verdammte Wagen wackelt, Mann.«
Gabriel hörte, wie Ash die Tür öffnete.
»Ash! Steig nicht ein!«, hatte er ins Telefon gebrüllt.
»Was zur Hölle? Rod? Rod? Mein Gott! Gabe! Er ist tot! «
»Steig nicht in den Wagen!«
»Seine Kehle ist aufgeschlitzt. O Jesus! Was zum –« Er hatte am Telefon panisch und verzweifelt geklungen, doch die Verbindung wurde mitten im Satz unterbrochen. Gabriel hatte versucht, ihn erneut zu erreichen, aber ohne Erfolg. Schließlich war er zu dem Motel gefahren und hatte den Wagen mit seinem grässlichen Inhalt gefunden. Von dem Fremden war nichts zu sehen gewesen.
Einige Tage später hatten die Ermittlungen der örtlichen Polizei ergeben, dass der Mörder der Fahrer des Pontiac Firebird war. Nachdem er Roderick getötet hatte, war er auf den Rücksitz ihres Wagens umgestiegen und hatte dort gewartet und wenig später Ash die Kehle durchgeschnitten, nachdem er zum Fahrzeug zurückgekehrt war.
So hatte es sich ergeben, dass Gabriel, da Rex mit seiner neuen Hand beschäftigt war und Roderick und Ash den Tod gefundenhatten, den Devil’s-Graveyard-Job ganz alleine durchziehen musste. Außerdem erzählte man sich, dass der Kerl, der Rex’ Hand zerquetscht und dann die beiden anderen Disciples getötet hatte, ebenfalls dorthin gefahren sei. Es war absolut möglich, dass er beabsichtigte, sich die von Julius für seine streng geheime Mission ausgesetzte Belohnung abzuholen. Und wenn die Dinge so liefen, wie sie sollten, könnte Gabriel ihn töten. Darauf freute er sich schon.
Der eisige Wüstenwind drang ihm bis auf die Knochen, während er auf seiner choppermäßig umgebauten Harley, an der fast jedes Bauteil aus Metall verchromt war, sodass sie silbern im Mondlicht funkelte, den verlassenen Highway hinunterraste. Gabriel hatte schon immer die Kälte geliebt. Er fühlte sich lebendig, wenn sich die Haut an seinen Armen zusammenzog und rot färbte. Aus diesem Grund fuhr er, sogar des Nachts, immer in einer schwarzen Lederweste über einem ärmellosen schwarzen T-Shirt. Er war ein erfahrener Biker und genoss den zusätzlichen Reiz, keinen Helm oder zu viel Schutzkleidung zu tragen. Seine einzige Konzession in Sachen Sicherheitskleidung bestand aus einem Paar schwerer Motorradstiefel mit Chromschnallen und einer schwarzen Lederhose, obgleich er diese Teile eher aus modischen Gründen als zum Schutz trug.
Auf seinem rechten Bizeps prangten drei tätowierte Würfel mit den Zahlen eins, zwei und drei. Was er sich mehr als alles andere wünschte, sich aber erst noch verdienen musste, waren drei ähnliche Tätowierungen auf seinem linken Bizeps mit den Zahlen vier, fünf und sechs, die anzeigten, dass er ein vollwertiges Mitglied der New Age Disciples war. Die erfolgreiche Ausführung seiner Mission würde ihm dazu verhelfen. Auf der Rückseite von Gabriels rasiertem Schädel befand sich eine andere Tätowierung in Gestalt eines kleinen Kruzifixes. Er sah aus wie ein mörderischer Hurensohn.
Und genau das war Gabriel auch. Rex hatte ihn wegen seiner Fähigkeiten als Killer aufgenommen, aus keinem anderen Grund.Der religiöse Aspekt seiner Tätigkeit war ihm noch ziemlich neu. Sicher, die Schulungen machten ihm durchaus Spaß, aber nicht so viel wie das Töten. Als junger Mann hatte er ein paar Menschen getötet, die er lieber hätte am Leben lassen sollen. Nun unterwiesen Rex und die New Age Disciples ihn im Töten aus den richtigen Gründen. Im Töten für das Wohl der Menschheit.
Der abendliche Himmel hatte sich ziemlich plötzlich verdunkelt und die Sterne glitzerten hell, während er an Sleepy Joe’s Diner vorbeidonnerte und das überlaute Blubbern des V-Twin-Auspuffs als Echo von den Gebäudemauern zurückgeworfen wurde. Dank einer Straßenkarte, die Julius Rodeo Rex gegeben hatte, kannte er von dort den weiteren Weg zum Hotel. Da Rex selbst nicht teilnehmen konnte, hatte er die Karte zusammen
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