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Das Buch Ohne Gnade: Roman

Das Buch Ohne Gnade: Roman

Titel: Das Buch Ohne Gnade: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anonymus , Michael Kubiak
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Michael Jackson verkleidet und mit einer Sonnenbrille auftreten. Und dem mangelte es, was die Erscheinung der Blues Brothers betraf, doch erheblich an Authentizität.
    Er eilte die Treppe hinunter, die auf die Bühne führte, und ging herum, um einen letzten Blick in den Gang zu werfen und nachzusehen, ob der Kid zu ihm unterwegs war. Er schaute dreimal nach, ehe er entschied, dass er sich lieber aus dem Staub machen sollte. Doch dann, als er schon fast alle Hoffnung aufgegeben hatte, sah er den dunkel gekleideten Killer am Ende des Flurs aus der Lobby kommen. Er trug einen schwarzen Anzug und ein weißes Oberhemd in der einen Hand und eine elegante schwarze Clipkrawatte in der anderen. Er kam durch den Flur auf Jacko zugetrabt.
    »Meinst du nicht, du hättest das Ganze ein wenig besser vorbereiten können?«, schnappte der nervöse Sänger sarkastisch. »Ich weiß noch nicht mal, welchen verdammten Song ich bringen soll, und seien wir doch mal ganz ehrlich, bei dieser Eile hätte ich noch nicht einmal Zeit, den ›Chicken Dance‹ auswendig zu lernen.«
    »Halt verdammt noch mal die Schnauze und zieh das an«, knurrte der Kid. Er warf Jacko den Anzug und das Hemd zu. Jacko fing beides auf und breitete es auf dem Fußboden aus. Dann schlüpfte er widerstrebend aus seinem roten Lederjackett und reichte es dem Kid, damit er es festhielt. Als Letzterer keinerleiAnstalten machte, es zu nehmen, ließ Jacko es am Ende auf den Fußboden fallen.
    »Das ist ein Scheißplan, weißt du das?«, beschwerte er sich. »Ich muss in dreißig Sekunden auftreten und habe noch nicht mal eine richtige Nummer zusammen.«
    »Das ist schon okay«, sagte der Kid und holte einen kleinen silbernen Gegenstand aus der Gesäßtasche. »Das wird dir helfen.«
    »Ach ja? Und was ist das?«, fragte Jacko, während er das weiße Oberhemd aufhob und seine Hände in die Ärmel schob.
    »Ich hab dir das besorgt.« Der Kid hielt das etwa zehn Zentimeter lange Objekt hoch, das er aus der Tasche gezogen hatte. Jacko warf nur einen kurzen Blick darauf und schüttelte den Kopf.
    »Oh nein. Oh nein, nein, nein. Du glaubst doch wohl nicht, dass ich mit einer Mundharmonika dort hinausgehe und ernsthaft hoffe, dass ich gewinnen könnte?«
    »Betrachte dich als Überraschungsnummer. Niemand hat bisher ein Instrument gespielt. Damit fällst du garantiert auf.«
    »Ich werde ausgelacht, genau das wird passieren.«
    »Dieses Risiko gehe ich gerne ein.« Die Stimme des Kid klang wie Schotter, der unter Schuhsohlen knirscht.
    »Ja, darauf hätte ich wetten können. Und wenn ich Nein sage?«
    »Du willst nicht wirklich wissen, was ich mit dir tue, wenn du Nein sagst.«
    »Und wenn ich versage? Ich habe noch immer keinen gottverdammten Song.«
    »Brauchst du auch nicht. Geh auf die Bühne und erzähl den Juroren, dass deine Frau vor Kurzem gestorben ist. Erzähle ihnen, dass ihr Name Sally war. Dann singst du ›Mustang Sally‹. Das hat einen Refrain zum Mitsingen. Das Publikum wird Mitleid mit dir haben, selbst wenn du völlig versagst. Versuch sie zum Mitsingen zu animieren. Dann kannst du auf der Mundharmonika spielen, während sie für dich den Gesangspart übernehmen.«
    Jacko knöpfte den obersten Hemdknopf zu und seufzte.»Scheiße, Mann. Wo hast du diesen Plan gefunden? In einer Packung Cornflakes?«
    Der Kid machte einen Schritt vorwärts, streckte eine Hand aus und packte ihn am Hals. »Ich habe einen besseren Plan, wenn du ins Finale kommst. Was du lieber schaffen solltest. Dies hier habe ich mir auf die Schnelle ausgedacht.« Damit ließ er Jackos Hals los, klemmte die Krawatte, die er noch in der Hand gehalten hatte, an den Hemdkragen und rückte sie gerade.
    Jacko bückte sich, um das Anzugjackett vom Fußboden aufzuheben. »Wo hast du überhaupt diese Klamotten gefunden?«, erkundigte er sich.
    »Irgendein Typ in der Lobby hat sie getragen.«
    »Und was trägt er jetzt?«
    »Einen Leichensack höchstwahrscheinlich.«
    »Hübsch. Der Anzug eines Toten. Und immer noch warm. Genau das, was ich mir immer gewünscht habe.«
    Während er in das Jackett schlüpfte, hörte er, wie die Ansagerin seinen Namen rief. Es wurde Zeit zu gehen. Der Kid schob ihn zurück zur Bühnenseite. Als sie dort ankamen, trat der Frank-Sinatra-Imitator den Tränen nahe in den Gang. Er setzte eine tapfere Miene auf, als er mit ihnen auf gleicher Höhe war, und nickte Jacko zu.
    »Viel Glück, Mann. Die sind da draußen ziemlich brutal.«
    Jacko schaute dem niedergeschlagenen Sänger

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