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Das Buch ohne Namen - Anonymus: Buch ohne Namen - The Book With No Name

Titel: Das Buch ohne Namen - Anonymus: Buch ohne Namen - The Book With No Name Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anonymus
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grollte er. »Sonst noch irgendwas?«
    Sanchez kannte Jericho und Rusty ziemlich gut und schätzte, dass die beiden merkwürdigen Gestalten noch vielleicht zwanzig Sekunden zu leben hatten. Doch selbst diese Schätzung erschien plötzlich ein wenig optimistisch, als Peto sein Glas vom Tresen nahm und einen großen Schluck daraus trank. Sobald die Flüssigkeit seine Geschmacksknospen berührte, wurde ihm klar, dass er etwas Unheiliges trank, und instinktiv spie er es voller Abscheu wieder aus. Und zwar – über Rusty! Sanchez hätte beinahe laut aufgelacht, doch er war schlau genug, um zu wissen, dass so etwas kaum in seinem besten Interesse gewesen wäre.
    Wie dem auch sei, plötzlich war Rusty voller Pisse. Seine Haare, sein Schnurrbart, seine Augenbrauen. Peto hatte ihn von oben bis unten vollgespuckt. Rustys Augen drohten vor Wut aus den Höhlen zu quellen, als er die goldfarbene Flüssigkeit anstarrte, die von seiner Brust tropfte. Es war der Gipfel der Demütigung. Genügend Demütigung, um in ihm den Wunsch zu wecken, Peto auf der Stelle umzubringen, ohne einen weiteren Gedanken. In einer flüssigen, blitzschnellen Bewegung griff er nach der Pistole im Halfter an seiner Hüfte. Sein Kumpel Jericho war genauso wütend, denn er zog ebenfalls die Waffe.
    Mönche Hubals schätzen Frieden über alles, lernen und üben allerdings von Kindesbeinen an Kampfeskünste. Für Kyle und Peto war es demzufolge ein Kinderspiel (buchstäblich, angesichts ihrer Erziehung), zwei betrunkene Schläger auszuschalten, und das, obwohl die Männer mit ihren Kanonen auf sie zielten. Beide Mönche reagierten wie auf ein geheimes Zeichen hin und mit geradezu verblüffender Geschwindigkeit. Ohne jedes Geräusch duckten sich beide und traten ihrem jeweiligen ungewaschenen Gegenüber mit voller Wucht zwischen die Beine. Dann hakten sie den Fuß hinter das Knie ihres Opponenten und wirbelten herum. Vollkommen überrascht von der Geschwindigkeit des Angriffs brachten Jericho und Rusty nicht mehr als ein erstauntes Grunzen zustande, während die Mönche ihnen die Pistolen entwanden. Fast im gleichen Moment gab es zwei schwere polternde Geräusche, als die beiden Männer rücklings auf die erzitternden Dielen krachten.
    Einen Moment zuvor waren sie in der Position der Überlegenen gewesen, und nun lagen sie auf dem Boden und starrten an die Decke. Schlimmer noch, die beiden Mönche zielten mit ihren eigenen Pistolen auf sie. Kyle trat vor und stemmte einen spitzen schwarzen Stiefel auf Jerichos Brust, um ihn am Aufstehen zu hindern. Peto machte sich nicht die Mühe, es seinem Mentor gleichzutun – hauptsächlich, weil Rusty beim Fallen so hart mit dem Kopf aufgeschlagen war, dass er im Moment wohl nicht einmal mehr wusste, wo er war.
    »So. Wisst ihr jetzt, wo Bourbon Kid ist, oder nicht?«, fragte Kyle, indem er den Stiefel gegen Jerichos Brust drückte.
    »Fick dich!«
    PENG !
    Kyles Gesicht war plötzlich von Blutspritzern übersät. Er sah nach links und bemerkte Rauch, der aus dem Lauf von Petos Pistole aufstieg. Der jüngere Mönch hatte Rusty ins Gesicht geschossen. Auf dem Boden war eine riesige Sauerei, die sich auf der Garderobe der beiden Mönche fortsetzte.
    »Peto! Warum hast du das getan?«
    »Es … es tut mir leid, Kyle, aber ich hab noch nie eine Pistole in den Händen gehabt! Sie ging einfach los, als ich den Abzug durchgedrückt habe!«
    »Dazu ist so ein Abzug da, weißt du?«, sagte Kyle, doch er sagte es nicht unfreundlich.
    Peto zitterte so sehr, dass er die Waffe kaum festhalten konnte, so groß war der Schock, der ihn erfasst hatte. Er hatte soeben einen Mann getötet, etwas, was er niemals für möglich gehalten hätte. Niemals. Und doch, in seinem Bemühen, Kyle nicht zu enttäuschen, verdrängte er den Mord fürs Erste, so gut es ging. Es war nicht einfach, mit all dem Blut überall als quasi ständige Erinnerung.
    Kyle für seinen Teil sorgte sich mehr über die Tatsache, dass ihre Glaubwürdigkeit einen argen Schlag erhalten hatte. Er war dankbar, dass die Bar nicht voll war.
    »Ehrlich, man kann dich nirgendwohin mitnehmen!«, sagte er in gespielter Missbilligung.
    »Es tut mir leid.«
    »Peto, tu mir einen Gefallen.«
    »Selbstverständlich. Was denn?«
    »Hör auf, mit diesem Ding auf mich zu zielen.«
    Peto senkte die Pistole. Erleichtert wandte sich Kyle wieder seinem Verhör Jerichos zu. Die drei Männer am anderen Tisch hatten den Vorgängen den Rücken zugewandt und unterhielten sich bei ihren Drinks,

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