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Das Buch ohne Namen - Anonymus: Buch ohne Namen - The Book With No Name

Titel: Das Buch ohne Namen - Anonymus: Buch ohne Namen - The Book With No Name Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anonymus
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er hinter die Theke ging und sich um seinen jüngsten Gast kümmerte. Jericho hockte sich auf einen Barhocker und blieb schweigend sitzen. Er würde nicht den Fehler machen, den Neuankömmling zu belästigen.
    Sanchez nahm ein sauberes (säuberliches) Geschirrtuch und wischte sich das Blut von den Händen, während er seinen neuen Gast musterte.
    »Was darf’s sein, Fremder?«
    Der Mann hatte sich auf dem Hocker neben Jericho niedergelassen. Er trug eine schwere schwarze ärmellose Lederweste, die halb aufgeknöpft war und den Blick freigab auf eine üppig tätowierte Brust und ein großes silbernes Kruzifix. Dazu trug der Fremde passende schwarze Lederhosen und schwere schwarze Lederstiefel. Er besaß dichtes schwarzes Haar und darüber hinaus die schwärzesten Augen, die Sanchez jemals gesehen hatte. Und in dieser Gegend der Welt waren das wirklich sehr, sehr schwarze Augen.
    Der Fremde ignorierte die Frage des Barmanns und nahm sich eine Zigarette aus dem dünnen Päckchen, das vor ihm auf dem Tresen lag. Er schnippte die Zigarette in die Luft und fing sie mit dem Mund auf, ohne sich zu bewegen. Eine Sekunde später hielt er wie aus der Luft ein brennendes Streichholz in der Hand, steckte sich damit die Zigarette an und schnippte es zu Sanchez, alles in einer einzigen, fließenden, schnellen Bewegung.
    »Ich suche jemanden«, sagte er.
    »Und ich verkaufe Drinks«, sagte Sanchez. »Wollen Sie jetzt einen Drink bestellen oder was?«
    »Gib mir einen Whisky.« Dann fügte er hinzu: »Gib mir Pisse, und ich mach dich kalt.«
    Sanchez war nicht überrascht, ein entschieden raues Element in der Stimme des Fremden zu entdecken. Er schenkte einen Whisky aus und stellte das Glas vor dem Fremden auf den Tresen.
    »Zwei Dollar.«
    Der Mann kippte den Drink hinunter und knallte das leere Glas auf die Theke.
    »Ich suche nach einem Burschen namens El Santino. War er hier?«
    »Zwei Dollar.«
    Einen nervösen Moment lang fragte sich Sanchez, ob der Fremde bezahlen würde oder nicht, dann zückte er eine Fünf-Dollar-Note aus seiner Westentasche und legte sie auf den Tresen, ohne jedoch das eine Ende loszulassen. Sanchez zupfte am anderen Ende, doch der Fremde hielt die Banknote eisern fest.
    »Ich soll mich hier in dieser Bar mit einem Burschen namens El Santino treffen. Kennst du ihn?«
    Scheiße! , dachte Sanchez müde. Jeder sucht heute nach irgendjemandem, zuerst diese beiden durchgeknallten Killer, die nach Bourbon Kid fragen – der Name ließ ihn innerlich erschauern – und nach irgend so einem beschissenen Mondstein und diesem Kopfgeldjäger Jefe, und dann kommt dieser beschissene Fremde hier und fragt nach diesem Scheißkerl El Santino. Doch er behielt seine Gedanken für sich. »Ja, ich kenne ihn«, war alles, was er sagte.
    Der Mann ließ sein Ende der Fünf-Dollar-Note los, und Sanchez schnappte sie hastig. Als er die Kurbel drehte und die Note in die Registrierkasse legte, begann einer seiner Stammgäste wie üblich mit dem Verhör des Neuankömmlings.
    »Hey, was zur Hölle willst du von El Santino?«, rief einer der drei Männer von seinem Platz an dem Tisch in der Nähe der Theke. Der ledergekleidete Fremde antwortete nicht sofort. Das war das Zeichen für Jericho, sich von dem Barhocker zu erheben, auf dem er sich ausgeruht hatte, und nach draußen zu humpeln. Er hatte genug Ärger für einen Tag gesehen und verspürte keine Lust, erneut beschossen zu werden, zumal einer von diesen diebischen Bastarden von Mönchen mit seiner Kanone aus dem Laden gestiefelt war. Auf dem Weg nach draußen stolperte er über den Leichnam seines toten Kumpels Rusty und fällte den wohl überlegten Vorsatz, für eine Weile nicht mehr zu den Stammkunden der Tapioca Bar zu zählen.
    Nachdem Jericho gegangen war, beschloss der schwarz gekleidete Fremde an der Theke, die an ihn gerichtete Frage zu beantworten.
    »Ich hab etwas, das El Santino haben will«, sagte er, ohne sich zu dem Fragenden umzublicken.
    »Hey, du kannst es mir geben. Ich geb’s El Santino weiter«, sagte einer der Männer am Tisch. Seine Kumpane johlten.
    »Kann ich nicht machen.«
    »Sicher kannst du.« Der Tonfall war entschieden böswillig.
    Es gab ein leises Klicken, ganz ähnlich dem Geräusch, das entsteht, wenn jemand den Hahn seines Revolvers spannt. Der Fremde am Tresen stieß einen Seufzer aus und nahm einen tiefen Zug von seiner Zigarette. Die drei Taugenichtse am Tisch erhoben sich und machten sieben oder acht Schritte auf die Theke zu. Der Fremde

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