Das Buch ohne Namen - Anonymus: Buch ohne Namen - The Book With No Name
Barmann an.
»Ich denke, dieser Kerl zieht uns über den Tisch.«
»Gib ihm einfach nur das Geld«, wiederholte Kyle. »Rasch.«
»Okay, okay, aber hast du nicht gesehen, was er uns für Wasser gegeben hat? Es ist so … so gelblich.« Peto holte Luft und fügte hinzu: »In meinen Augen sieht es aus wie Urin.«
»Peto – bezahl den Mann.«
Peto nahm eine Handvoll Banknoten aus einer kleinen schwarzen Tasche an seinem Gürtel, zählte sechs Ein-Dollar-Scheine ab und reichte sie Kyle. Kyle seinerseits reichte sie an Sanchez. Sanchez schüttelte missbilligend den Kopf. Es war nur eine Frage der Zeit, bis irgendjemand sich diese beiden komischen Käuze schnappte. Es war ihre eigene Schuld, so wie sie aussahen und sich verhielten. Er drehte sich um und wollte das Geld in seine Registrierkasse legen, doch wie üblich hatte er die Kurbel noch nicht zu Ende gedreht, als einer der Stammgäste den beiden Fremden die erste Frage zurief.
»Hey, was wollt ihr Blödmänner hier?«, rief eine der zwielichtigen Gestalten vom Tisch in der Ecke.
Kyle sah, dass der Mann, der diese Frage gerufen hatte, in seine Richtung blickte, also lehnte er sich zurück und flüsterte Peto zu: »Ich glaube, er redet mit uns.«
»Tatsächlich?«, fragte Peto und klang überrascht. »Was ist ein ›Blödmann‹?«
»Ich weiß es nicht, aber es klingt, als könnte es eine Beleidigung sein.«
Kyle drehte sich um und sah, dass sich die Männer am Tisch in der Ecke von ihren Sitzen erhoben hatten. Die Holzdielen erbebten heftig, als die beiden sehr zwielichtigen, sehr niederträchtig aussehenden Schläger quer durch den Laden zu den beiden Mönchen schlenderten. Sie sahen entschieden wenig einladend aus. Eher nach Ärger und Scherereien. Selbst zwei naive Landeier wie Kyle und Peto vermochten das zu erkennen.
»Was auch immer du tust«, flüsterte Kyle an Peto gewandt, »verärgere sie nicht. Sie sehen ziemlich gemeingefährlich aus. Besser, du überlässt alles Reden mir.«
Die beiden Schläger blieben kaum einen halben Meter vor Kyle und Peto stehen. Beide sahen ungewaschen aus, eine Eigenschaft, die durch den ihnen anhaftenden Geruch untermalt wurde. Der größere der beiden, ein Bursche namens Jericho, kaute auf einem Stück Tabak, und ein brauner Speichelfaden troff ihm aus dem Mundwinkel. Er war unrasiert und trug den allem Anschein nach obligatorischen unhygienischen Schnurrbart, und nach seinem Aussehen zu urteilen, konnte er durchaus bereits ein paar Tage in der Bar verbracht haben, ohne zwischendurch nach Hause gegangen zu sein. Sein Begleiter Rusty war ein gutes Stück kleiner, roch aber genauso übel. Er hatte verfaulte schwarze Zähne, die er nun zeigte, als er Peto angrinste – einer der wenigen Männer in der Stadt, die klein genug waren, um ihm auf Augenhöhe gegenüberzustehen. Wie Peto der Lehrling von Kyle war, war Rusty der von Jericho, einem in einheimischen Kreisen bereits bekannteren Kriminellen. Und wie um zu betonen, wer von beiden der Anführer war, unternahm Jericho den ersten aggressiven Schritt. Er tippte Kyle unsanft mit dem Finger gegen die Brust.
»Ich hab dir eine Frage gestellt. Was macht ihr Blödmänner hier drin?«
Beide Mönche bemerkten eine gewisse raue Qualität in seiner Stimme.
»Nun, ich bin Kyle, und das hier ist mein Novize Peto. Wir sind Mönche, kommen von der pazifischen Insel Hubal und sind auf der Suche nach einem Mann. Vielleicht könnt ihr uns helfen, ihn zu finden?«
»Kommt drauf an, wen ihr sucht.«
»Äh, nun ja, wie es scheint, ist der Mann, den wir suchen, unter dem Namen ›The Bourbon Kid‹ bekannt.«
Schlagartig herrschte völlige Stille in der Tapioca Bar . Selbst der Deckenventilator verstummte. Dann erklang hinter dem Tresen ein klirrendes Geräusch. Sanchez hatte das Glas, das er in den Händen gehalten hatte, vor Schreck fallen lassen. Dieser Name war schon seit sehr langer Zeit nicht mehr in seiner Bar erwähnt worden. Seit sehr langer Zeit. Er weckte schreckliche Erinnerungen in Sanchez. Die bloße Erwähnung des Namens ließ den Wirt der Tapioca Bar erschauern.
Jericho und sein Kumpan kannten den Namen ebenfalls. Sie waren in jener Nacht nicht in der Bar gewesen, als Bourbon Kid sein Gesicht gezeigt hatte. Sie hatten ihn nie gesehen. Sie hatten nur von ihm gehört und von jener Nacht, als er im Tapioca Bourbon getrunken hatte. Jericho starrte Kyle in die Augen, um zu sehen, ob dieser seine Frage ernst meinte. Es hatte den Anschein.
»Bourbon Kid ist tot«,
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