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Das Buch ohne Staben - Anonymus: Buch ohne Staben - The Eye of the Moon

Titel: Das Buch ohne Staben - Anonymus: Buch ohne Staben - The Eye of the Moon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anonymus
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große Raum eine ganz neue Ausstrahlung. Beth stellte erfreut fest, dass die Halle insgesamt trotz der spastisch blinkenden Discolichter ziemlich dunkel war – wie geschaffen als Deckung für Außenseiter und Einzelgängerinnen wie sie.
    Es gab noch einen weiteren Grund für Beths Kummer. Ihre überaus herrschsüchtige Stiefmutter hatte darauf bestanden, Beths Kostüm auszusuchen, und – typisch für sie! – sie hatte etwas total Hässliches und Unvorteilhaftes gefunden. Während alle anderen entsprechend dem Anlass in Halloween-Kostümen daherkamen (beispielsweise als Geister, Zombies, Hexen, Vampire, Skelette, ja sogar eine wenig überzeugende Fledermaus und mindestens vier Freddy Krueger), war Beth als Dorothy aus dem Zauberer von Oz verkleidet, einschließlich der blöden roten Schuhe. Sie hatte sich eingeredet, dass sie sich trotzdem amüsieren würde – trotzdem war sie immer noch aufgebracht, dass ihre Stiefmutter ein so unangemessenes und dummes Kostüm ausgewählt hatte.
    Zu sagen, dass Olivia Jane Lansbury extrem dominant war, war gleichbedeutend mit der Aussage, dass Hitler von Zeit zu Zeit ein wenig böse sein konnte. Schlimmer noch – sie schien eisern entschlossen zu verhindern, dass ihre Stieftochter jemals irgendwelche Jungen kennen lernte. Das mochte aus einer gewissen Bitterkeit herrühren, weil sie kurz nach der Heirat von Beths Vater zur Witwe geworden war. Beths richtige Mutter war bei ihrer Geburt gestorben, und so war Olivia der einzige Elternteil, den Beth je wirklich gekannt hatte. Und in Olivias Obhut aufzuwachsen war ziemlich hart gewesen. Selbst der heutige Abend wird kein Honigschlecken , sinnierte sie.
    Und jetzt war sie hier am Halloween-Abend, angezogen wie die trübe Tasse persönlich und ohne eine einzige Freundin auf der ganzen Welt, eine Kandidatin wie geschaffen für die Zickenkommentare von Ulrika Price und ihrem Kreis von Stiefelleckerinnen. Ulrika und ihre drei treuesten Anhängerinnen waren als Katzen verkleidet zum Ball gekommen. Die Anhängerinnen in Schwarzer-Panther-Kostümen, Ulrika hingegen im Outfit eines bengalischen Tigers, inklusive scharfer Krallen an den Fingerspitzen.
    Die Katzen hatten Beth in ihrem Plastiksessel am Rand der Tanzfläche entdeckt, wo sie zusammen mit einigen anderen Ausgestoßenen saß, alle in der verzweifelten Hoffnung, ein Junge möge sie ansprechen und zum Tanzen auffordern. Dass die Zielscheibe ihres Spottes als Dorothy aus Oz verkleidet war, bedeutete in der gegebenen Situation, dass keine gehässigen Kommentare erforderlich waren. Ulrika und ihre Freundinnen zeigten lediglich mit ausgestreckten Fingern auf sie und lachten laut und demonstrativ. Was genügend Aufmerksamkeit von allen Seiten auf das unglückselige Mädchen lenkte, und alle, die Beth bisher ignoriert hatten, stimmten in das Gelächter und das Kichern ein. Wenn Ulrika und ihre Freundinnen lachten, dann wollte jeder den Eindruck erwecken, den Witz ebenfalls gut zu finden. Soziale Akzeptanz war von größter Bedeutung in der Santa Mondega High, und wenn Ulrika Price, die wasserstoffblonde Cheerleaderin, den Verdacht hegte, das jemand nicht über ihre Witze lachte, dann konnte dieser Jemand genauso gut seine Sachen packen und sich auf den Heimweg machen. Beths einziger und winziger Trost bestand darin, dass ihre Stiefmutter sie wenigstens nicht gezwungen hatte, sich die Haare rot zu färben, um noch echter zu erscheinen. Wenigstens hatte sie das Glück, ihre wunderschöne lange braune Mähne behalten zu haben.
    Es war ein kleiner Trost, wie sich herausstellen sollte, denn ihre Demütigung wurde kurz nach elf Uhr vervollständigt, als eine der schwarzen Pantherinnen den Typen an der Lichtorgel überredete, einen Scheinwerfer auf Beth zu richten. Und als das harte weiße Licht die verlorene Gestalt illuminierte, verkündete der DJ (noch einer von Ulrikas Freunden) über die Lautsprecheranlage, dass die gute alte Dorothy da im Scheinwerferlicht soeben den Preis für das langweiligste Kostüm gewonnen hatte. Was weiteres grölendes Gelächter nach sich zog von Seiten eines bellenden Mobs betrunkener und zugedröhnter Teenager.
    Beth saß in würdevollem Schweigen da und wartete ergeben darauf, dass der Scheinwerfer wieder erlosch, während sie darum kämpfte, den Ozean von Tränen zurückzuhalten, der sich in ihr anstaute. Doch der Scheinwerfer blieb. Und weil Ulrika die einzigartige Gelegenheit auf keinen Fall versäumen wollte, schlenderte sie lässig herbei und

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