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Das Buch Von Ascalon: Historischer Roman

Das Buch Von Ascalon: Historischer Roman

Titel: Das Buch Von Ascalon: Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Peinkofer
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allein ist nicht gerade viel, wenn es darum geht, jemanden zu finden.«
    »Das verstehe ich. Ich danke Euch dennoch für Eure Bemühungen, Bruder.«
    »Nehmt stattdessen diesen Ring«, fügte der Provenzale hinzu und pflückte ein Schmuckstück von seinen eigenen Fingern, das er Guillaume zuwarf. »Betrachtet ihn als Trost sowie als Zeichen unserer Wertschätzung.«
    Guillaume betrachtete das Kleinod. Es war kunstvoll gearbeitet und mit fremdartigen Mustern versehen, die den orientalischen Ursprung verrieten. »W oher stammt dieser Ring?«
    »V on einem Muselmanen, der auf dem Weg nach Edessa w ar und den Fehler beging, den Weg unseres geschätzten Waffenbruders Landri zu kreuzen«, verriet Eustace prompt, worauf seine Anhänger in lautes Gelächter verfielen. »Er braucht ihn nicht mehr.«
    »Ich danke Euch«, sagte Guillaume, steckte sich das Schmuckstück an und betrachtete es eitel.
    »W isst Ihr, wie uns der Araber genannt hat, als er im Sand verendete?«, fragte der Ritter namens Landri beifallheischend in die Runde. »Er nannte uns tafura .«
    »Und was bedeutet das?«, wollte ein anderer wissen.
    Landri lächelte, Stolz funkelte in seinen Augen. »Es bedeutet soviel wie ›wild‹ oder ›ungezähmt‹«, erklärte er dann voller Genugtuung. »Das bedeutet wohl, dass diese verdammten Heiden anfangen, uns zu fürchten.«
    Die anderen Ritter lachten schallend, und Guillaume schloss sich ihnen an. Dabei wünschte er sich, dass sein Vater ihn jetzt sehen könnte, unter Gleichgesinnten sitzend, jungen Männern von edler Herkunft, die ihn anerkannten und respektierten und seine ehrgeizigen Pläne teilten, anstatt sie zu verlachen.
    Plötzlich jedoch merkte er, dass etwas nicht stimmte.
    Das wohlig warme Gefühl, das seinen Magen eben noch gefüllt hatte, war nicht mehr da. Stattdessen hatte Guillaume das Gefühl, eine mit winzigen Stacheln versehene Metallkugel im Bauch zu haben – das Fleisch, das er nur halb zerkaut hinabgeschlungen, und den Wein, den er gedankenlos darübergeschüttet hatte.
    Er merkte, wie die noch unverdaute Speise nach Ausgang verlangte, und einen quälenden Augenblick lang versuchte er, sie seinem inneren Drang zum Trotz bei sich zu behalten.
    Dann schoss er in die Höhe, stürzte aus dem Zelt und übergab sich.

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10.
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    Kilikien
August 1097
    Die Lage entlang der anatolischen Küste hatte sich im Lauf des Sommers weiter zugespitzt.
    Zwar hatten sich die Kampfhandlungen zwischen Türken und Byzantinern nach Norden verlagert, wo erbittert um den Besitz der kleinasiatischen Inseln und der Stadt Ephesus gerungen wurde; jedoch hatte sich ein Pirat mit Namen Guynemer aus Bologne die unsichere Lage zunutze gemacht. Mit einer kleinen Flotte von Schiffen verbreitete er Angst und Schrecken im östlichen Meer, was zur Folge hatte, dass auch weiterhin Handelssegler und Kauffahrer aus Furcht vor Kaperung die Küsten Lykiens und Pamphyliens ansteuerten. Entsprechend viele Schiffe waren es, die in der Bucht von Attalia vor Anker lagen und deren Ladung darauf wartete, auf dem Landweg an ihren eigentlichen Bestimmungsort gebracht zu werden – und entsprechend schwierig gestaltete es sich, Lasttiere aufzutreiben und Anschluss an eine Karawane zu finden.
    Die Pferde- und Kamelhändler der Stadt hatten, ebenso wie die Träger und Treiber, die Zeichen der Zeit erkannt und verlangten Preise, die an Wucher grenzten. So kostete es den wieder genesenen Isaac Ben Salomon nicht nur einige Tage eingehender Suche, sondern auch ein kleines Vermögen, zwei Maultiere zu erwerben, die seine Tochter und ihn tragen wür d en, und einen Esel zum Transport von Wasser und Proviant. Und gegen eine weitere, nicht unbeträchtliche Summe Geldes gestattete man ihnen, sich einer syrischen Karawane anzuschließen, die mit ihren Waren zunächst nach Tarsus und dann weiter nach Damaskus wollte.
    Um dieses Ziel zu erreichen, gab es grundsätzlich zwei Wege – zum einen jenen gefährlichen Pfad, der an der von Räuberbanden verseuchten Küste entlangführte, zum anderen die alte Handelsstraße, die sich nördlich des Taurusgebirges durch das anatolische Hochland wand. Dort jedoch herrschte Krieg.
    Die Kreuzfahrer, so wusste man inzwischen, hatten Nicaea eingenommen und das Heer des Sultans vor Dorylaeum geschlagen; nun waren die Eroberer auf dem Weg nach Süden und nahmen dabei genau jene Route, auf der auch Karawanen zu reisen pflegten. Doch da die Truppen des Sultans auf ihrem Rückzug durch Anatolien nichts als verwüstetes

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