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Das Buch Von Ascalon: Historischer Roman

Das Buch Von Ascalon: Historischer Roman

Titel: Das Buch Von Ascalon: Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Peinkofer
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Land hinterließen, um den Eindringlingen das Vorankommen zu erschweren, gehörte nicht viel dazu, sich auszumalen, was geschehen würde, wenn eine schwer beladene Karawane, noch dazu im Besitz muslimischer Kaufleute, auf die sicher ausgehungerten und von Mangel gezeichneten Kreuzfahrer stieß.
    Die Syrer entschieden daher, ihr Glück lieber mit den Räubern entlang der Küste zu versuchen. Eine Gruppe armenischer Söldner, die die Karawane begleitete, sollte etwaige Angreifer abschrecken, und zumindest zu Beginn der Reise ging diese Rechnung auf.
    Unbehelligt zog die Karawane mit ihren Packpferden und Kamelen, ihren Eseln und Maultieren an der Küste entlang nach Osten, die glitzernde Weite des Meeres zur Rechten und die steilen Hänge des Taurus zur Linken. Aufgrund der schlechteren Beschaffenheit des Weges kam man langsamer voran, als es unter günstigen Voraussetzungen auf der Handelsstraße der Fall gewesen wäre, aber nach einer knappen W oche erreichte die Karawane Side, nach weiteren sechs Tagen Coracesium. Der rege Verkehr, der infolge der politischen Ereignisse auf der Küstenroute herrschte, hielt Wegelagerer und anderes Gesindel fern, und so ging die Reise zügig vonstatten, wie Chaya, die einmal mehr als Diener verkleidet reiste, mit Erleichterung zur Kenntnis nahm. Ihr Vater allerdings traute dem Frieden nicht.
    Zwar hatte sich Isaac auf den ersten Blick trefflich von seinem Fieber erholt; wann immer er sich jedoch unbeobachtet wähnte, sank seine schlanke Gestalt, die ob der Entbehrungen noch hagerer geworden war, im Sattel zusammen. Kauernd hockte er dann auf seinem Maultier, ein Zerrbild des Mannes, zu dem Chaya einst aufgeblickt und den sie für seine Willensstärke bewundert hatte, und das machte ihr Angst. Nicht nur, weil der Lebenswille ihres Vaters geschwunden zu sein schien, sondern auch wegen der Bürde, die er trug und die sie nun, da sie das Geheimnis des Buches kannte, unwillkürlich teilte. Um diese Ängste kreisten ihre Gedanken beinahe unaufhörlich, während der alte Isaac stumm neben ihr herritt.
    »V ater?«, brach sie irgendwann das Schweigen. Es war später Nachmittag, und sie passierten eine schmale Landzunge, die hinaus ins türkisblaue Meer griff, das sich am Horizont scharf vom Himmel abhob. Die Hitze des Tages hatte bereits nachgelassen. Die Schatten, die ihnen vorauseilten, wurden länger, und eine frische salzige Brise wehte vom Wasser landeinwärts.
    »Ja, mein Kind?« Er richtete sich ein wenig im Sattel auf.
    »Hast du das geheime Buch je gelesen?«, fragte Chaya so offen und unvermittelt, dass sie fast selbst darüber erschrak. »Kennst du seinen Inhalt?«
    Der alte Isaac zuckte zusammen. Verstohlen blickte er nach beiden Seiten und vergewisserte sich, dass die armenischen Kämpfer, die den Zug begleiteten, nichts mitbekommen hatten. »Sprich leiser, ich bitte dich«, sagte er dann. »Unsere muslimischen Freunde mögen behaupten, unsere S prache nicht zu verstehen, aber man kann niemals ganz sicher sein.«
    »Geht das Buch denn auch sie etwas an?«, fragte Chaya erstaunt.
    »W as in diesem Buch geschrieben steht, geht jedes Geschöpf auf Erden etwas an, das Volk Israel jedoch in besonderer Weise. Warum erkundigst du dich danach?«
    »W eil ich mich bereits die ganze Zeit über frage, ob du weißt, wofür du … wofür wir unser Leben wagen«, gab Chaya zur Antwort. Natürlich entsprach das nicht ganz der Wahrheit – sie hatte das Gespräch auf das Buch gebracht, weil sie das Schweigen nicht mehr ausgehalten hatte und über die Dinge sprechen wollte, die sie beschäftigten. Und weil ihre Schuldgefühle größer wurden, je länger sie ihren Vater unter seiner Verantwortung leiden sah. Würde sie ihm seine Bürde erleichtern, wenn sie ihm gestand, dass auch sie das Geheimnis der Schriftrolle kannte? Oder würde sie ihm zu all den Sorgen, die ihn bereits plagten, noch eine weitere aufbürden?
    »Sei versichert, dass ich das sehr wohl weiß, mein Kind«, beschied er ihr nickend, und in seinem Gesicht, das im Schatten des Burnus lag, spiegelte sich etwas wider, das sie gut kannte: das Bewusstsein menschlicher Ohnmacht vor den göttlichen Mysterien.
    »W as also werden wir tun, wenn wir Antiochia erreichen?«, fragte sie.
    »W ir werden das Buch an Ezra übergeben. Auch ihn hat mein Vater zum Träger ernannt. Er wird wissen, was weiter zu geschehen hat.«
    »Und wir?«
    Isaac schaute sie an. »W arum fragst du?«
    »Nun, unsere Geldmittel sind beinahe aufgezehrt, nicht wahr?

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