Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Buch Von Ascalon: Historischer Roman

Das Buch Von Ascalon: Historischer Roman

Titel: Das Buch Von Ascalon: Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Peinkofer
Vom Netzwerk:
in seinem eigenen Zelt ein Fremder zu sein.
    »Ihr solltet wissen, dass weder Guillaume noch diese Unternehmung der Grund dafür ist, dass wir darben«, ergriff sie einmal mehr für ihren Sohn Partei. »V ielmehr sind es diese elenden Ungläubigen, die ihr eigenes Land in eine Ödnis verwandeln, um uns zu schaden.«
    »In der Tat«, stimmte de Rein mit vor Sarkasmus triefender Stimme zu. »W er konnte auch damit rechnen, dass sie Widerstand leisten würden? Ich habe in vielen Kriegen gekämpft – zuerst gegen die Angelsachsen, dann gegen die Briten und schließlich gegen die Pikten. Und keiner von ihnen hat seinen angestammten Boden freiwillig hergegeben.«
    »Ihr solltet nicht darüber spotten, Vater«, sagte Guillaume, nachdem er seine Bemühungen, die Reste des Skorpions loszuwerden, zu einem einigermaßen zufriedenstellenden Ergeb n is gebracht hatte. »Ihr seid in dieser Ödnis ebenso gefangen wie wir.«
    »So ist es«, bestätigte de Rein grimmig, »und das verdanke ich dir. Hättest du es nicht so eilig damit gehabt, dich bei dem verfluchten Brandstifter anzubiedern …«
    »Ihr wisst, dass dies Unsinn ist«, fiel Eleanor ihm ins Wort. »Ihr solltet nicht Guillaume für etwas zürnen, an dem er keine Schuld trägt.«
    »Das ist wahr.« Wutentbrannt schoss de Rein von seinem Hocker hoch und funkelte seine Gattin wütend an. »Stattdessen sollte ich dir zürnen, mein teures Weib, denn du bist es gewesen, die mit Flambard paktiert hat. Du trägst Schuld daran, dass wir fauliges Wasser saufen und Echsen, Würmer und Ratten fressen, um nicht elend zu verrecken!«
    Eleanors Miene verriet keine Regung, so als wäre sie aus Stein gemeißelt. »Nicht mehr lange«, war alles, was sie erwiderte.
    »Natürlich, ich vergaß«, tönte Renald und rollte abermals mit den Augen. »Euer großartiger Plan! Warum, in aller Welt, wurde er noch immer nicht in die Tat umgesetzt? Hat euch der Mut verlassen?«
    »Dafür gibt es viele Gründe«, beschied Eleanor ihm ebenso lakonisch wie rätselhaft, was ihn nur noch wütender machte. »Die passende Gelegenheit hat sich noch nicht ergeben.«
    »Unsinn. Während der Schlacht hätte es unzählige Gelegenheiten gegeben, einen Speer oder einen scheinbar verirrten Pfeil so ins Ziel zu lenken, dass er das schmutzige Werk verrichtet – aber dazu«, fügte er an Guillaume gewandt hinzu, »hätte man Manns genug sein müssen, an vorderster Front zu kämpfen.«
    »W as wollt Ihr damit sagen, Vater?«
    »Das weißt du sehr genau. Wie jeder andere meiner Gefolgsmänner hast du einen feierlichen Eid geleistet, mir zu dienen. Wo aber bist du gewesen, als während der Schlacht mein Pferd getroffen wurde und unter mir zusammenbrach?«
    » Dort, wo auch Eure anderen Ritter waren – im erbitterten Kampf gegen die Muselmanen.«
    »Du hast mich feige im Stich gelassen«, schnaubte Renald unbeirrt, »und hätte es nicht jenen fremden Streiter gegeben, der mir unversehens zur Hilfe kam, wäre ich an jenem Tag getötet worden. Aber vermutlich wäre das euren Plänen nicht einmal ungelegen gekommen.«
    »V ater!«, ereiferte sich Guillaume.
    »Ihr geht in Euren Mutmaßungen zu weit, mein Gemahl«, war auch Eleanor überzeugt. Ihre Stimme klirrte vor Kälte.
    »Tatsächlich?« Renald fuhr mit der Zunge über seine von der Trockenheit spröden Lippen. »W omöglich ist es ja der nagende Hunger, der mich dazu treibt, oder der brennende Durst.«
    Guillaume schnaubte. In England hatte es gute Gründe dafür gegeben, die Vorhaltungen seines Vaters widerspruchslos über sich ergehen zu lassen – aber nicht hier. Die Unterstützung seiner Mutter und das Wissen um den geheimen Bund, dem er sich angeschlossen hatte und von dessen Existenz sein Vater nichts wusste, beflügelten ihn. »Ich bin kein Feigling, Vater, und das werdet Ihr schon sehr bald merken, wenn ich über Euch stehe und auf Euch herabblicke.«
    »Du?« Renald musterte ihn mit unverhohlener Geringschätzung. »Ausgeschlossen. Denn Macht verlangt nach Mut und Verantwortungsgefühl – Eigenschaften, die du von jeher entbehrst. Andernfalls hättest du vor Dorylaeum an der Seite deines Lehnsherrn gefochten, statt dich in der hintersten Schlachtreihe zu verstecken. Jener andere Kämpfer hingegen, der sich dem angreifenden Muselmanen entgegenstellte und mich vor dem sicheren Tod bewahrte, vereinte in sich all diese Eigenschaften.«
    »Habt Ihr ihm deshalb Euren goldenen Ring geschenkt?«, fragte Guillaume spitz und voller Eifersucht.
    »In der Tat. Und

Weitere Kostenlose Bücher