Das Buch Von Ascalon: Historischer Roman
der Muselmanen aus ledernen Schlingen schleuderten. Wo sein eigenes Pferd abgeblieben war, wusste Conn nicht – Bertrand und er stiegen in die nächsten herrenlosen Sättel und lenkten ihre Tiere zu den anderen.
»Die Reihen schließen! Schildwall bilden!«
Den Rittern war klar, dass jeder Versuch, den Kordon der Angreifer zu durchbrechen, zum Scheitern verurteilt war, wenn jeder einzeln für sich kämpfte. Nur gemeinsam, Ross an Ross und Schild an Schild, hatten sie eine Chance, den Wall der Feinde zu überwinden, und so drängten sich Pferde wie Reiter eng aneinander, während sie sich zum nordwestlichen Ausgang des Tals bewegten. Unterwegs schlossen sich ihnen weitere Reiter an, sodass es ein Pulk von beinahe siebenhundert Kämpfern war, der schließlich das Ende der Talsohle erreichte und in geschlossener Formation gegen die Reihen der Angreifer vorrückte.
Pfeile und Wurfgeschosse gingen auf die gepanzerten Kämpen nieder, und obwohl die Reiter alles daransetzten, sich nach v orn und nach oben mit ihren Schilden abzuschirmen, fanden hin und wieder einige ihr Ziel. Ein italischer Normanne aus den Reihen Bohemunds, der direkt neben Conn ritt, wurde tödlich getroffen, als sich ein Armbrustbolzen in sein linkes Auge bohrte. Doch Rosse und Kämpfer waren so dicht gedrängt, dass der Leichnam nicht vom Pferd fallen konnte. Schwankend hielt er sich im Sattel, als wollte er seinen Kameraden auch im Tode noch beistehen – nur eines von vielen bizarren Bildern, die sich in Conns Gedächtnis brannten.
Die Tiere, eben noch langsam trabend, verfielen in Galopp, und die Kämpfer in der vordersten Reihe, unter ihnen auch Herr Bohemund selbst, legten ihre Lanzen ein – um sie nur wenige Augenblicke später in die Körper ihrer überraschten Feinde zu stoßen. Die Muselmanen wichen entsetzt zurück, als die massierte Reiterei in ihre Reihen brach. Nun, da die Distanz überwunden war und der Nahkampf ausbrach, verwarfen die Ritter ihre enge Schlachtformation und fächerten sich auf, fielen mit der Wucht eines Ungewitters über die verschreckten Feinde her.
»V orwärts! Vorwärts!«, trieb Herr Bohemund die Seinen an, während sein Schwert einem seldschukischen Krieger tief in die Schulter fuhr – und von der Aussicht beflügelt, der Todesfalle zu entkommen und das Schlachtgeschehen womöglich doch noch zu wenden, gaben Conn und Bertrand ihren Pferden die Sporen.
Von jenem Höhenzug aus, den Fürst Duqaq zum Feldherrenhügel erkoren hatte, beobachtete Bahram al-Armeni, was unten im Tal vor sich ging – und traute seinen Augen nicht.
Aus nordöstlicher Richtung hatte sich das Heer, das aus den vereinten Armeen von Damaskus und Hama bestand und an die zwölftausend Mann zählte, den Kreuzfahrern genähert. Die unübersichtliche, von tiefen Schluchten durchzogene Landschaft hatte es den Angreifern ermöglicht, bis auf kurze Distanz an das feindliche Heer heranzukommen. Den Rest h atten sie nach Einbruch der Dunkelheit bewältigt und bei Tagesanbruch Stellung auf den Hügeln bezogen, die das Lager der Kreuzfahrer umgaben; als diese am Morgen endlich merkten, dass sie eingekreist worden waren, war es bereits zu spät gewesen.
Die Falle war zugeschnappt, und zusammen mit der Überraschung hatte sich auch das Schlachtenglück auf der Seite der Angreifer befunden, die zu tausenden in das Tal stürmten, um den überrumpelten Gegner niederzumachen und ihn zu lehren, Syrien niemals wieder zu betreten. Zu hunderten waren die Kreuzfahrer den Pfeilen und Schwerthieben der ajnad zum Opfer gefallen, die Seite an Seite mit Hamas Soldaten kämpften, unterstützt von arabischen und armenischen Truppen. Eine ganze Weile lang hatte es so ausgesehen, als ob die Sache der Kreuzfahrer bei Al-Bira ein ebenso jähes wie blutiges Ende nehmen würde – doch soeben geschah etwas, womit weder Bahram noch einer der anderen Heerführer gerechnet hatte.
Die berittenen Kämpfer der Christen ließen jene ihrer Leute, die zu Fuß auf verlorenem Posten kämpften, zurück, um am nördlichen Ausgang des Tals einen Ausbruch zu wagen!
Im Süden des Lagers, wo sich die gepanzerten Reiter bereits zurückgezogen hatten und ihre fehlende Kampfkraft klaffende Lücken hinterließ, brachen daraufhin alle Dämme. Turkmenische Schwertkämpfer, arabische Lanzenträger und Fußvolk aus den rauen Bergregionen Armeniens – sie alle fielen über die Soldaten der Kreuzfahrer her, die ihnen nichts mehr entgegenzusetzen hatten und ohne Ausnahme niedergemacht
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