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Das Buch Von Ascalon: Historischer Roman

Das Buch Von Ascalon: Historischer Roman

Titel: Das Buch Von Ascalon: Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Peinkofer
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verbeugte sich im Sattel und drehte sein Pferd herum, um auf seinen Posten zurückzukehren. Er ahnte, dass die dunkle Zukunft, die die Sterne vorhergesagt hatten, in diesem Moment begann.

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24.
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    Antiochia
Anfang Januar 1098
    »Chaya! Chaya!«
    Calebs Stimme überschlug sich, während er aufgeregt an die Tür von Chayas Kammer klopfte. Chaya eilte, um ihm zu öffnen – und war verblüfft über das, was sie sah.
    Caleb hatte sich verändert.
    Seine gestreifte Kaufmannsrobe hatte er gegen eine weiße Tunika getauscht, die ihm bis zu den Knien reichte. Darüber trug er eine Schärpe und einen Schwertgurt, an dem eine gekrümmte Klinge hing. An seinem linken Arm hatte er einen runden Schild, auf seinem Kopf thronte ein konisch geformter Helm, der schon bessere Zeiten gesehen hatte und ein wenig zu groß für ihn war. Der Vergleich mit einem Knaben, der sich verkleidet hatte, um Soldat zu spielen, drängte sich Chaya förmlich auf, doch der feierliche Ernst in den Zügen ihres Cousins sagte ihr, dass dies kein Spiel war.
    »Caleb! Was ist geschehen?«
    »Hast du es denn noch nicht gehört? Die Armee, die der Emir von Damaskus ausgesandt hat, um die Kreuzfahrer zu vertreiben, wurde vernichtend geschlagen! Tausende seiner Krieger haben den Tod gefunden, der Rest befindet sich auf der Flucht. Nun werden die Christen Antiochia wohl mit ganzer Kraft und all ihren Kämpfern angreifen.«
    »Das … das ist schrecklich«, sagte Chaya.
    » Schrecklich für sie, denn an den Mauern unserer Stadt werden sie eine schreckliche Niederlage erleiden – und wenn ich persönlich dafür sorgen muss.«
    »Du?«
    »Ich habe mich der jüdischen Bürgerwehr angeschlossen«, verkündete Caleb voller Stolz. »Endlich darf ich mich im Kampf bewähren und den Christen das geben, was sie verdienen.«
    »Oh, Caleb, mein guter Caleb«, flüsterte Chaya erschrocken. »W as hast du nur getan?«
    »W as ich schon längst hätte tun sollen. Was jeder aufrechte Jude tun sollte. Ich bin bereit, meinen Glauben mit dem Schwert in der Hand zu verteidigen. Antiochia darf nicht fallen, sonst steht den Christen der Weg nach Jerusalem und ins Land der Väter offen, und das darf nicht geschehen, das weißt du so gut wie ich!«
    Chaya nickte – natürlich wusste sie nur zu gut, was sich in Jerusalem befand. Das Buch von Ascalon berichtete davon, und einmal mehr verwünschte sie sich dafür, dass es sich nicht mehr in ihrem Besitz befand.
    Caleb wusste den Schatten auf ihren Zügen richtig zu deuten. »Ich bin nicht gekommen, um dir Vorhaltungen zu machen, Cousine. Ich bin nur hier, um mich von dir zu verabschieden und dich um deinen Segen und dein Gebet zu bitten.«
    »Oh, Caleb.« Chaya trat auf ihn zu und fasste ihn an den Schultern. Sie fürchtete um sein Leben und hätte ihn am liebsten daran gehindert, das Haus zu verlassen. Aber natürlich war ihr klar, dass sie das nicht konnte. »Meine Gebete und meine guten Wünsche begleiten dich«, sagte sie stattdessen und küsste ihn auf die gesenkte Stirn. »Möge der Herr dich beschützen.«
    »Und möge er meine Klinge führen, auf dass sie viele Christenhunde ereile«, fügte Caleb feierlich hinzu.
    »Möge er dich beschützen«, wiederholte sie.
    »Du fühlst noch immer mit ihnen.«
    » Nicht alle Christen sind schlecht. Es gibt auch gute Menschen unter ihnen.«
    »So wie in jedem Volk – und doch hat der Herr einst die Sintflut gesandt, um das Böse auf Erden auszulöschen. Die Wohltaten Einzelner können nicht alle Bluttaten aufwiegen, die diese Frevler auf sich geladen haben. Sie müssen vernichtet werden, oder sie werden uns vernichten. Alle, ohne Ausnahme – auch dein geliebter Conwulf.«
    »Nein«, sagte Chaya schnell und mit derartiger Leidenschaft, dass Caleb sie befremdet anschaute.
    »Du liebst ihn noch immer, nicht wahr?«
    »Er ist der Vater meines Kindes«, antwortete sie.
    »Und ein Dieb und Lügner.«
    »Das wissen wir nicht. Er hat dein Leben geschont, oder nicht?«
    »Das hat er – aber vielleicht ging es ihm ja auch nur darum, deinen Geist zu verwirren und dich abermals zu täuschen?«
    »Das ist nicht wahr.« Chaya schüttelte trotzig den Kopf.
    Caleb lachte auf. »W as wahr ist und was nicht, wirst du spätestens an dem Tag erfahren, da die Christen mit Feuer und Schwert über uns herfallen.«
    Damit wollte er sich zum Gehen wenden, als unvermittelt sein Vater in der Tür der Kammer erschien. Die Züge Ezra Ben Salomons waren dunkelrot vor Zorn. Seine buschigen Augenbrauen hatten

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