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Das Buch Von Ascalon: Historischer Roman

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Titel: Das Buch Von Ascalon: Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Peinkofer
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wurden.
    Am anderen Ende des Taleinschnitts jedoch bot sich ein gegenteiliges Bild, denn einer Streitmacht von mehreren hundert Reitern war es gelungen, mit einem geschlossenen Schildwall aus dem Lager auszubrechen. Wie eine Naturgewalt fuhren die Ritter in die Reihen der Armbrustschützen und Leichtbewaffneten, die das Tal nach Norden hatten abriegeln sollen. Die Männer, von denen die meisten der Miliz von Damaskus a ngehörten, hatten ihrerseits kein Mittel gegen die hoch zu Ross kämpfenden und schwer gepanzerten Christen. Unter den Schwerthieben der Ritter fielen sie wie Ähren auf dem Feld zur Erntezeit.
    Bahram sog scharf die Luft ein. Zwar waren es wenigstens zweitausend Mann, die den Ausgang nach Norden versperrten, aber wenn es den Kreuzfahrern gelang, auch ihre Reihen zu durchbrechen und anschließend jenen Truppen in die Flanke zu fallen, die die Fußkämpfer der Christen attackierten, so bestand durchaus die Gefahr, dass sich das Schlachtenglück wendete.
    Das Pferd, auf dem Bahram saß, ein rabenschwarzer Berberhengst mit einer Decke aus orangefarbenem Brokat und einer metallenen Schürze, die Stirn und Hals des Tieres vor feindlichen Pfeilen schützen sollte, spürte die plötzliche Nervosität seines Herrn. Kurz entschlossen riss Bahram am Zügel und drehte das Tier auf der Hinterhand herum, sprengte an den anderen Offizieren und den Unterführern der ghulam vorbei zum Befehlsstand der Emire.
    Während der Statthalter von Hama auf einem Pferd saß, thronte Duqaq auf einem Kamel, auf dessen Rücken sich ein kastenförmiger Aufbau mit einem gewölbten Baldachin aus Stoff erhob. Wie schon in Damaskus trug er ein blutrotes Gewand. Als er Bahram heransprengen sah, winkte er ihm schon von Weitem.
    »Sei gegrüßt, mein trefflicher Armenier«, sprach er, als Bah­ram den Hengst zügelte. »Bist du gekommen, um uns vom endgültigen Triumph unserer vereinten Armeen zu berichten?«
    »Nein, mein Fürst«, antwortete Bahram, dem klar war, dass seine Neuigkeiten den Emiren nicht gefallen würden. »Ich komme, um zu berichten, dass einem Teil der Christen der Ausbruch geglückt ist.«
    »Einem Teil?« Duqaqs schmale Züge nahmen einen missbilligenden Ausdruck an. »V on wie vielen Kämpfern sprechen wir hier?«
    » Nur einige hundert«, schätzte Bahram. »Aber sie sind gepanzert und zu Pferde. Wenn es ihnen gelingt, die Reihen der ajnad zu überwinden …«
    »W enn es ihnen gelingt.« Der Ton seiner Stimme blieb gelassen. Den Emir von Hama, der neben Duqaq auf seinem Pferd saß und nervös zu ihm aufschaute, beschwichtigte er mit einer wegwerfenden Handbewegung. »Die Kämpfer der ajnad sind zahlreich wie die Sterne. Ich denke nicht, dass es ein paar hundert Christen gelingen wird, sie zu schlagen.«
    »Es spricht manches dagegen«, gab Bahram zu. »Doch wenn wir sichergehen wollen, sollten wir unbedingt die ghulam zum Einsatz bringen.«
    Duqaqs grüne Augen funkelten wie Smaragde. »Du willst die ghulam in die Schlacht schicken? Meine besten Krieger? Meine persönliche Garde?«
    »Die ghulam wären in der Lage, den Ansturm der Christen aufzuhalten, mein Fürst. Gebt mir nur fünfhundert von ihnen, und ich werde …«
    »Denkst du nicht, dass du die Fähigkeiten der Ungläubigen ein wenig überschätzt?« Der Herr von Damaskus grinste unverhohlen. »V ielleicht liegt es ja daran, dass du selbst einer von ihnen bist.«
    Der Emir von Hama lachte daraufhin, und auch einige seiner Offiziere und strategischen Berater stimmten in das Gelächter ein. Es war offenkundig, dass niemand die Einwände hören wollte, die Bahram vorbrachte. Zu eindeutig war der bisherige Schlachtverlauf gewesen, als dass jemand daran gezweifelt hätte.
    »Mein Fürst«, versuchte Bahram es dennoch ein weiteres Mal, »ich beschwöre Euch …«
    »W as reitet dich, Armenier?«, zischte Duqaq und beugte sich auf seinem hohen Sitz drohend nach vorn. »Du hast meinem Vater lang und treu gedient, aber du solltest weder deine Kenntnisse noch deine Privilegien überschätzen. Willst du meinen Triumph im Augenblick des Sieges schmälern? Willst d u, dass ich mich vor meinem Amtsbruder lächerlich mache, indem ich meine besten Krieger aussende, um einen Gegner zu bekämpfen, der bereits am Boden liegt?«
    Bahram hielt dem bohrenden Blick seiner zu Schlitzen verengten Augen einen Moment lang stand, dann wich er ihm aus, wissend, dass es ebenso sinnlos wie gefährlich gewesen wäre, abermals zu widersprechen.
    »Nein, mein Fürst«, sagte er deshalb,

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