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Das Buch Von Ascalon: Historischer Roman

Das Buch Von Ascalon: Historischer Roman

Titel: Das Buch Von Ascalon: Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Peinkofer
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sich unheilvoll zusammengezogen, Wut sprach aus seiner ganzen massigen Erscheinung.
    »Ist es wahr?«, verlangte er von Chaya zu wissen. Caleb ignorierte er.
    »W ovon sprichst du, Onkel?«, fragte Chaya eingeschüchtert. Seit er wusste, dass sie das Buch von Ascalon verloren hatte, hatte ihr Onkel kaum noch mit ihr gesprochen. Umso verwunderter war sie über diesen Ausbruch.
    »Irit hat mir erzählt, dass du dich jeden Morgen nach dem Aufstehen übergibst, und Rinah hat dich im Badehaus gese h en. Sie sagt, dein Bauch weise eine verdächtige Erhebung auf.«
    Chaya schloss die Augen.
    Ihr war klar gewesen, dass sie die Wahrheit nicht ewig verbergen konnte. Aber sie hatte gehofft, ein wenig mehr Zeit zu haben, um …
    »W illst du wohl sprechen?«, fuhr Ezra sie an. »Ist es wahr, was meine Töchter mir berichten?«
    Chaya schaute zu ihm auf, bemüht, ihre Würde zu wahren. »Es ist wahr. Und deine Vermutung ist richtig, Onkel. Ich erwarte ein Kind …«
    Weiter kam sie nicht.
    Die Ohrfeige, die Ezra ihr mit dem Handrücken versetzte, traf sie mit voller Wucht, sodass sie benommen niederging. Caleb, der entsetzt dabeistand, starrte abwechselnd auf seinen Vater und auf seine auf den Knien liegende Cousine, wagte jedoch keinen Einwurf.
    »Das genügt«, sagte Ezra mit zornbebender Stimme. »Du hast meine Gastfreundschaft und meinen guten Willen die längste Zeit herausgefordert. Dein schändliches Versagen hätte ich meines geliebten Bruders wegen noch geduldet, aber nun hast du Schande über mein Haus gebracht. Wer ist der Vater des Kindes, sprich!«
    Chaya kauerte noch immer am Boden. Sie zitterte am ganzen Leib, fürchtete sich vor dem, was ihr Onkel ihr als Nächstes antun würde – aber sie schwieg.
    »W er ist der Vater?«, schrie er so laut, dass sich seine Stimme überschlug. Seine bärtige Gestalt war schrecklich anzusehen, Funken schienen aus seinen einstmals so milde blickenden Augen zu schlagen. »Sag es mir, ehrloses Weib, oder ich schwöre, dass ich die Wahrheit aus dir herausprügeln werde!«
    »Nein«, weigerte Chaya sich kopfschüttelnd und unter Tränen. »Das werde ich nicht tun.«
    »Ist das dein letztes Wort?« Die Drohung, die in Ezras Stimme mitschwang, war überdeutlich.
    » Ja, Onkel.«
    »V erdammte Hure!« Er beugte sich hinab, um sie an den Haaren zu packen und zu sich emporzureißen, aber seine fleischigen Pranken erreichten sie nicht. Denn plötzlich stand Caleb zwischen ihnen, der sich schützend vor Chaya stellte.
    »Nicht, Vater!«
    »W as geht es dich an? Geh mir aus dem Weg, Sohn, oder ich …«
    »Ich bin der Vater des Kindes«, erklärte Caleb schlicht.
    »W as?« Der Kaufmann starrte ihn an, als hätte er den Verstand verloren.
    »Nein, Caleb«, rief Chaya beschwörend, »tu das nicht!«
    »Ich bin der Vater«, wiederholte Caleb, ohne mit der Wimper zu zucken. »Es ist mein Kind, das Chaya unter dem Herzen trägt.«
    Ezra stand wie jemand, der einen Schlag auf den Kopf erhalten hatte. Seine massige Gestalt wankte, sein Gesichtsausdruck war der eines Ochsen. »Du? Aber …«
    »W ir lieben uns und werden heiraten«, erklärte Caleb seinem verblüfften Vater.
    »Ist das wahr?«, fragte er an Chaya gewandt.
    »So wahr ich hier vor dir stehe«, versicherte Caleb, noch ehe seine Cousine antworten konnte. »Bitte verzeih, dass wir es dir nicht früher gesagt haben, aber wir wollten dich in diesen dunklen Tagen nicht mit unseren Plänen belasten.«
    Der Kaufmann gab ein Schnauben von sich, in dem seine ganze Wut zu verpuffen schien. Mit hängenden Schultern stand er da und schien sich wie ein ausgemachter Narr vorzukommen. Er öffnete den Mund, als wollte er etwas sagen, besann sich dann jedoch anders, fuhr herum und verließ die Kammer so unvermittelt, wie er eingetreten war.
    »Alles in Ordnung?«, fragte Caleb und reichte Chaya die Hand, um ihr aufzuhelfen.
    »Es geht schon«, versicherte sie. Wankend kam sie auf die Beine und strich sich das wirre Haar aus dem Gesicht. » W as hast du nur getan, Caleb? Das hättest du nicht tun dürfen.«
    »W äre es dir lieber gewesen, mein Vater hätte dich verprügelt und in Schimpf und Schande aus dem Haus gejagt?«
    »Nein, aber …«
    »Dann solltest du mir verbunden sein und das Geschenk annehmen, das ich dir biete.«
    »Aber ich …« Sie schaute ihn an, dankbar und bedauernd zugleich. »Ich liebe dich nicht, Caleb.«
    Er erwiderte ihren Blick, ohne dass zu erkennen war, was hinter seinen jungenhaften Zügen vor sich ging. »Dann«, erwiderte

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