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Das Buch Von Ascalon: Historischer Roman

Das Buch Von Ascalon: Historischer Roman

Titel: Das Buch Von Ascalon: Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Peinkofer
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Normanne hatte die Halsschürze seines Kettenhemds hochgeschlagen, sodass nur seine grauen Augen zu sehen waren, aber die strahlten erstaunliche Ruhe aus, die Gelassenheit des erfahrenen Kämpfers.
    Ein Geistlicher aus Boulogne, der den Trupp ebenfalls begleitete, sprach ein flüsterndes Gebet und einen Segen, woraufhin sich die Männer bekreuzigten. Dann war alles gesagt und getan, und man wartete, wie es schien, eine Ewigkeit lang.
    P lötzlich der Schrei eines Falken.
    Das Zeichen zum Angriff!
    Ein Ruck ging durch die Reihen der Männer, und sie schickten sich an, das aus dicken Ledersträngen gewundene Geflecht hinaufzusteigen, an der senkrecht aufragenden Mauer empor. Bohemund, ein wahrer Riese von einem Mann, der selbst seine größten Ritter noch um einen halben Kopf überragte, war einer der Ersten, die die Leiter erklommen, dicht gefolgt von seinen Edlen, Conn und Remy hinterdrein.
    An der behelfsmäßigen Leiter emporzusteigen erwies sich als gefährliches Unterfangen. Nicht nur, dass das knarrende Gebilde beständig schwankte und es einiges Geschick verlangte, nicht abzurutschen; das dunkle Leder war in der Dunkelheit auch kaum vom Mauerwerk zu unterscheiden, sodass man aufpassen musste, nicht danebenzugreifen.
    Stück für Stück ging es hinauf, während sich unten bereits die nächsten Angreifer vorbereiteten. Conn vermied es, nach unten zu sehen, und nahm Sprosse für Sprosse – bis er endlich die Zinnen erreichte. Eine helfende Hand reckte sich ihm entgegen und zog ihn über die Brüstung, dann stand er auf dem Turm, mit zitternden Knien, aber froh, den Aufstieg unbeschadet überstanden zu haben. Er konnte sehen, wie sich Bohemund flüsternd mit einem Mann unterhielt, der orientalische Kleidung und einen von einem Turban umkränzten Helm trug – fraglos der Turmwächter, der seine eigenen Leute verraten und den Kreuzfahrern den Zugang zur Stadt ermöglicht hatte. Ein Dolch wurde gezückt, einen Lidschlag später sank der Türke mit durchschnittener Kehle nieder.
    Conn, Remy und die anderen acht Kämpfer, die zusammen mit ihnen auf den Turm gestiegen waren, hatten die Zwischenzeit genutzt, um sich kampfbereit zu machen. Die Schilde an den Armen und mit gezückten Schwertern stiegen sie die schmale Wendeltreppe hinab, die zum Wehrgang führte. Von dort ging es zum nächsten Turm.
    Kaum hatten die Kreuzfahrer den schmalen Weg erreicht, d er sich an den Zinnen entlang nach Osten zog, war vom Turm der zwei Schwestern entsetztes Geschrei zu hören. Ein Blick über die Brüstung verriet, dass die Turmzinnen unter dem Gewicht der Leiter nachgegeben hatten und das Geflecht in die Tiefe gestürzt war, mitsamt den Männern, die sich darauf befunden hatten.
    In der Dunkelheit konnte Conn nicht erkennen, was aus den armen Kerlen geworden war, aber er bezweifelte, dass sie den Sturz überlebt hatten. Die übrigen Kämpfer jedoch ließen sich nicht einschüchtern. In Windeseile wurde die Leiter erneut emporgezogen, diesmal an der niedrigeren Mauer, und schon kurz darauf langte die nächste Welle von Eindringlingen auf dem Wehrgang an.
    Die zuvor bereits eingeteilten Gruppen rotteten sich zusammen; Conn und Remy unterstanden dem Kommando eines italischen Normannen namens Odo, der zum Kreis von Bohemunds Vertrauten gehörte.
    Im Gänsemarsch ging es den schmalen Wehrgang hinab, zu dessen rechter Seite sich das steinerne Meer Antiochias erstreckte, ein unüberschaubares Gewirr aus Kuppeln, Türmen und Häusern, über deren Dächern sich Stoffbahnen spannten, die das Mondlicht hell zurückwarfen. Die jüdische Siedlung der Stadt, so hatte Berengar Conn erklärt, befand sich nördlich des Tores von Sankt Georg. Mit jedem Schritt, den sie dem Mauerverlauf folgten, gelangte Conn also ein wenig näher an Chaya heran. Seine Sorge um sie wuchs, und sein Entschluss, sich bei der ersten sich bietenden Gelegenheit von seiner Gruppe zu lösen und nach ihr zu suchen, verfestigte sich.
    Als die Männer den nächsten Turm erreichten, gab es eine Überraschung: Offenbar alarmiert durch das Geschrei der in die Tiefe gestürzten Kämpfer, trat ein türkischer Wächter aus dem Durchgang, um nach dem Rechten zu sehen. Odo reagierte ohne Zögern. Sein Schwert hieb dem Wächter das Haupt von den Schultern, der kopflose Torso wurde über die Zinnen nach draußen befördert.
    M an passierte den Turm, auf dem einige Kämpfer als Besatzung zurückgelassen wurden, und schlich weiter. Wie sich zeigte, hatte zumindest der seldschukische

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