Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Buch Von Ascalon: Historischer Roman

Das Buch Von Ascalon: Historischer Roman

Titel: Das Buch Von Ascalon: Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Peinkofer
Vom Netzwerk:
war.

----
7.
----
    Feldlager vor Antiochia
Nacht zum 28. Juni 1098
    Es war still geworden im Zelt Kur-Baghas.
    Von seinem breiten Sitz aus Kamelfell schaute der Atabeg von Mossul auf die beiden Männer herab, die vor ihm standen. Obschon sich beide mühten, einen würdevollen Eindruck zu bieten, waren ihnen die Entbehrungen anzusehen, die sie erlebt hatten; beider Züge waren ausgemergelt, ihre Haut trotz der Sommersonne totenbleich. Auch ihre Kleidung hatte merklich gelitten und war verschmutzt und zerrissen. Hätte Kur-Bagha es nicht besser gewusst, hätte er geglaubt, es mit zwei Bettlern aus den dunkelsten Gassen von Mossul zu tun zu haben. Was hingegen vor ihm stand, war die offizielle Gesandtschaft, die die Kreuzfahrer ihm geschickt hatten.
    »W ie sagtet Ihr, war Euer Name?«, erkundigte sich der Atabeg, seinen Spott kaum verhehlend.
    »Herluin, Herr«, entgegnete der kleinere der beiden, der Arabisch und sogar ein wenig Persisch sprach.
    »Gut, Herluin.« Kur-Bagha nickte großmütig. »Dann sag deinem Herrn, dass ich über seinen Vorschlag nachgedacht habe.«
    Der Franke wandte sich an den anderen Gesandten, der von großer Statur war und dessen blondes Haar ihn wie einen bunten Hund unter den Emiren und Unterführern hervorstechen ließ, die der bizarren Zusammenkunft beiwohnten. Die Ü bersetzung schien den Blonden noch ein wenig blasser werden zu lassen. Er sprach einige Worte, die Herluin wiederum ins Arabische brachte: »Mein Herr Peter von Amiens dankt dem Wächter von Mossul für seine Offenheit und ist begierig darauf, den Ausgang seiner Entscheidung zu erfahren.«
    »Das glaube ich gern. Ihr schlagt vor, dass, um Blutvergießen auf beiden Seiten zu vermeiden, die besten Kämpfer beider Heere in einem Duell aufeinandertreffen und so darüber entscheiden sollen, wem Antiochia für alle Zeit gehört.«
    »So ist es«, bestätigte Herluin.
    »Und Ihr glaubt, dass ich auf ein solches Angebot eingehe? Auf das Angebot eines Gegners, der schon halb besiegt am Boden liegt?«
    Herluin übersetzte, worauf sich ein bekümmerter Ausdruck über Peter von Amiens’ blasse Züge legte.
    »Sagt Euren Führern Folgendes«, fuhr Kur-Bagha fort und beugte sich auf seinem Sitz drohend nach vorn. »Ich weiß, was sie mit ihrem Angebot bezwecken – und ich werde keinesfalls darauf eingehen. Dafür hört nun mein Angebot, Peter von Amiens: Ich, Kur-Bagha, Statthalter des Sultans und Wächter von Mossul, verspreche den Kämpfern des Kreuzes freies Geleit, wenn sie die Waffen strecken und Antiochia verlassen. Andernfalls werde ich sie mit der Übermacht meiner Krieger zerschmettern und nicht einen von ihnen am Leben lassen. Habt Ihr das verstanden?«
    Herluin übersetzte, und es bereitete dem Atabeg sichtliches Vergnügen zu beobachten, was seine Worte im Gesicht des fränkischen Unterhändlers anrichteten. Peter von Amiens knirschte nervös mit den Zähnen, und sein Blick flackerte gehetzt. Wie es hieß, hatte er vor einiger Zeit bereits einmal versucht, sich nächtens davonzuschleichen, indem er sich von den Mauern Antiochias abseilte. Man hatte ihn jedoch wieder eingefangen, und die Gesandtschaft in Kur-Baghas Lager war ganz offenbar seine Bestrafung.
    »Und richtet Euren Fürsten aus«, fügte der Atabeg genüss l ich hinzu, »dass ich die Übergabe der Stadt nur aus der Hand eines ihrer Anführer entgegennehme – und nicht aus der eines Feiglings, der zu seiner Pflicht gezwungen werden muss.«
    Auch diese Worte verfehlten ihre Wirkung nicht, Peter von Amiens zuckte wie unter Peitschenhieben.
    »Und nun geht und bestellt Euren Anführern, was ich gesagt habe. Bis zum Morgengrauen gebe ich ihnen Bedenkzeit. Danach werden sie für ihre Dummheit mit dem Leben bezahlen.«
    Herluin übersetzte auch noch diese Worte, dann wandten sein Herr und er sich ab und verließen das große Zelt. Schweigen breitete sich aus, nachdem sie gegangen waren. Der erste, der die Sprache wiederfand, war Suqman von Diyarbakir.
    »Denkt Ihr, diese Entscheidung war klug, großer Kur-Bagha?«, fragte er vorsichtig. »Ein Kampf der Besten hätte diesen Konflikt rasch und unter geringen Opfern entscheiden können.«
    »W as fürchtet Ihr, Suqman?«, erwiderte der Atabeg mit beißendem Spott. »Dass Ihr in der Schlacht selbst den Tod finden könntet?«
    »Darum geht es nicht. Aber wir alle wissen, dass man die Franken nicht unterschätzen darf. Sultan Kilidj Arslan musste dies erfahren und auch Emir Duqaq, den wir alle als ebenso tapferen wie klugen

Weitere Kostenlose Bücher