Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Buch Von Ascalon: Historischer Roman

Das Buch Von Ascalon: Historischer Roman

Titel: Das Buch Von Ascalon: Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Peinkofer
Vom Netzwerk:
Glocken.«
    Wieder war es im Zelt still geworden. Aller Augen waren zunächst auf Bahram, dann auf Kur-Bagha gerichtet.
    »Und an so etwas glaubst du?«, fragte der Atabeg. »W ie soll eine einzelne Waffe, noch dazu, wenn sie so alt ist, den Kampf zweier Heere beeinflussen?«
    »W as ich glaube, ist nicht von Bedeutung, Herr«, antwortete Bahram. »W ichtig ist nur das, woran die Kreuzfahrer glauben. Sollte sich der Speer tatsächlich in ihrem Besitz befinden, so werden sie ihn fraglos im Kampf vorantragen, und er wird ihnen neuen Mut machen.«
    »Neuen Mut vielleicht, aber weder wird er ihre Mägen füllen noch …«
    Plötzlich war außerhalb des Zeltes ein dumpfer Knall zu hören, gefolgt von entsetzten Schreien.
    »W as beim Propheten …?«
    Kur-Bagha sprang auf, seiner Leibesfülle zum Trotz. Die Schreie wurden noch lauter, und durch die Außenwände des Zeltes war flackernder Lichtschein wahrzunehmen.
    »Feuer! Feuer!«, schrie jemand – im nächsten Augenblick drängten alle hinaus, Statthalter wie Offiziere, Fürsten wie Gemeine, Turkmenen wie Araber, Syrer wie Perser. Bahram, der weit hinten gestanden hatte, gehörte zu den Ersten, die ins Freie gelangten.
    D er Anblick, der sich ihnen bot, war erschreckend.
    Inmitten des Lagers war Feuer ausgebrochen, dessen Flammen lichterloh zum nächtlichen Himmel schlugen. Gleich mehrere Zelte hatten Feuer gefangen, jedoch nicht nacheinander, sondern gleichzeitig, so als hätte eine riesige Flamme sie entzündet.
    Sofort musste Bahram an das Griechische Feuer denken, die wohl schrecklichste Waffe, die die Kämpfer des Sultans ihr Eigen nannten und deren Flammen sich nicht mit Wasser löschen ließen. Doch der charakteristische Geruch von Petroleum und Schwefel fehlte, was bedeutete, dass der Brand auf andere Weise entstanden sein musste.
    »W as ist hier los?«, brüllte Kur-Bagha außer sich vor Wut und Entsetzen, während er fassungslos auf die Flammen starrte, die in einiger Entfernung tobten, sich jedoch auf das gesamte Lager auszubreiten drohten. Von allen Seiten eilten Männer herbei, die der so plötzlich ausgebrochenen Feuersbrunst Einhalt zu gebieten suchten.
    »Das Feuer kam vom Himmel, Herr, vom Himmel!«, schrie ein entsetzter Mann, der Duqaqs Bürgerwehr angehörte, Gesicht und Tunika waren rußgeschwärzt. »Die Sterne fallen auf uns herab!«
    Kur-Bagha verfiel in Gebrüll, viele Offiziere und sogar einige Emire warfen sich erschrocken in den Staub – und auch Bahram wurde von eisigem Entsetzen gepackt.
    Ein Stern war vom Himmel gefallen.
    Unwillkürlich musste der Armenier an das denken, was sein alter Freund Ibn Khallik ihm einst geweissagt hatte, in jener sternklaren Winternacht, die so unendlich lange zurückzuliegen schien.
    Vom Untergang eines Reiches und der Entstehung eines neuen hatte der Sterndeuter gesprochen – und plötzlich ergaben die Worte einen Sinn. Tiefe Sorge um die orientalische Welt befiel Bahram, denn der Himmel selbst, so schien es, hatte sich gegen sie gewandt.

----
8.
----
    Antiochia
29. Juni 1098
    Das Lärmen der Kriegshörner, das wilde Kampfgebrüll, der donnernde Hufschlag der Pferde, das Geklirr der Waffen und die verzweifelten Schreie der Verwundeten – all das war aus weiter Ferne an Conns Lager gedrungen, doch die Mauern der Ohnmacht hatte es nicht zu überwinden vermocht. Dennoch hatte Conn das Gefühl, dass sich bedeutsame Dinge ereignet haben mussten, als er tags darauf aus seiner Bewusstlosigkeit erwachte. Glockengeläut war zu hören, begleitet von Gesang und immer wieder aufbrandendem Jubel.
    Zu seiner Verblüffung stellte Conn fest, dass er sich nicht mehr im Hospital der Mönche befand. Panik befiel ihn für einen Moment, weil er dachte, er wäre jenen Elenden zugeschlagen worden, denen man die letzten Sakramente erteilte und die man dann zum Sterben hinausbrachte. Aber dann wurde ihm klar, dass er ganz allein war in der Kammer und man ihm ein solches Privileg ganz sicher nicht hätte zukommen lassen, wenn alle Hoffnung verloren wäre. Außerdem fühlte er sich sehr viel besser, als es beim letzten Erwachen der Fall gewesen war. Die Schmerzen hatten merklich nachgelassen, auch das Fieber schien vorüber zu sein.
    Verblüfft schaute er sich um.
    Decke und Wände der Kammer waren mit dunklem Holz getäfelt. Lieblich süßer Duft erfüllte die kühle Luft, und das w enige Sonnenlicht, das durch eine hohe Fensteröffnung fiel, wurde von einem hölzernen Gitter in dünne Schäfte geschnitten. Jenseits dieser

Weitere Kostenlose Bücher