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Das Buch Von Ascalon: Historischer Roman

Das Buch Von Ascalon: Historischer Roman

Titel: Das Buch Von Ascalon: Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Peinkofer
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…?«
    »Es ist ein Junge.«
    Conn schloss für einen Moment die Augen.
    Er hatte einen Sohn!
    Wie unbegreiflich das Leben doch spielen konnte, selbst an einem Ort wie diesem.
    »W as ist in jener Nacht geschehen?«, fragte Baldric.
    »Söldner«, scharrte Conn das wenige zusammen, was seine Erinnerung im Augenblick hergab. »Flamen … ein Hinterhalt.«
    »Remy?«, fragte Baldric nur.
    Conn schloss die Augen und sah den Freund vor sich, die Kehle von einem Armbrustbolzen durchbohrt. Traurig schüttelte er den Kopf.
    »V erdammt.« Das eine Auge des Normanen glomm wütend auf. »Dafür werden diese Mordbuben bezahlen.«
    »V iele sind gestorben in jener Nacht«, brachte Chaya in Erinnerung. »Eure Leute haben das ganze Viertel geplündert, sogar die Synagoge.«
    »Ja«, knurrte Baldric. »Ich fürchte, viele von uns haben das Ziel dieser Pilgerfahrt weit aus den Augen verloren. Aber womöglich spielt es schon bald keine Rolle mehr.«
    »W as bedeutet das?«, wollte Conn von Baldric wissen, doch Chaya schüttelte heftig den Kopf, sodass der Normanne zögerte. Offenbar gab es etwas, das sie ihm nicht sagen wollten. »W as ist los? Sagt es mir!«
    »Nein«, lehnte Chaya ab, aber Baldric schien nicht ihrer Meinung zu sein. Grübelnd strich er sich über den silbergrauen Bart und schürzte dabei die Lippen.
    »V erdammt, er soll es ruhig wissen, womöglich ist es in ein paar Stunden ohnehin nicht mehr von Belang. Ein feindliches Heer ist draußen vor den Toren der Stadt aufmarschiert. Es w ill Antiochia zurück – und ich fürchte, es gibt nichts, was wir ihm entgegenzusetzen haben.«
    »W ie … wie ist das möglich?«, fragte Conn. »W ir haben die Stadt eingenommen.«
    »Das haben wir. Aber du hast keine Vorstellung von dem, was draußen in den Gassen los ist, Junge. Unsere Leute sind am Ende ihrer Kräfte, Elend und Seuchen grassieren. Nacht für Nacht fliehen Ritter aus der Stadt, die sich wie gemeine Diebe über die Mauer abseilen und in der Dunkelheit verschwinden. Manche haben vor Hunger den Verstand verloren und sind darüber zu Kannibalen geworden, andere sind in heillosen Fanatismus entbrannt. Wir wollten erleuchtet werden und finden uns im dunkelsten Höllenpfuhl gefangen. In diesem Zustand werden uns die Muselmanen überrennen. Und wenn ich sehe, was aus uns geworden ist, dann ist es vielleicht auch besser so.«
    Conn hielt den Atem an.
    Selbst seinem von Schmerz und Fieber benebelten Geist blieb die Bitterkeit in Baldrics Worten nicht verborgen. Sein Adoptivvater zweifelte. Keine Rede mehr von Prüfungen, die der Herr den Kreuzfahrern stellte, um die Würdigen von den Unwürdigen zu trennen.
    »W ie viele?«, presste er mühsam hervor.
    »W enigstens zwanzigtausend Krieger. Wenn sie zum Sturm ansetzen, werden selbst die Wälle von Theodosius und Iustinian nachgeben.«
    »Dann muss ich …«, stieß Conn hervor und versuchte abermals, sich zu erheben. Er wollte aufstehen und sein Schwert ergreifen, schließlich hatte er eine Familie zu verteidigen. Doch der Schmerz, der durch seinen geschwächten Körper fuhr, belehrte ihn rasch eines anderen. Ein matter Laut entfuhr ihm, dann fiel er kraftlos zurück, und hätte Chaya ihn nicht aufgefangen, wäre er mit dem Hinterkopf zu Boden geschlagen.
    »Lass mich«, beschwerte er sich und wollte sich ihrem Griff entwinden. »Ich muss aufstehen, muss …«
    D ie Worte erstarben auf seinen Lippen, der Schmerz und die Erschöpfung forderten Tribut. Conn merkte, wie seine Sinne sich wieder einzutrüben begannen, und wehrte sich mit aller Macht dagegen – jedoch erfolglos. Wie durch eine geschlossene Tür nahm er Chayas aufgeregte Stimme wahr, die Baldric eindringlich mahnte, Conn zu schonen, weil dieser noch längst nicht gerettet sei und Aufregungen wie diese seinen Tod bedeuten könnten. Weder war Conn in der Lage, die Tür zu öffnen, noch sich verständlich zu machen – wie ein gefährlicher Sog hatte die Bewusstlosigkeit ihn erneut erfasst und zog ihn zurück in den dunklen Abgrund des Vergessens.
    Nur für einen kurzen Augenblick schien sie ihn noch einmal loszulassen, als jemand in das Hospital stürmte und lauthals etwas rief, das Conn zunächst nicht verstand. Gleichzeitig konnte er hören, wie im Hintergrund die Glocken der Kathedrale zu läuten begannen, klar und hell wie ein Frühlingsmorgen.
    Mühsam hob Conn die Lider und sah, wie Baldric sich bekreuzigte.
    Dann sank er zurück in jenes dunkle Labyrinth, dem er eben erst entkommen

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