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Das Buch Von Ascalon: Historischer Roman

Das Buch Von Ascalon: Historischer Roman

Titel: Das Buch Von Ascalon: Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Peinkofer
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sie sich in der geräumigen Kammer um, die sie allein bewohnte – das Bett teilten ihr Gemahl und sie längst nicht mehr. »Bist du von Sinnen, solche Dinge laut auszusprechen?«
    »Einmal muss ich sie aussprechen, Mutter«, bekräftigte Guillaume, gleichwohl mit gesenkter Stimme. »Ob laut oder leise, meine Bedenken bleiben. Wir sollten endlich handeln! Warum haltet Ihr mich immer noch zurück? Soll der Baron recht behalten, wenn er mich der Feigheit bezichtigt?«
    »Um Renald de Rein brauchst du dich nicht mehr zu scheren. Weder ist er dein leiblicher Vater, noch hat er mehr Macht über dich.«
    »Glaubt Ihr das wirklich? Dann verschließt Ihr Eure Augen vor der Wahrheit, Mutter. Denn Euer Gemahl ist dabei, s ich wieder jene Position zu erobern, die er auch in England schon hatte. Bereitwillig hat er sich dem Italier Bohemund angedient, bis dieser ihn in den Kreis seiner Ritter aufgenommen hat. Nicht mehr lange, und Renald de Rein wird dem Fürstenrat angehören – und was dann, Mutter? Was, wenn er unsere Pläne verrät?«
    »Das wird er nicht, denn dazu ist er selbst viel zu tief darin verstrickt. Was glaubst du, warum er nicht die Nähe Roberts gesucht hat? Wäre es für ihn nicht sehr viel einfacher gewesen, in der Gunst des Herzogs der Normandie aufzusteigen, als in der Herrn Bohemunds? Renald hingegen hat es vorgezogen, möglichst großen Abstand zu Robert zu halten, denn er weiß, dass der Herzog launisch ist und ein Bekanntwerden des Plans mit einiger Wahrscheinlichkeit auch seinen Untergang bedeuten würde.«
    Guillaume nickte. Die Argumente seiner Mutter beruhigten sein erregtes Gemüt ein wenig.
    »Dennoch solltest du dich nicht mehr mit dem Baron vergleichen«, fügte Eleanor ein wenig sanfter hinzu. »Ich habe dir das Geheimnis deiner Herkunft enthüllt, weil es für dich an der Zeit ist, dich aus seinem Schatten zu lösen. Dir ist eine größere Zukunft bestimmt, als Renald de Reins gehorsamer Sohn zu sein.«
    »Das habt Ihr schon so oft gesagt, Mutter«, wandte Guillaume seufzend ein, »und oft genug haben mir Eure Worte Trost geschenkt, aber jetzt nicht mehr. Was für eine Zukunft ist das, von der Ihr immerzu sprecht? Wollt Ihr mir das nicht endlich sagen?«
    Aus ihren tief liegenden Augen musterte Eleanor ihn mit einem langen Blick. Schließlich nickte sie. »V ielleicht hast du recht. Vielleicht ist es an der Zeit, dir die wahre Natur meines Plans zu enthüllen und dir zu offenbaren, warum ich jenen frevlerischen Handel mit dem Brandstifter geschlossen habe.«
    Guillaume hob die Brauen. Es war das erste Mal, dass er sie mit einer Spur von Geringschätzung über den königlichen B erater sprechen hörte. »Mutter?«, fragte er entsprechend verwundert.
    Ein dünnes Lächeln huschte über ihr schädelgleiches Antlitz. »Hast du ernsthaft angenommen, ich würde meinen einzigen Sohn zu des Königs Werkzeug machen, nur damit dieser Früchte ernten kann, die er niemals gesät hat? Mein Vater und mein Bruder, Guillaume, waren dabei, als Herzog William England eroberte. Sie haben mit ihm geblutet und ihm die Treue gehalten, als viele andere von ihm abfielen.«
    »Ich weiß, das habt Ihr mir oft genug erzählt. Aber ich verstehe nicht, was Ihr damit sagen wollt.«
    »Damit will ich sagen«, erwiderte Eleanor mit einer Stimme, die zu einem heiseren Flüstern verblasst war, »dass unser Anspruch auf Führerschaft nicht mehr und nicht weniger begründet ist als der jeder anderen Adelsfamilie, sei es auf der Insel oder in der Normandie.«
    »Mit Ausnahme der des Eroberers«, widersprach Guillaume.
    »Das ist wahr«, räumte Eleanor ein und schaute ihm dabei beschwörend in die Augen. »Aber was, wenn Herzog Robert beim Kampf um Jerusalem tatsächlich ein heldenhafter Tod ereilte, sodass seine Besitzungen in der Normandie allesamt an England fielen? Und was, wenn jemand König William Rufus daraufhin zu verstehen gäbe, dass man die Wahrheit über den Tod seines Bruders kenne und sie an den Adel der Normandie verraten wolle. Was dann, Sohn? Was dann?«
    Guillaume starrte seine Mutter an, als würde er sie zum ersten Mal in seinem Leben erblicken. Ihr scharfer Verstand, ihr unbedingter Ehrgeiz, ihre gewissenlose Härte, ihr manipulatives Wesen – all das hatte er stets an ihr bewundert. Das wahre Ausmaß ihrer Ruchlosigkeit ging ihm jedoch erst in diesem Augenblick auf.
    »Mutter! Du willst den König erpressen?«
    »Nein, Guillaume. Wir werden Rufus lediglich die Folgen seines eigenen Handelns vor Augen

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