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Das Buch Von Ascalon: Historischer Roman

Das Buch Von Ascalon: Historischer Roman

Titel: Das Buch Von Ascalon: Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Peinkofer
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rauben und morden um des bloßen Gewinns willen, und das alles im Namen des Herrn. Sollte die Bundeslade in ihren Besitz gelangen, so werden sie sie dazu benutzen, noch mehr Einfluss zu gewinnen und womöglich Rom und Byzanz gegeneinander auszuspielen, was sowohl für seine Heiligkeit den Papst als auch für Kaiser Alexios unabsehbare Folgen hätte.«
    » V erzeiht, Herr«, sagte Conn, dem der Kopf schwirrte von all den Namen und Dingen, die ihm nichts oder nur wenig sagten, »ich bin nur ein einfacher Kämpfer und verstehe nichts von …«
    »Als diese heilige Unternehmung begann«, erklärte der Bischof seufzend, aber bereitwillig, »wurde ich zum päpstlichen Legaten und damit zum Anführer der Pilgerfahrt bestimmt. Nach allem, was seither geschehen ist, wird selbst dir jedoch aufgegangen sein, dass es inzwischen andere sind, die über die Geschicke des Feldzugs bestimmen. Zwar halten mir einige der Fürsten noch immer die Treue, andere jedoch, wie die Normannen Tankred und Bohemund, trachten nur noch danach, ihre eigene Macht und ihren Besitz zu mehren. Wenn nun auch noch die Lade in die Hände weltlicher Kreuzfahrer gelangt, würde die Kirche vollends entmachtet und das von Gott gewollte Kräfteverhältnis ins Gegenteil verkehrt. Alles, wofür diese heilige Unternehmung steht und weswegen sie einst begonnen wurde«, fügte Adhémar leiser und, so schien es, mit einem düsteren Blick in die Zukunft hinzu, »wäre dadurch gefährdet, alle Opfer vergeblich gewesen.«
    »W as wollt Ihr dagegen unternehmen?«, fragte Conn, der sich noch immer nicht denken konnte, was das alles mit ihm zu tun haben sollte.
    »Der Feldzug selbst mag unserer Kontrolle entzogen sein – die Lade jedoch muss Rom gehören, weswegen ein Ritter im päpstlichen Auftrag nach ihr suchen und sie im Namen der Kirche in Besitz nehmen soll«, antwortete der Bischof mit fester Stimme. »Du, Conn.«
    »Ich?« Erst nach einigen Augenblicken wurde Conn bewusst, dass er den päpstlichen Legaten wie jemanden anschaute, der den Verstand verloren hatte. »Aber ich bin kein Ritter, Herr.«
    »Noch nicht, aber du wirst einer sein. Die Prüfungen dafür hast du längst bestanden und die notwendigen Kenntnisse erworben. Wie Bruder Berengar mir mitteilt, bist du sogar in der S chrift bewandert. Das ist mehr, als viele Edelleute von sich behaupten können.«
    »Aber – warum gerade ich?«
    »W eil wir etwas gemeinsam haben. Genau wie ich hast du eine Rechnung mit Guillaume de Rein zu begleichen, nicht wahr?«
    Conn schaute ihn entgeistert an.
    Er konnte nicht glauben, dass Berengar ihm davon erzählt hatte. Andererseits hatte der Mönch manches getan, das Conn niemals für möglich gehalten hätte.
    »Ihr wisst von meiner Feindschaft mit de Rein?«
    »Ich weiß, dass er die Frau getötet hat, die du liebtest, und dafür gehört dir mein Mitgefühl. Doch dir muss klar sein, dass du als Sohn eines entehrten normannischen Kämpfers nicht die geringste Aussicht hast, Guillaume de Rein jemals zum Kampf zu stellen. Als Ritter der Kirche hingegen mag es dir gelingen.«
    »Und ich erweise Euch einen Dienst, wenn ich ihm schade«, fügte Conn hinzu.
    Ein Lächeln spielte um die dünnen Lippen des päpstlichen Legaten. »W ie der Zufall es will, spielt beides zusammen. Ich gebe dir eine Frist von vier Tagen, um über alles nachzudenken, Conwulf.«
    »W as ist, wenn ich mich dagegen entscheide?«
    »Das wirst du nicht. Denn du weißt sehr wohl, dass nur ich dir geben kann, wonach es dich am meisten verlangt. Willst du inneren Frieden finden, Sohn, dann solltest du auf mein Angebot eingehen.«
    »Und die Lade?«, fragte Conn. »W as wird mit ihr geschehen, wenn ich sie finde?«
    »Sie wird nach Rom gebracht, auf dass kein weltlicher Herrscher jemals Kenntnis von ihr erlange«, versicherte Adhémar. »Über Jahrhunderte hinweg ist die Kirche die alleinige Mittlerin zwischen Himmel und Erde gewesen. Und sie soll es auch bleiben.«

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11.
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    Acre
Wenige Tage später
    Obwohl es ihr längst zur Gewohnheit geworden war, empfand Chaya es noch immer als Freude, ihrem Kind die Brust zu geben.
    Das winzig kleine, noch so zerbrechliche Wesen im Arm zu halten, sein pochendes kleines Herz zu spüren und ihm das zu geben, was es zum Überleben so dringend brauchte, erfüllte sie mit tiefer Zufriedenheit, und bisweilen gelang es ihr in solchen Augenblicken, alles um sich herum zu vergessen. Momente der Harmonie und des inneren Friedens – wie selten sie geworden waren.
    Bei der

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