Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Buch Von Ascalon: Historischer Roman

Das Buch Von Ascalon: Historischer Roman

Titel: Das Buch Von Ascalon: Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Peinkofer
Vom Netzwerk:
würden sie um seine Seele ringen.
    »Das stimmt«, pflichtete Bertrand Baldric bei. »V iele der hohen Herren nutzen die Zeit, um Raubzüge in die Umgebung zu unternehmen und sich das zurückzuholen, was der Feldzug sie gekostet hat.«
    »Können sie das denn?«, fragte Baldric dagegen. »Können Gold und Geschmeide die vielen Menschenleben ersetzen, die verloren gingen? Was, wenn wir uns geirrt haben? Was, wenn wir die Zeichen des Herrn falsch gedeutet haben und diese Unternehmung nichts als ein gewaltiger, folgenschwerer Irrtum ist. Was dann?«
    Zum ersten Mal blickte Conn auf.
    Sein Adoptivvater kauerte vor der Esse und starrte nicht weniger trüb in die Glut, als er selbst es getan hatte.
    »Du zweifelst?«, fragte er leise.
    »Muss ich das nicht?« Baldrics Auge richtete sich auf ihn. »Nichts ist so, wie wir es erwartet haben, nicht einmal der Feind, den wir bekämpfen. Was, wenn wir uns auch irren, was unsere Seelen betrifft? Was, wenn wir den Pfad des Lichts l ängst verlassen haben und verloren sind, ohne dass wir es merken?«
    Conn schluckte den Kloß hinunter, der sich in seinem Hals gebildet hatte. Baldrics Worte machten ihm Angst, wenn auch auf eine schwer zu fassende Weise, zumal im Hinblick auf die Aufgabe, die er übernommen hatte. »W as genau meinst du, Vater?«
    »Ich bin Soldat und kein Prediger, deshalb vermag ich es nicht in Worte zu fassen. Es ist nur ein Gefühl, das mich quält, seit wir aus Acre zurück sind, eine unbestimmte Ahnung, aber was, wenn …«
    Er kam nicht dazu, den Satz zu beenden.
    Knarrend flog die Tür des Hauses auf, und Berengar stand auf der Schwelle, dessen Gesellschaft Conn in den letzten Tagen absichtlich gemieden hatte. Ohne zu grüßen oder darauf zu warten, dass man ihn hereinbat, stürzte der Mönch an die Feuerstelle. Blankes Entsetzen stand in den blassen Zügen mit der Habichtsnase geschrieben.
    »W as ist geschehen, Pater?«, wollte Bertrand wissen. »Ihr seht aus, als ob …«
    »Bischof Adhémar«, stieß Berengar atemlos hervor.
    »W as ist mit ihm?«, fragte Conn.
    »Er ist tot«, antwortete der Mönch mit tonloser Stimme.
    »W as?«
    »Eine plötzliche Erkrankung, wie es heißt … wohl eine der Seuchen, die in der Stadt grassieren.«
    Conns Gesicht wurde heiß, er hatte das Gefühl, jede einzelne Haarwurzel auf seinem Kopf zu spüren. Es kam in diesen Tagen nicht selten vor, dass Menschen, die von Hunger und Strapazen geschwächt waren, von Krankheiten befallen und innerhalb kürzester Zeit dahingerafft wurden. Er erinnerte sich auch an die Hustenanfälle, die den Bischof von Le Puy bei ihrem letzten Treffen geplagt hatten. Dennoch kam es ihm seltsam vor, dass Adhémar nur wenige Tage nach ihrer geheimen Unterredung eines mehr oder minder natürlichen T odes gestorben sein sollte. Noch dazu, wo er sich auf Schritt und Tritt beobachtet wähnte.
    »Das ist nicht gut«, erklärte Baldric. »Adhémar war der Vertreter des Papstes und hat die Fürsten beständig an seine Pflichten erinnert. Ohne ihn wird alles noch schwerer werden.«
    »Das wird es«, bestätigte Berengar und bedachte Conn mit einem bedeutsamen Blick. »Kann ich einen Moment mit dir sprechen, Conwulf?«
    Obwohl alles in ihm sich dagegen wehrte, folgte Conn dem Mönch nach draußen. Die Neuigkeit hatte auch ihn schockiert, gleichwohl ertappte er sich dabei, dass er die leise Hoffnung hegte, mit dem Tod des Bischofs könnte sich auch ihre Abmachung erledigt haben und er würde nicht gezwungen sein, zwischen Vergangenheit und Gegenwart zu wählen.
    »W as wollt Ihr?«, erkundigte er sich barsch.
    »Kannst du dir das nicht denken?«, antwortete Berengar mit gedämpfter Stimme. »Erscheint es dir nicht auch verdächtig, dass der Bischof so plötzlich verschieden ist?«
    »Und wenn?«
    »Hugo von Monteil, der Bruder Adhémars, hat gesagt, dass er keineswegs an einen Tod durch Krankheit glaubt. Er vermutet, dass der Bischof vergiftet wurde, aber er kann es nicht beweisen.«
    »V ergiftet?«
    »Ich muss dir nicht sagen, wen Adhémar am meisten gefürchtet hat.«
    »Die Bruderschaft der Suchenden«, knurrte Conn. Und Guillaume de Rein, fügte er in Gedanken hinzu.
    »Ich weiß nicht, ob Graf Hugo Kenntnis hat von dem Buch und dem Bündnis, das sein Bruder mit uns geschlossen hat«, entgegnete der Mönch. »Aber ich werde mit ihm darüber sprechen.«
    »W ozu?«, fragte Conn.
    »W illst du behaupten, dir wäre nicht mehr daran gelegen, dich an deinem Erzfeind zu rächen?«
    » Nein, das behaupte ich

Weitere Kostenlose Bücher