Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Buch Von Ascalon: Historischer Roman

Das Buch Von Ascalon: Historischer Roman

Titel: Das Buch Von Ascalon: Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Peinkofer
Vom Netzwerk:
du das alles mit Bestimmtheit?«
    Conn hatte das Schweigen nicht länger ertragen. Die Enthüllung, dass sich der verräterische Berengar mit den de Reins verbündet hatte, hatte sein Wissen von einem Augenblick zum anderen zur Last werden lassen, und er hatte das dringende Bedürfnis verspürt, es mit jemandem zu teilen. Folglich hatte er Baldric und Bertrand die Wahrheit über das Buch von Ascalon berichtet, freilich ohne zu ahnen, wie sie darauf reagieren würden.
    Mit wachsendem Unglauben hatten die beiden Norman n en seinem Bericht gelauscht, bis hin zu jener bestürzenden Enthüllung, die das Geheimnis der Schriftrolle betraf. Das eine Auge vor Staunen weit aufgerissen, hatte sich Baldric bekreuzigt.
    »W undersame Dinge geschehen in diesen Tagen «, hatte er gesagt.
    »Du schenkst meinen Worten Glauben?«, hatte Conn gefragt. »Zweifelst du denn gar nicht?«
    »W arum sollte ich, Conwulf? Von dem Augenblick an, da ich dich zum ersten Mal erblickte, verletzt und reglos im Schlamm liegend, da war mir klar, dass mir der Herr etwas sagen wollte, indem er dich sandte. Und in der Zeit, die seither verstrichen ist, ist mir eines offenbar geworden, mein Junge – dass du eine wichtige Rolle in der Vorsehung des Allmächtigen spielst, sonst wärst du dem Tode nicht so oft entronnen. Wie häufig schon hätte der Herr dich in seiner Weisheit zu sich rufen können, aber er hat es nicht getan. Warum wohl? Hast du dir diese Frage jemals gestellt?«
    Conn hatte sich diese Frage gestellt, und nicht nur einmal. Aber bis auf die wenigen Male, in denen er das Gefühl gehabt hatte, Teil eines großen Ganzen zu sein, war es ihm stets so vorgekommen, als ob sich Gott einen Scherz mit ihm erlaube und das Schicksal Freude daran fände, ihm all das zu nehmen, was ihm lieb und teuer war.
    Dass all dies einem höheren Ziel dienen könnte, hatte er nicht zu hoffen gewagt – aber was, wenn Baldric recht hatte? Wenn sich Gottes Walten tatsächlich in jenem Gegenstand widerspiegelte, der aus dem Dunkel der Zeit wieder aufgetaucht war? Und wenn es Conns Schicksal war, danach zu suchen und ihn zu finden?
    »Die Dinge, von denen du sprichst, sind vor langer Zeit geschehen. Weder bin ich ein Gelehrter noch ein Mann der Kirche, aber auch ich weiß, dass die Lade des Bundes von unermesslichem Wert ist und dass es kein Zufall sein kann, wenn sie in diesen Tagen auftaucht, da wir unseren Fuß auf heiligen Boden setzen. Es m uss etwas zu bedeuten haben, Conwulf. Der Herr wollte, dass du von der Lade weißt. Und Er will auch, dass du dich dieser Verantwortung stellst.«
    Baldrics Worte hatten Conn genau dort getroffen, wo seine Zweifel saßen. Er hatte geglaubt, dass sich mit dem Tode Bischof Adhémars die Sache für ihn erledigt hätte und er sich der Aufgabe nicht zu stellen bräuchte. Sein Gewissen jedoch hatte ihn über all die Monate nicht zur Ruhe kommen lassen. Sein Körper war geheilt, und durch die endlosen Waffenübungen zu Fuß und zu Pferde, die Baldric ihm den Winter über hatte angedeihen lassen, war Conn gestählt aus jenen Tagen hervorgegangen, in denen sein Leben am seidenen Faden gehangen hatte. Sein Gewissen jedoch hatte tiefe Narben davongetragen – und in dem Augenblick, da er von Berengars Nähe zu den de Reins erfuhr, waren sie aufgebrochen wie eine alte schwärende Wunde.
    »W as soll ich tun, Vater?« , hatte er Baldric gefragt.
    »W as der Herr dir aufgetragen hat. Gehe nach Jerusalem und suche, was seit langer Zeit verschollen ist. Es ist dir bestimmt.«
    »Aber ich weiß nicht, wo ich suchen soll. Weder befindet sich das Buch von Ascalon in meinem Besitz, noch wäre ich in der Lage, seine Hinweise zu deuten. Nur Berengar kann es, und er hat sich mit meinen Todfeind verbündet. Wenn Guillaume de Rein in den Besitz der heiligen Lade gelangt, wird er sie zu seinen Zwecken missbrauchen.«
    »Da dies nicht geschehen darf, bleibt dir nur eine Wahl. Aber das hast du ja vermutlich schon die ganze Zeit über gewusst, nicht wahr?«
    Conn hatte es gewusst.
    Es war der Grund dafür, dass sein Ritt ihn nicht unmittelbar nach Jerusalem, sondern als Pilger getarnt an der Meeresküste entlang über Sidon und Tyros nach Acre geführt hatte. Chaya war hier, und ohne ihre Hilfe konnte er seine Mission nicht erfüllen.
    Es war seine Chance.
    U nd seine Buße.
    Als er sein Pferd die Straße hinunter- und auf das große Stadttor zulenkte, spürte er, wie sich das Kribbeln in seinem Bauch verstärkte. Er war nun fast da. Anders als Antiochia

Weitere Kostenlose Bücher