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Das Buch Von Ascalon: Historischer Roman

Das Buch Von Ascalon: Historischer Roman

Titel: Das Buch Von Ascalon: Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Peinkofer
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erzählt habe? Über meine Vergangenheit?«
    Conn nickte.
    »Dies ist die Stunde, auf die ich gewartet habe, Conwulf«, erklärte Baldric. »Meine Bewährung.«
    Die Entschlossenheit in den Gesichtszügen seines Adoptivvaters machte Conn klar, dass es sinnlos gewesen wäre zu widersprechen. Er nickte und wandte sich wieder zu Caleb um. »W ärst du unter diesen Voraussetzungen bereit, mir das Buch auszuhändigen?«
    Caleb zögerte. »Darüber habe ich nicht zu entscheiden.«
    »Dann sage Hauptmann Bahram, dass mein Vater mit dem Leben für die Rückkehr des Buches einsteht«, verlangte Conn entschlossen – auch wenn er in diesem Augenblick keine Ahnung hatte, wie er die vor ihm liegende Aufgabe bewältigen sollte. Nachdem er sie schon einmal bestohlen hatte, würden Berengar und Guillaume de Rein die Schriftrolle wie ihren Augapfel hüten. Ganz abgesehen davon, dass Conn Zweifel hegte, ob de Rein sich tatsächlich an die Abmachung halten und Chaya freilassen würde.
    Caleb nickte langsam und begann dann zu übersetzen. Den Zügen von Bahram war nicht zu entnehmen, was er dachte. Ruhig hörte er sich an, was sein Unterführer zu sagen hatte, dabei blickte er gelegentlich auf die Pergamentrolle in seiner Hand. Nachdem Caleb geendet hatte, setzte er zu einer Antwort an, die er Satz für Satz übertragen ließ:
    »Als die Jüdin Chaya mir von dieser Schrift berichtete, konnte ich zunächst nicht glauben, was sie sagte. Als Mann der Wissenschaft hielt ich die Lade stets für einen Schatten der Vergangenheit, einen Mythos – aber ich ahne nun, dass sie weit mehr ist als das. Seit geraumer Zeit beobachte ich die Sterne. Sie haben große und umwälzende Ereignisse vorausgesagt, aber erst in diesen Tagen verstehe ich, wovon sie sprachen. Noch weiß niemand in der Garnison von dem Buch. Ich habe es meinen Vorgesetzten bewusst verschwiegen, weil ich g laube, dass die Lade wichtiger ist als andere Dinge. Wichtiger als die Menschen. Wichtiger als dieser Krieg.«
    »Das glaube ich auch«, erklärte Conn ohne Zögern.
    »Der Hauptmann weiß, dass du so denkst«, übersetzte Caleb, nachdem Bahram erneut geantwortet hatte. »Deshalb ist er bereit, dich mit dem Buch ziehen zu lassen, wenn dein Vater für deine Rückkehr bürgt.«
    »Ich danke Euch, Herr«, entgegnete Caleb und verbeugte sich tief. Als er sich wieder erhob, hielt ihm der Armenier die Rechte hin und schaute ihm direkt in die Augen.
    »Du wirst noch heute aufbrechen«, sagte Caleb dazu. »Damit du deinem Feind nicht in Lumpen gegenübertreten musst, wird der Hauptmann dich mit einer Rüstung und Waffen ausstatten – und er wird für deine Rückkehr beten.«
    »Danke, Herr«, sagte Conn und ergriff die Hand des Mannes, der vor wenigen Minuten noch sein Feind gewesen war.

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24.
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    Berge von Nakura, nördlich von Acre
23. Mai 1099
    Es war eine seltsame Gestalt, die über die kargen Hügel nach Norden ritt, das Meer zur Linken und den Bergen entgegen, die sich zwischen Acre und Tyros erstreckten und ihrer treppenförmigen Anordnung wegen die »Leiter von Tyros« genannt wurden.
    Auf den ersten Blick hätte man den Reiter für einen ghulam halten können, denn in seiner Kettenrüstung mit den ledergepanzerten Schulterplatten, dem leuchtend gelben Übergewand und dem Umhang aus dunkelgrüner Seide wirkte er tatsächlich wie einer jener schwergepanzerten Kämpen, die in allen muslimischen Armeen anzutreffen waren. Bei näherem Hinsehen freilich erkannte man, dass am Ende seiner aus Bambusholz gefertigten Lanze das Kreuzbanner im Wind flatterte.
    Das Banner war eine Vorsichtsmaßnahme. So dankbar Conn Hauptmann Bahram dafür war, dass er ihm seine wenige Habe zurückerstattet und ihm Waffen und Rüstung gegeben hatte, so gefährlich war es andererseits, die Kleider des Feindes zu tragen. Zwar war es nicht weiter ungewöhnlich, dass christliche Ritter sich mit Ausrüstungsgegenständen ihrer Gegner ausstatteten, dennoch wollte Conn nicht Gefahr laufen, irrtümlich für einen Feind gehalten und von einem übereifrigen Posten mit Pfeilen gespickt zu werden.
    Erbarmungslos trieb er den Araberhengst zur Eile an, den B ahram ihm anstelle seines eigenen Pferdes gegeben hatte. Die Hufe des Tieres schienen den sandigen Boden kaum zu berühren, so schnell galoppierten sie darüber hinweg. Conn wusste nicht genau, wo das Kreuzfahrerheer lagerte; bei Baldrics Aufbruch waren die Streiter Christi noch in der Nähe von Tyros gewesen, das einen halben Tagesritt entfernt lag.

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