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Das Buch Von Ascalon: Historischer Roman

Das Buch Von Ascalon: Historischer Roman

Titel: Das Buch Von Ascalon: Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Peinkofer
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Züge.
    »Conwulf!«
    Conn, der sich inzwischen wieder erhoben hatte, trat auf den alten Normannen zu, und sie umarmten einander.
    »Ich habe gewusst, dass du zurückkehren würdest, Junge! Ich habe es gewusst!«
    »Du hattest recht, Vater. Deine Gefangenschaft ist zu Ende. Du bist wieder ein freier Mann.«
    Unverhohlener Stolz sprach aus Baldrics Gesicht. »Dann hast du das Buch also zurückgebracht?«
    Conn biss sich auf die Lippen. »Nicht ganz. Aber es ist für alles gesorgt. Du bist frei und kannst gehen.«
    »W as genau heißt das?« Baldrics einzelnes Auge musterte ihn prüfend.
    »Mach dir darüber keine Gedanken, Vater.«
    »W as soll das heißen?«, bohrte der Normanne weiter und schaute fragend zu den anderen. »W as geht hier vor?«
    »Dein Ziehsohn hat sich selbst gegen dich eingetauscht, alter Mann«, antwortete Caleb.
    » Nein!«, begehrte Baldric auf und wich entsetzt zurück. »Das will ich nicht!«
    »Ich weiß, Vater«, versicherte Conn mit einem schwachen Lächeln, »deshalb habe ich dich vorher auch nicht gefragt. Aber meine Entscheidung steht fest. Du hast so viel für mich getan. Zweimal hast du mir das Leben gerettet, hast mich aufgelesen und mich gesund gepflegt, als ich schon zum Sterben verurteilt schien. Nun ist es an der Zeit, es wiedergutzumachen.«
    »Nein!«, rief Baldric noch einmal und schüttelte das ergraute Haupt. »Nein, nein, nein! Das darf nicht geschehen! Dies ist nicht dein Schicksal, sondern meines!«
    »Die Aufgabe, die ich mir gestellt hatte, ist erfüllt. Guillaume de Rein ist tot. Was auch immer mit mir geschieht«, fügte er mit einem Blick in Chayas Richtung hinzu, »unschuldige Menschen werden niemals wieder vor ihm zittern müssen. Das zu wissen genügt mir.«
    Chaya, die reglos dagestanden und mit den Tränen gerungen hatte, eilte zu ihm, und sie umarmten einander nicht weniger zärtlich und liebevoll, als sie es in der Nacht zuvor getan hatten.
    Caleb wandte den Blick, selbst Bahram war sichtlich erschüttert. Obwohl der Hauptmann kein Wort verstand, begriff er genau, was vor sich ging, und seinen zusammengepressten Lippen war zu entnehmen, dass er Conn nur zu gern aus seiner Pflicht entlassen hätte. Aber das war nicht möglich. Ein Versprechen war gegeben worden, die Abmachung galt.
    Man ließ Conn und Chaya einen Moment, um sich voneinander zu verabschieden, und ihre Lippen fanden sich in einem innigen Kuss, den Caleb bleich, aber widerspruchslos zur Kenntnis nahm. Dann traten die Wachen vor, und man trennte sie voneinander.
    »Nein!«, schrie Chaya und wollte Conn hinterherlaufen, der von den beiden Kriegern hinausgeführt wurde, zurück in den Kerker, dem er erst vor wenigen Tagen entronnen war.
    P lötzlich gab es draußen auf dem Gang Tumult.
    Laute Rufe waren zu hören, aufgeregtes Geschrei.
    »W as ist da los?«, fragte Baldric.
    Bahram und Caleb wechselten einige Worte auf Aramäisch, worauf Chayas Cousin hinauseilte. Nur Augenblicke später kehrte er zurück und erstattete Bahram Bericht. Die Reaktion des Hauptmanns war zwiespältig. Erleichterung und Freude waren dabei, aber auch Sorge und Ernüchterung.
    »W as ist geschehen?«, wollte Chaya von Caleb wissen.
    »Ein Bote aus dem Palast ist eingetroffen«, antwortete dieser. »Der Statthalter ist mit einer Abordnung der Kreuzfahrer zusammengetroffen, und es wurde eine Einigung erzielt. Acre hat sich bereit erklärt, die Christen mit Wasser, Proviant und Futter zu versorgen, im Gegenzug verschonen sie die Stadt. Und als Zeichen des guten Willens werden alle christlichen Gefangenen freigelassen.«
    Chaya begriff noch einen Augenblick früher als Conn, dass dies seine Rettung war. Sie eilte zu ihm und umarmte ihn, wobei ihr Tränen der Erleichterung über die Wangen rannen.
    »Nun, Christ, wie es aussieht, ist der Herr einmal mehr auf deiner Seite«, sagte Caleb.
    Gebirge von Nakura
Anfang Juni 1099
    In einer Zeit, in der täglich Ruhmestaten vollbracht wurden, in der das Heer der Kreuzfahrer von Triumph zu Triumph eilte und Geschichte schrieb, war der Tod eines einzelnen Ritters, der noch dazu vor aller Augen als Verräter überführt worden war, nicht von Belang. Zynisch ging man über sein Ableben hinweg, verschwendete keinen Gedanken daran, welchen Verlust die Welt erlitten hatte.
    Eleanor de Rein jedoch war in tiefer Trauer.
    Verzweiflung umgab sie wie die Dunkelheit einer mond­ l osen Nacht, während sie an dem Grab kauerte, in das der leblose Körper ihres Sohnes gebettet worden war,

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