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Das Buch Von Ascalon: Historischer Roman

Das Buch Von Ascalon: Historischer Roman

Titel: Das Buch Von Ascalon: Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Peinkofer
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und seine Mutter in den Besitz des kostbaren Schatzes gelangten.«
    »Ihr habt behauptet, die Schriftrolle wäre eine Fälschung, und Chaya und mich damit in tödliche Gefahr gebracht«, ließ Conn sich vernehmen.
    »Eine andere Möglichkeit gab es nicht.«
    »Aber Ihr musstet doch damit rechnen, dass Guillaume außer sich sein würde vor Zorn! Dass er Chaya und mich zur Rechenschaft ziehen, uns vielleicht sogar töten würde!«
    »Auch das ist wahr.«
    »W ie konntet Ihr so etwas tun? Wenn Graf Hugo und die Seinen nicht aufgetaucht wären, dann …« Conn unterbrach sich, weil ihm ein neuer Gedanke aufging. »Ihr wusstet, dass Hugo uns zu Hilfe kommen würde? Ihr habt es darauf angelegt?«
    »Ich wusste, dass der Graf auf Rache für seinen ermordeten Bruder Adhémar sann und eine Gelegenheit wie diese nicht ungenutzt verstreichen lassen würde. Also erzählte ich ihm von dir und jener Nacht in London, von dem Komplott, von dem du erfahren hattest …«
    »W oher wusstet Ihr davon? Ich habe es nie jemandem erzählt!«
    »Du selbst hast es berichtet, in Antiochia, als du im Fieber lagst. Du hast im Traum gesprochen.«
    »Und das soll ich glauben?«
    »Es ist die Wahrheit«, stimmte Baldric zu.
    » Du … du wusstest ebenfalls davon?« Conn schaute seinen Adoptivvater fassungslos an. »Die ganze Zeit über? Warum hast du kein Wort gesagt?«
    »W eil es nichts geändert hätte. Solange es keinen Beweis dafür gab, war dein Wissen nicht nur nutzlos, sondern auch höchst gefährlich.«
    »Ihr habt mir also geglaubt?«
    »Nicht nur das«, sagte Berengar. »Ich ahnte schon damals, dass deine Kenntnisse irgendwann hilfreich sein würden. Denn nichts geschieht ohne Gottes Plan.«
    »Ohne Gottes Plan?« Conn trat vor, packte den Mönch am Kragen seiner Kutte und riss ihn an sich heran. »Ist Euch nicht klar, was Ihr damit hättet anrichten können, Mann?«
    »Doch, Conwulf – und es war die Scham, die mich hinausgetrieben hat in die Wüste und auf die Spur des Verräters. Aber ich sah keine andere Möglichkeit, um Guillaume de Rein aufzuhalten.«
    »W arum habt Ihr mir das nicht gesagt? Warum habt Ihr nicht mit mir geredet?«
    »Hättest du mir denn zugehört nach allem, was ich dir und Chaya angetan habe?«, fragte Berengar derart entwaffnend dagegen, dass Conn nicht anders konnte, als ihn wieder loszulassen.
    »W ohl nicht«, gab er zu.
    »Ich habe Guillaume und seine Mutter Eleanor kennengelernt und weiß, wozu sie fähig sind. Wäre die Lade ihnen in die Hände gefallen, wäre sie nur dazu benutzt worden, ihre Macht und ihren Besitz zu vergrößern. Das konnte ich nicht zulassen.«
    »Also habt Ihr das Buch verschwinden lassen, nachdem Ihr es zunächst als angebliche Fälschung entlarvt hattet. Und wo befindet es sich jetzt?«
    »An einem Ort verborgen, wo Eleanor es nicht zu finden vermag«, entgegnete der Mönch, wobei er immer wieder stockte und Atem schöpfen musste. »Ich bin den Weg des Ver r äters bis zum Ende gegangen und werde auch den Preis des Verräters bezahlen – nur dass meine Belohnung nicht dreißig Silberlinge gewesen wären, sondern der Ruhm der Eitelkeit. Und Gottes Herrlichkeit schon zu Lebzeiten zu schauen.«
    »W as redet Ihr da?« Conn hob die Brauen. All dies Gerede ergab für ihn keinen Sinn.
    »Ich habe meine Buße geleistet, glaub mir. Alles, wonach es mich noch verlangt, ist deine Vergebung, Conwulf, denn an dir habe ich mich mehr als an jedem anderen Menschen versündigt. Ich habe dich hintergangen und deine Freundschaft verraten, und daran trage ich schwer. Willst du mir verzeihen?«
    Er hatte zuletzt immer langsamer gesprochen, und seine Züge, so hatte es im Licht der Öllampe jedenfalls den Anschein, waren noch fahler geworden. Conn zögerte mit einer Antwort. In den letzten Wochen hatte es Stunden gegeben, da er den Mönch verflucht und ihm die ewige Verdammnis an den Hals gewünscht hatte. Doch nun, da er vor ihm stand, gebeugt und um Vergebung flehend, konnte er nicht anders, als Mitleid zu empfinden.
    »Berengar, ich …«, begann Conn – da brach der Mönch zusammen.
    Mit einem leisen Stöhnen ging er zu Boden, und es war Conn, der bei ihm niederkniete, um das Haupt des Mönchs in seinen Schoß zu betten, damit es nicht auf hartem Stein zu liegen kam.
    »Conwulf …«
    »W as ist mit Euch?«
    »Bitte vergib mir«, ächzte der Mönch, während der Blick seiner geweiteten Augen ziellos umherirrte. »Mir bleibt kaum noch …« Er verstummte, als ihn ein heftiger Krampf schüttelte.

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