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Das Buch Von Ascalon: Historischer Roman

Das Buch Von Ascalon: Historischer Roman

Titel: Das Buch Von Ascalon: Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Peinkofer
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zu groß war, um passende Worte dafür zu finden. Zum anderen konnte er ja schlecht zugeben, aus der königlichen Burg geflohen zu sein.
    »Das ist genau die Erwiderung, die ich erwartet habe«, sagte Baldric mit freudlosem Lächeln. »Ich stelle dich also vor die Wahl.«
    »V or welche Wahl?«, fragte Conn verwundert.
    »Dich entweder unserer Wallfahrt anzuschließen und auf diese Weise Buße zu leisten für deine Vergehen, oder noch in dieser Nacht den Soldaten der Garnison übergeben zu werden, die sicher wissen werden, was sie mit dir anzustellen haben«, entgegnete der Pilger ohne Umschweife.
    » Das könnt Ihr nicht tun!«, rief Conn aufgebracht.
    »W arum nicht? Da es dem Allmächtigen gefallen hat, mich zur rechten Zeit am rechten Ort sein zu lassen, stehst du in seiner Schuld ebenso wie in meiner.«
    »V on wegen«, widersprach Conn entschieden und voller Schmerz. »Gott hat mir alles genommen, was mir im Leben etwas bedeutet hat. Ich schulde ihm also nicht das Geringste.«
    »W ir alle stehen in Gottes Schuld, mein Junge. Und wir alle haben etwas zu sühnen.«
    »Ich nicht«, versicherte Conn trotzig.
    »Ist das dein letztes Wort?«
    Conn schluckte sichtbar. Bittere Entschlossenheit sprach aus Baldrics kantigen Zügen und dem einen Auge. Der Normanne mochte ihm das Leben gerettet haben, aber zweifelsohne würde er nicht zögern, ihn den Burgwachen zu übergeben, und dann würde ihn dasselbe traurige Ende ereilen wie den glücklosen Tostig. Wenn er erst am Galgen hing, endete damit auch jede Chance, Nias Tod zu rächen, und Guillaume de Rein würde ungeschoren davonkommen.
    Andererseits, was erwartete ihn, wenn er auf Baldrics Angebot einging? In seinem ganzen Leben war Conn noch keinem Normannen begegnet, dem er hätte vertrauen können – warum sollte ausgerechnet dieser eine Ausnahme machen?
    »Ich kenne Euch nicht, und Ihr kennt mich nicht«, sagte er deshalb. »Ihr wisst noch nicht einmal, was ich getan habe.«
    »Nein«, gab Baldric zu. »Aber ich weiß, dass Gott dir aus einem bestimmten Grund das Leben geschenkt hat – und dass du es nicht einfach wegwerfen, sondern für ein höheres Ziel einsetzen solltest.«
    »Das hatte ich vor«, versicherte Conn vieldeutig.
    »Das bezweifle ich nicht. Die Frage ist nur, ob du deine unsterbliche Seele dabei gewonnen oder verloren hättest. Wenn du mir folgst und für die heilige Sache streitest, wirst du sie in jedem Fall gewinnen.«
    »Ich bin kein Kämpfer.«
    D er Einäugige lächelte schwach. »Doch, mein Junge – du weißt es nur noch nicht. Hätte der Herr dich nicht mit dem Herz eines Kämpfers bedacht, hättest du die letzten Tage nicht überlebt.«
    » Tage ?«, hakte Conn nach.
    »Fünf, um genau zu sein.« Der Normanne grinste. »An den ersten beiden Tagen warst du mehr tot als lebendig. Du lagst in schwerem Fieber, und ich glaubte schon, wir würden dich verlieren. Aber Gott scheint noch mehr mit dir vorzuhaben, Junge, deshalb hat er dich auf wunderbare Weise erhalten und deinen Zustand gebessert.«
    Conn wusste nichts darauf zu erwidern.
    Dass er fünf Tage lang ohne Bewusstsein gewesen war, war ein Schock für ihn. Demnach lag Nias Tod schon fast eine Woche zurück. Vermutlich war sie längst beerdigt worden, verscharrt auf dem Todesacker der Unfreien und Namenlosen.
    »Dass du den Plan nicht kennst, den Gott für dich gefasst hat, bedeutet nicht, dass es keinen gibt«, schärfte Baldric ihm ein.
    »Und Ihr …« Conn schürzte die spröden Lippen. »Ihr werdet mich nicht den Wachen übergeben?«
    »Nicht, wenn du dich uns anschließt und mich als mein Diener begleitest. Du hast mein Wort darauf.« Baldric streckte ihm seine Rechte hin.
    Conn zögerte noch immer, schon weil er keine Ahnung hatte, worauf er sich einließ. Dann jedoch musste er wieder an seine Verfolger denken. Und an Nia, an das letzte Gespräch mit ihr, an die Freiheit, die sie gemeinsam hatten suchen wollen, und an das Versprechen, das er ihr gegeben hatte – und zu seiner eigenen Bestürzung wurde er Zeuge, wie er den unverletzten Arm hob und die Hand des Normannen ergriff, um die Abmachung zu besiegeln. Etwas unerwartet Beruhigendes ging von der Berührung aus, das Conns inneren Aufruhr ein wenig beschwichtigte.
    »Unser Handel gilt also«, stellte Baldric fest.
    » Er gilt«, bestätigte Conn und richtete sich halb auf seinem Lager auf. »Aber sobald ich die Schuld getilgt habe und Ihr mich aus Euren Diensten entlasst, werde ich nach England zurückkehren und tun, was ich

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