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Das Buch Von Ascalon: Historischer Roman

Das Buch Von Ascalon: Historischer Roman

Titel: Das Buch Von Ascalon: Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Peinkofer
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erwartet hatte.
    »Friede mit Euch, Isaac.«
    »Friede auch mit Euch, Daniel.«
    »W isst Ihr, dass ein Teil von mir fürchtete, Ihr würdet nicht kommen?«
    »Diesen Teil gab es auch in mir«, gestand Isaac offen. Er war zu alt, und es stand zu viel auf dem Spiel, um sich etwas vorzumachen. »Aber er hat sich als der schwächere erwiesen. Hätte es Gott gefallen, mir einen Sohn zu schenken, so hätte ich ihm die Bürde übertragen, wie es mein Vater einst bei mir tat. So wie die Dinge liegen, bin ich jedoch mit keinem männlichen Nachkommen gesegnet, und auch ein Schwiegersohn blieb mir verwehrt.«
    Bar Levi nickte. »Bislang. Aber wie zu hören ist, soll sich dies bald ändern.«
    »Mordechai Ben Neri ist gewiss nicht meine erste Wahl«, g ab Isaac zu, der sich nicht weiter darüber wunderte, dass der Vorsteher der Gemeinde bereits von der geplanten Hochzeit wusste. Mordechai war nie sehr zurückhaltend gewesen, wenn es darum ging, Neuigkeiten zu verbreiten, die ihn in einem guten Licht erscheinen ließen. »Aber er vermag meiner Tochter das zu geben, was mir in diesen Tagen wichtiger erscheint als alles andere, nämlich Schutz und Sicherheit.«
    »Er hat viel für unsere Gemeinde getan. Mehr als ich für möglich gehalten hätte. Dennoch bin ich froh darüber, dass Ihr geht, mein Freund, und nicht er.«
    »Jeder dient dort, wo er es am besten kann«, entgegnete Isaac ausweichend. Natürlich hatte er darüber nachgedacht, Mordechai als seinen designierten Schwiegersohn in das Geheimnis einzuweihen und ihm die Aufgabe zu übertragen, die er selbst in jungen Jahren übernommen hatte. Aber ein Gefühl – und er vermochte nicht zu sagen, ob es ein Fingerzeig Gottes war oder aus seiner tiefsten Seele drang – sagte ihm, dass Mordechais Platz hier war, bei seiner Familie und seiner Gemeinde, und dass er kein Recht hatte, ihm diesen Platz zu nehmen. Auch dann nicht, wenn es bedeutete, das Liebste, das ihm auf Erden geblieben war, zurückzulassen und in die Obhut seines einstigen Gegners geben zu müssen.
    »Eine kluge Entscheidung«, sagte der Parnes, als könnte er Isaacs Gedanken lesen. »Ihr habt recht gehandelt.«
    »Eine Entscheidung voller Schmerz. Selbst das lebendige Wasser konnte ihn nicht abwaschen.«
    »Das war auch nicht zu erwarten, mein Freund«, meinte der andere mit nachsichtigem Lächeln. »Aber die Läuterung durch das Bad der Mikwe wird Euch helfen, zurückzulassen, was Euch bindet, und Euren Geist ganz auf die Aufgabe zu konzentrieren, die vor Euch liegt. Die Schrift muss unversehrt nach Antiochia gelangen und ihre Bestimmung erfüllen. Nur zu diesem Zweck wurde sie uns überlassen.«
    »Ich weiß.«
    »Auf diesen Moment wurdet Ihr vorbereitet, alter Freund, f ür diesen Augenblick habt Ihr gelebt. Fast beneide ich Euch um die Mission, die Euch übertragen wurde.«
    »Es steht Euch frei, mich zu begleiten«, sagte Isaac und konnte sich ein Lächeln nicht verkneifen.
    »W ie Ihr schon sagtet – jeder dient dort, wo er es am besten kann«, entgegnete der Parnes ohne Zögern und wechselte das Thema. »W isst Ihr schon, auf welcher Route Ihr reisen werdet?«
    »Auf der westlichen. Mein Ziel wird Genua sein, wo ich ein Schiff nach Judäa besteigen werde. Mit Gottes Hilfe werde ich das Land unserer Väter noch vor dem Winter erreichen.«
    »Dann möge Euch diese Hilfe in reichem Maße beschieden sein, mein Freund«, erwiderte Bar Levi und verließ seinen Platz am Stehpult, wo er noch einige Notizen gemacht hatte. Mit bedachten Schritten durchmaß er den Raum und trat an eine große Truhe aus Akazienholz, die mit reichen, orientalisch anmutenden Schnitzereien versehen war. »Kommt«, verlangte er.
    Isaac leistete der Aufforderung Folge und fühlte sich weder wie ein alter Mann noch wie jemand, der im Begriff war, eine große Bürde auf sich zu nehmen. Vielmehr kam es ihm vor, als wäre er wieder jener zwölfjährige Junge, der den Worten seines sterbenden Vaters lauschte, vor undenklich vielen Jahren. Und fast kam es ihm vor, als könnte er in der Stille von Bar Levis Arbeitszimmer die vertraute Stimme hören.
    Ihr werdet euer Leben leben, so wie ich das meine gelebt habe , hatte sie gesagt, werdet Familien gründen und Kinder haben. Über den Geschäften und Sorgen des Alltags werdet ihr bisweilen vergessen, was einst gewesen ist, und womöglich, wenn es dem Herrn gefällt, wird euer Leben zu Ende gehen, so wie das meine nun zu Ende geht, ohne dass er diese große Pflicht von euch gefordert hat.

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